Archivare starten Blog: Kuriose Geschichten aus der Region
26.11.2015, 17:31 UhrJörg Fischer erzählt zum Beispiel die Geschichte der Arbeiter aus der Gewehrfabrik in Amberg, die täglich jeder einen Liter Bier im Dienst tranken. Mindestens. Der Arbeitgeber subventionierte den Konsum sogar, um Schlimmeres zu verhindern. Bevor die Beschäftigten auch noch Schnaps saufen, sollten sie lieber Bier konsumieren. Trotz ihrer besonderen Arbeit. Ausgeschenkt wurde der Gerstensaft in zwei hauseigenen Schänken.
Da geht Jasmin Kambach vom Nürnberger Stadtarchiv zum Beispiel der Frage nach, woher die alten Häkel- und Stricknadeln im Material des Hauses kommen. Sie hat den Blog mit ins Leben gerufen. „Bei den Nadeln handelt es sich um Produkte der H. J. Wengleins Norica- und Herold-Werke, Nürnberg-Schwabacher Nadelfabriken GmbH, die nach Schließung der sogenannten Herold- oder Noricawerke an das Stadtarchiv Nürnberg abgegeben wurden. Wann genau die Nadeln abgegeben wurden, ist leider nicht mehr nachvollziehbar“, schreibt Kambach. 1935 seien die Werke das letzte Mal in den Nürnberger Adressbüchern nachweisbar. Was bleibt, ist das kleine, aber ungewöhnliche Firmenarchiv.
„Der Blog ist seit gut einer Woche freigeschaltet“, sagt Wiltrud Fischer-Pache, stellvertretende Leiterin des Nürnberger Stadtarchivs. Die kommunalen Archive seien untereinander gut vernetzt. So sei es nicht schwierig gewesen, auf Anhieb mehrere Stadtarchive zum Mitmachen zu animieren. Derzeit sind neun Häuser vertreten: Neben Nürnberg sind das Fürth, Erlangen, Schwabach, Pegnitz, Bamberg, Lauf a.d. Pegnitz, Amberg und Weißenburg.
"Vergessene Kostbarkeiten"
Fischer-Pache selbst schreibt in einem Beitrag über zwei „Vergessene Kostbarkeiten“. Das sind Urkunden aus dem 14. Jahrhundert, „die durch ihre äußere Form völlig aus dem Rahmen fallen“. Die Fachleute nennen sie „Rotuli“ (lat. rotulus = Schriftrolle), sie stammen aus den Jahren 1389 und 1409. Es gibt nur wenig überlieferte Exemplare. Zwei davon lagern im Stadtarchiv Nürnberg. Doch sie müssen dringend restauriert werden. Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) fördert die Erhaltung.
Für Mitte nächsten Jahres plant das Stadtarchiv eine Ausstellung über Nürnberger Kamerahersteller. In ihrem Beitrag für den Blog fragt Ruth Bach-Damaskinos Bürger, ob sie daheim noch Kameras haben oder deren Zubehör sowie Projektoren oder auch Werbematerial und Gebrauchsanweisungen. Es geht unter anderem um: Bingwerke AG, Knödler Kamerabau, Photomechanische Werkstätte Konrad Köhnlein, Seischab & Co und W. Oswald KG „Genos“ Kamerabau.
Natürlich haben auch schon die anderen Städte Texte online gestellt. Andreas Bayerlein aus Pegnitz berichtet zum Beispiel von dem Testament einen hohen Finanzbeamten der Stadt von 1784, das er kurz vor seinem Tod verfasst hatte und erst 2010 auf einem Dachboden entdeckt wurde.
Weitere Informationen im Web: www.stadtarchive-metropolregion-nuernberg.de
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