Viel Geduld gefragt

Ansturm auf Booster-Impfung: "Terminvergabe wird in Nürnberg zum Lotteriespiel"

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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18.11.2021, 14:39 Uhr
Warten auf den dritten Piks: Wer eine Auffrischungsimpfung will, braucht derzeit viel Geduld.

© Bernd Weißbrod/dpa Warten auf den dritten Piks: Wer eine Auffrischungsimpfung will, braucht derzeit viel Geduld.

Martina B. ist sauer. Seit dem frühen Morgen habe sie immer wieder versucht, einen Termin für ihre Auffrischungsimpfung über das bayerische Impfportal zu ergattern, sagt die 46-Jährige. "Doch das wird derzeit zum Lotteriespiel." Vor lauter Verzweiflung habe sie sich dann doch in die Schlange vor der Anlaufstelle im Franken-Center eingereiht - nur um dort zu erfahren, dass dort ohne Termin nichts mehr möglich ist. "Das hätte man doch absehen können", schimpft B. "Bei mir kommt da die Wut hoch." So wie ihr geht es vielen, zahlreiche Leserinnen und Leser beschweren sich über das derzeitige Prozedere, weil sie sich dringend impfen lassen wollen.

Auch Jeanette K. reihte sich vergeblich in die Schlange ein, sie habe sich sogar extra freigenommen, um die Impfung zu bekommen. Im Internet sei noch davon die Rede gewesen, dass das ohne Terminvergabe möglich ist, vor Ort wurde sie dann, wie viele andere, wieder weggeschickt. "Unglaublich, nach fast zwei Jahren Pandemie", findet K. Besonders schwer tun sich ältere Menschen wie Friedrike S., denn noch lassen sich die Termine in den Nürnberger Impfzentren, wenn überhaupt, nur online vereinbaren. S. rief vergeblich bei der Hotline des Impfzentrums an. "Ich hing eine Viertelstunde in der Warteschleife, nur um dann zu erfahren, dass ich keinen Termin vereinbaren kann. Sie solle sich an ihren Hausarzt wenden, sei ihr geraten worden, sagt die 82-Jährige. "Doch der hat mich wieder weggeschickt, weil er nicht den richtigen Impfstoff hat."

In der Tat sind auch die diversen Hotlines völlig überlastet. Bis zu 6000 Anrufe am Tag gehen allein beim Bürgertelefon des Gesundheitsamtes täglich ein. "Unfassbar viele Mails" kommen laut Sprecherin Ulrike Goeken-Haidl noch hinzu. Auch Rolf Rabenstein,, Leiter der Nürnberger Impfzentren, kennt die Probleme und verspricht, möglichst schnell Abhilfe zu schaffen. "Wir tun, was wir können." Doch müsse die Stadt den Vorgaben der Staatsregierung folgen, und die sahen im Frühherbst noch vor, die Impfkapazitäten zu reduzieren, weil es kaum noch Impfwillige gab. Jetzt müssten die Kapazitäten erst wieder aufgestockt und das erforderliche Personal angeworben und geschult werden.


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Doch bereits ab der kommenden Woche sollen die beiden Impfzentren am Plärrer und in der ehemaligen Kfz-Zulassung montags bis samstags jeweils von 9 bis 18 Uhr öffnen - derzeit wird jeweils nur an drei Tagen geimpft. Laut Rabenstein werden dann 6000 Impfungen pro Woche möglich sein. Die erforderlichen Termine werden immer donnerstags über das bayerische Impfportal vergeben und tagsüber nach und nach eingestellt. Wie groß der Bedarf ist, hat die Stadt heute ermittelt: Die ersten 400 Termine waren nach elf Minuten ausgebucht. Ab Dezember sollen die Kapazitäten deshalb weiter aufgestockt werden, derzeit sucht die Stadt noch nach einer dritten Anlaufstelle.

Bald 15.000 Impfungen pro Woche?

Wenn sie gefunden ist und das Personal eingearbeitet wurde, sollen 15.000 Impfungen pro Woche angeboten werden, ähnlich viele wie im Frühjahr im Messezentrum. Auch an Menschen ohne Internet sei gedacht, so Rabenstein. Ab 22. November sind in der alten Kfz-Zulassung an allen sechs Tagen jeweils von 9 bis 11 Uhr auch Impfungen ohne Termin möglich. Zudem will die Stadt eine telefonische Hotline für die Terminvergabe einrichten und alle über 60-Jährigen per Post über das Angebot informieren.