Klimaprotest in Nürnberg

Angebliche Würgegriffe bei Klima-Versammlung in Nürnberg - ging die Polizei zu hart zur Sache?

Theresa Neuß

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26.8.2024, 15:58 Uhr
Der Klimaprotest in Nürnberg ist vorzeitig durch die Polizei beendet worden.

© Letzte Generation Der Klimaprotest in Nürnberg ist vorzeitig durch die Polizei beendet worden.

Am Samstag gegen 12 Uhr versammelten sich nach Angaben der "Letzten Generation" etwa 50 Personen in der Nürnberger Innenstadt auf der Straße, "um sich für eine gerechtere Politik in der Klimakrise einzusetzen" heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.

Dessen Aussagen zufolge, seien bereits vor Beginn der Versammlung Polizeibeamte dazwischen gekommen und hätten die Leute gewaltsam von der Straße gezerrt - "mit Schmerz- und Würgegriffen." Frühzeitig habe die Polizei den Straßenprotest aufgelöst, obwohl "keine Beeinträchtigung durch die Versammlung entstand".

Harter Polizeieinsatz oder subjektive Wahrnehmung?

Auf Nachfrage unserer Redaktion, hat Christian Seiler, Polizeibeamter, der beim Einsatz vor Ort gewesen war, seine Sicht geschildert. Der Klima-Protest ist zwar friedlich abgelaufen, allerdings war es keine angemeldete Versammlung. Die Einsatzkräfte haben ihnen eine Versammlungsfläche in unmittelbarer Nähe auf dem Jakobsplatz zugewiesen. Laut Seiler, seien die Anhänger der Letzten Generation allerdings weiter an Ort und Stelle sitzen geblieben. "Trotz mehrfacher Aufforderung der Beamten verließen 16 Teilnehmer die Straße nicht freiwillig, weshalb die Polizei die Versammlung schließlich auflöste und einen Großteil der Personen von der Straße trug", so Seiler.

Die Klimaaktivisten haben sich auf die Fahrbahn blockiert und auch nach Aufforderung der Polizei nicht aufgestanden.

Die Klimaaktivisten haben sich auf die Fahrbahn blockiert und auch nach Aufforderung der Polizei nicht aufgestanden. © Letzte Generation

Das Wegtragen von der Straße erklärt Seiler, als harmlos. Dabei würden immer zwei Einsatzkräfte jeweils einen Arm der Person nehmen. Nach Angaben der Polizeiinspektion Mittelfranken sind während des Einsatzes weder Aktivisten noch Einsatzkräfte verletzt worden. "Eigentlich ist alles friedlich abgelaufen", sagt Seiler.

"Schmerz- und Würgegriff"

"Ich habe beobachten müssen, wie ein Freund von mir im Würgegriff aus der Klimaversammlung gezogen wurde. Die Polizei sollte solche Griffe gar nicht anwenden, da sie gefährlich sind. Und vor versammlungsrechtlichen Ansprachen hat das erst recht zu unterbleiben", sagt Benjamin Böhm, Klimaaktivist der Letzten Generation.

Der "Würgegriff", wie die Letzte Generation ihn genannt hat, sei, laut Aussagen der Polizei, nicht verwendet worden. Seiler erklärt die beschriebene Szene und das Bild der Demonstranten in einem anderen Licht. Demnach habe sich der Mann, der auf dem Bild zu sehen ist, schon vor dem Start der großen Versammlung zielstrebig auf die Fahrbahn gesetzt. Die Polizeibeamten sind auf ihn aufmerksam geworden und davon ausgegangen, dass er sich auf die Straße kleben wolle. Deshalb hätten sie einen speziellen Griff eingesetzt, mit dem es möglich ist, eine Person hochzuheben. Laut Seiler ist dabei aber immer ein Arm unter der Achsel, sodass die hochgehobene Person eben nicht gewürgt wird. Seiler erklärt weiter, dass der betroffene Mann auch direkt selbst aufgestanden sei und es ein klärendes Gespräch zwischen ihm und dem Polizisten gegeben hätte.

Mitglieder der Letzten Generation ziehen nun in Erwägung Dienstaufsichtsbeschwerde oder Strafanzeige gegen die entsprechenden Beamten zu erstatten. "Die Situation war sehr belastend und aufreibend", beschreibt es eine Aktivistin.