Ansturm auf Nürnbergs Tafeln: "Senioren haben oft nicht die Kraft"
23.12.2019, 09:36 UhrEr hat es nicht weit: Die Pfarrgemeinde Zum Guten Hirten in Nürnberg-Langwasser ist für Josef Klein (Name geändert) bequem zu Fuß zu erreichen. Seit Sommer vergangenen Jahres kommt er regelmäßig hierher. Denn einmal pro Woche dient der Pfarrsaal als Ausgabestelle für die Nürnberger Tafel.
In seinen Stoffbeuteln hat der Rentner diesmal neben Gemüse, etwa Obst, Backwaren und Nudeln auch zwei Packungen Wurst, ein wenig Käse, Joghurt und etwas zum Naschen verstaut. "Ich koche selbst, nur schnell muss es gehen“, verrät er. Und nur dank der günstigen Waren von der Tafel (zwei Euro pro Einkauf), konnte er für eine überfällige Zahnbehandlung etwas sparen.Zuvor hatte er sich lange nicht vorstellen können, sich hier anzumelden.
Großspenden stellen bayerische Tafeln vor Logistik-Probleme
Inzwischen aber hat der 74-Jährige die Scheu überwunden. Er ist einer von rund 6500 Tafelkunden in Nürnberg und ein treffendes Beispiel gerade für die stark steigende Zahl älterer Nutzer. Das liegt an der demografischen Entwicklung, aber wohl auch an einem psychologischen Faktor: "Die Senioren bringen oft die Kraft nicht mehr auf, Armut zu verstecken und kommen dann zu uns", sagt der Vorsitzende des Bundesverbands der Tafeln, Jochen Brühl. Zudem dienen Ausgabestellen auch als Treffpunkte und damit als Fluchtort, der Einsamkeit zu entkommen.
180 Freiwillige arbeiten allein für Nürnberger Tafel
So bietet die Ausgabestelle Lauf, eine von neun Stützpunkten im Nürnberger Land, auch einen kleinen Cafébetrieb an. In Langwasser und und anderswo fehlt dafür der Platz – die Raumprobleme machen den Organisatoren vom Roten Kreuz mit am meisten zu schaffen. "Wir suchen seit langem und händeringend Flächen für Ausgabestellen im Nürnberger Westen und am Nordostbahnhof", heißt es. "Super angenommen" werde inzwischen die Ausgabestelle im Pfarrhaus von St. Elisabeth in der südlichen Altstadt. Es folgt ab Januar als dann sechste Ausgabestelle eine im BRK-Haus an der Nunnenbeckstraße 43.
Der Einlass ist straff organisiert: Die Besucher sind Gruppen zugeordnet, für die wechselnde Zeitfenster vorgesehen sind. So hat jeder und jede mal die Chance, noch prall gefüllte Warenkörbe vorzufinden, während gegen Ende die Auswahl schmäler wird. Der Aufwand ist beachtlich: Um die 20 Helferinnen und Helfer werden benötigt. Insgesamt stützt sich die Nürnberger Tafel auf 180 Freiwillige, im Nürnberger Land sind es sogar fast 300. Jede Woche verteilen sie sechs bis sieben, im Landkreis sogar acht Tonnen.
Einen Tag vor Weihnachten bittet unsere Weihnachtsaktion "Freude für alle" noch einmal gezielt um Spenden, die ausnahmsweise Alleinstehenden oder Familien indirekt zugute kommen – über die Tafeln. Denn diese bleiben auch in unserer Region auf Zuwendungen angewiesen, weil die Zuschüsse dafür nicht ausreichen.
So können Sie helfen: Durch eine Überweisung auf eines der Aktionskonten von "Freude für alle":
Konto bei der Sparkasse Nürnberg: IBAN: DE 63 760 501 01 0001 101 111
Konto bei der Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 763 500 0000 000 63999
Konto bei der Sparkasse Fürth: IBAN: DE 96 762 500 00 0000 277 772
Konto bei der Postbank Nürnberg: IBAN DE 83 760 100 85 04000 94854
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