Ankläger fordert Haftstrafe für Holocaust-Leugner Ittner
9.11.2015, 05:57 UhrSeit 25. März steht der 57 Jahre alte Gerhard Ittner vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth - und seither redet sich der Mann, der Deutschland als "Lügendemokratie", bezeichnet, die mit "stalinistischem Terror" die "Mär des Holocaust" aufrechterhält, in Rage.
Wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole klagt ihn Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger an - Ittner selbst hält allein die Vorwürfe gegen sich für ein Verbrechen.
Vor Gericht hat jeder Anspruch darauf, angehört zu werden - der Rechtsextremist nutzt dieses rechtliche Gehör, um sich selbst als "Opfer der Meinungsverfolgung" zu präsentieren. Die Richter und den Staatsanwalt nennt er "Justizprostituierte" und "Rechtsbeuger".
Am vorletzten Verhandlungstag beschäftigte er die 1. Strafkammer, die als Staatsschutzkammer tagt, ausschließlich mit Ablehnungsanträgen. Und auch beim letzten Prozesstag war noch nicht einmal die erste Minute verstrichen, als er erneut die drei hauptamtlichen Richter und die beiden Schöffen als "Justizkriminelle" beschimpft und wieder pauschal ablehnt. Auf Antrag des Staatsanwaltes ("Herrn Ittner geht es allein darum, das Verfahren gegen ihn zu verzögern") wird der Angeklagte vom weiteren Verfahren ausgeschlossen.
Ittner plärrt "Heil dem Deutschen Volke" und tritt aus dem Saal. Seine Verlobte verlässt zeitgleich den Zuschauerraum, ermittelt wird auch gegen sie, sie soll im historischen Saal 600 den Arm zum Hitlergruß gestreckt haben.
Gerhard Ittner war erst im Jahr 2005 wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, damals tauchte er unter, 2012 spürten ihn Fahnder in Portugal auf. Von dort aus verbreitete er, davon ist der Ankläger überzeugt, Briefe voller volksverhetzender Beleidigungen über das Internet.
Viele Indizien
Ittner soll ein Pseudonym verwendet haben, doch Indizien deuten auf seine Urheberschaft hin: In den Mails verbargen sich Landschaftsbilder aus Portugal, eines seiner Notizbücher enthält das Passwort für den E-Mail-Account, auf der Festplatte seines Computers fanden sich zig wortgleiche Sätze.
"Mit seiner letzten Aussage hat Ittner gezeigt, wie es um ihn geistig bestellt ist", kommentiert der Staatsanwalt den Abgang des Angeklagten aus dem Saal. "Ist Ittner ein Staatsfeind oder einfach einer, der nicht alle Sinne beisammen hat?", fragt er - und stellt zugunsten des Angeklagten fest, dass er nach Einschätzung eines Psychiaters "krankheitsbedingt querulatorisch veranlagt" sei.
Doch verbal-aggressiv versuche der mehrfach wegen Volksverhetzung vorbestrafte Gerhard Ittner einen Umsturz herbeizureden, und dagegen müsse sich eine Demokratie wehren - auch mit einer deutlichen Freiheitsstrafe. Am 17. November wird die Verteidigung ihr Plädoyer halten.