Auch Schmuck kann nachhaltig sein
25.2.2020, 08:00 UhrWer die Räume der Goldschmiede Schiffmann betritt, merkt direkt, dass hier viel Wert auf Modernität gelegt wird: hohe Decken, lichtdurchflutete Räume, in denen moderne Sitzmöglichkeiten neben antiken Möbeln und einzelnen vom Flohmarkt erworbenen Raritäten stehen. Vor zwei Jahren zog Schiffmann mit seiner Goldschmiede in den hinteren Teil des Gebäudes in der Herderstraße, nachdem er 2006 die Goldschmiede von seinem Vater übernommen hatte.
Mit der Zeit geht Andreas Schiffmann aber nicht nur was die Einrichtung seiner Räumlichkeiten betrifft, sondern auch in der Produktion seiner Schmuckstücke: "Ich habe mich von Anfang an mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, obwohl der Hype darum damals noch gar nicht losgegangen war", erklärt der 52-jährige Goldschmied.
Sekundärgold als Alternative
Der größte Knackpunkt bei der Schmuckproduktion: Die natürlichen Ressourcen wie Gold und Silber sind selten und müssen mit aufwendigen Verfahren aus der Erde abgebaut werden. "Wir haben uns deswegen bewusst dafür entschieden, Sekundärgold zu verwenden und nicht zum Beispiel Fair Trade-Gold." Der Grund: "Fair Trade ist zum einen eine Marke, die sehr kostspielig ist für alle, die das Siegel haben wollen." Und für Schiffmann noch entscheidender: "Der größte Unterschied ist, dass beim Sekundärgold nichts mehr aus der Natur abgebaut wird, sondern das Gold, das bereits im Umlauf ist, recycelt und aufgearbeitet wird. Menschheit und Umwelt werden dadurch deutlich geschont."
Wie es der Name schon sagt, handelt es sich bei Sekundärgold, auch Recyclinggold genannt, um bereits genutztes Gold zum Beispiel für Schmuck, Münzen oder auch für den Zahnersatz. "Das klingt natürlich nicht so sexy, aber man muss sich das so vorstellen, dass die Firmen dieses Gold sammeln, einschmelzen und aufbereiten. Am Ende ist es wie neu", erklärt Schiffmann. Für seine Stücke bezieht er das Gold von einer Firma aus Pforzheim. "Wir haben also auch einen vergleichsweise kurzen Transportweg." Die eigentliche Herstellung der Stücke erfolgt direkt vor Ort in Nürnberg.
Werden Steine gewünscht, versucht Schiffmann ebenfalls recycelte Ware zu nutzen. "Wir kaufen zum Beispiel Steine von Kunden an, schleifen die teilweise um und nutzen sie wieder." Reichen sie nicht oder wird etwas anderes gewünscht, greift er auf Edelsteine zurück, die durch das Kimberley-Abkommen, zertifiziert sind. "Eine komplette Sicherheit kann es aber nie geben."
Solche Edelsteine nutzt Frank Bescherer für seine Schmuckproduktion nicht. Zusammen mit seinem Vater baute er bereits 2011 einen Onlineshop mit nachhaltigen Produkten auf. Umhängetaschen, Geldbörsen, Clutches und eben auch Schmuck: "2013 haben wir dann nachhaltigen Schmuck in unser Sortiment aufgenommen, weil ich festgestellt habe, dass da Bedarf vorhanden ist", erzählt der 42-Jährige.
Einen Laden hat das kleine Unternehmen nicht. Produziert wird zu Hause, der Vertrieb findet hauptsächlich über den Onlineshop "JuliaPilot" statt. Dass alle Produkte dort nachhaltig sind, darauf legt Bescherer großen Wert: "Meine Meinung ist: Früher war es so, dass mit biologisch und ökologischen Produkten immer ein Verzicht verbunden war, zum Beispiel das Klopapier das grau und rau war." Das sei aber der falsche Ansatz: "Man kann fast alles nachhaltig produzieren. Also neben dem Preis und der Qualität kommt die Nachhaltigkeit als zusätzlicher Parameter dazu." Natürlich mache das die Produktentwicklung schwieriger, doch in den meisten Fällen sei es möglich.
Für seine Schmuckstücke – Ohrringe und Halsketten – greift das Label deswegen auf recyceltes Silber zurück – hergestellt von der selben Firma in Pforzheim, die auch die Goldschmiede Schiffmann beliefert. Dort, so Bescherer, würden die Ketten auf einer Maschine, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammt, hergestellt. "Wir kriegen die fertigen Ketten dann hier her geliefert und montieren die Kristalle darauf." Echte Steine nutzt Bescherer nicht. "Wir arbeiten ausschließlich mit Swarovski-Kristallen, also künstlich hergestelltem Glas." Anders als bei Diamanten und Rubinen müsse man dafür "nicht die Erde zerstören, um an das Material heranzukommen". Zudem würden die Kristalle in Österreich hergestellt. Damit sei dann auch sichergestellt, dass bei der Produktion faire Arbeitsbedingungen herrschen würden.
Was die Schönheit steigert
Zudem seien damit die Transportwege kurz. "Manche große Hersteller lassen ihren Schmuck dagegen in China produzieren und schicken ihn per Luftfracht nach Deutschland." Für ein paar Ohrstecker, die ein Gewicht von rund vier Gramm hätten, würde das einen immensen CO2-Ausstoß bedeuten – das 60-fache des Eigengewichts, rechnet Bescherer vor. "Die Herstellung vor Ort ist wesentlich umweltschonender."
Der gleichen Meinung ist auch Goldschmied Schiffmann. In seiner Firma sei mittlerweile die gesamte Philosophie auf Nachhaltigkeit umgestellt. Das käme auch bei vielen Kunden an: "Nichts macht ein Schmuckstück schöner, als es mit gutem Gewissen zu tragen."
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