Riskanter Klimaprotest

„Auf jeden Fall lebensgefährlich“: Nürnberger Flughafen-Sprecher äußert sich zu Klebe-Aktion

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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19.8.2024, 05:00 Uhr
Am Donnerstagmorgen haben Klimaaktivisten den Flugverkehr am Nürnberger Flughafen kurzzeitig lahmgelegt. Pressesprecher Christian Albrecht äußerte sich nach dem Vorfall.

© News5/Collage Nordbayern Am Donnerstagmorgen haben Klimaaktivisten den Flugverkehr am Nürnberger Flughafen kurzzeitig lahmgelegt. Pressesprecher Christian Albrecht äußerte sich nach dem Vorfall.

Am Donnerstagmorgen ging kurzzeitig nichts mehr am Flughafen Nürnberg: Aktivisten der Letzten Generation hatten sich gegen 5.45 Uhr auf dem Taxi Way - der Zufahrt zur Start- und Landebahn - festgeklebt. Erst um 7 Uhr konnte der Flugverkehr wieder zur Normalität zurückkehren. Die Bilanz: Acht Flüge am Nürnberger Flughafen waren durch die Aktion beeinträchtigt. Ein Abflug musste komplett gecancelt werden, sechs weitere Flüge starteten verspätet. Eine Maschine, die in Nürnberg landen sollte, musste nach Prag umgeleitet werden.

Nicht nur, weil die Aktion den Flugverkehr beeinträchtigte, kritisierte der Pressesprecher des Airports Nürnberg Kritik am Vorgehen der Protestierenden. Er bezeichnete die Aktion aus mehreren Gründen als gefährlich: "Letztendlich muss man sich bewusst machen, dass im Sicherheitsbereich eines Flughafens Flugzeuge, aber auch andere Fahrzeuge unterwegs sind, die kreuz und quer fahren", sagte Christian Albrecht im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "News5".

Die größte Gefahr würden aber die Flugzeuge selbst darstellen - besonders wegen der Triebwerke: "Die haben eine enorme Ansaugwirkung und die haben eine enorme Ausstoßwirkung", erklärte Albrecht. Diesen Umstand solle man "auf keinen Fall unterschätzen" - alle Mitarbeitenden im Sicherheitsbereich des Flughafens Nürnberg würden aus diesem Grund sogar entsprechend geschult und wüssten deshalb genau, wo sie sich gefahrlos bewegen können.

Albrecht spricht Warnung aus - Folgen für Protestierende noch unklar

Etwas mehr als eine Stunde beeinträchtige der Klima-Protest den Flugverkehr am Airport Nürnberg, danach verlief wieder alles in geregelten Bahnen. In Anbetracht der Urlaubssaison hätten die Ausfälle durch die Protestaktion wohl noch gravierender sein können. Von einer Verharmlosung der Aktion, gar von einem "Scherz", wollte Albrecht aber dennoch nichts wissen - die Aktion sei auf jeden Fall "lebensgefährlich" gewesen: "Wenn man sich im Sicherheitsbereich eines Flughafens aufhält und nicht weiß, wie man sich bewegen darf, ist das lebensgefährlich. Von daher sollte man das auf jeden Fall unterlassen", appelliert der Pressesprecher des Flughafens.

Welche konkreten Konsequenzen die Aktion für die Protestierenden hat, ist derweil noch nicht bekannt. Ob - und in welcher Höhe - Kosten auf die Aktivisten zukommen, konnte Albrecht nach dem Vorfall nicht beantworten. Zum einen werde das von den Airlines, die von den Verspätungen oder dem Ausfall betroffen waren, selbst geregelt. Zum anderen werde der Flughafen zwar eine eigene Prüfung anstellen, für eine Aussage über konkrete Folgen sei es aber "noch zu früh".

Letzte Generation fordert Aus für fossile Brennstoffe - heftige Kritik aus der Politik

Die Letzte Generation protestierte am Donnerstag bundesweit an vier Flughäfen. Neben dem Airport Nürnberg waren die Flughäfen Berlin Brandenburg, Köln/Bonn und Stutgart betroffen. Aus einer Pressemitteilung der Gruppierung geht hervor, dass die Proteste im Rahmen einer weltweiten Kampagne durchgeführt wurden, die einen Ausstiegsvertrag für fossile Brennstoffe zum Ziel habe. Die Letzte Generation zitierte eine Aktivistin, die am Stuttgarter Flughafen protestiert hatte: "Solange systematisch unsere Lebensgrundlagen verbrannt werden, hören unsere Proteste nicht auf."

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) etwa verurteilte die Klebeaktionen scharf. Auf der Plattform X verwies sie zugleich auf eine geplante Gesetzesverschärfung, die das Kabinett im Juli beschlossen hatte. "Diese kriminellen Aktionen sind gefährlich und dumm", schrieb Faeser. "Wir haben empfindliche Freiheitsstrafen vorgeschlagen. Und wir verpflichten die Flughäfen, ihre Anlagen deutlich besser zu sichern."

Auch der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) übte heftige Kritik: "Die hochgefährlichen und radikalen Aktionen der Klima-Chaoten sind absoluter Irrsinn. Das ist alles andere als ‚friedlicher Widerstand‘, wie von den selbsternannten Klimaschützern immer konstatiert." Es sei erschreckend, wie "unbelehrbar, starrsinnig und rücksichtslos" sie seien. "Ihrem vermeintlichen Ziel, dem Klimaschutz, helfen sie mit solchen Blockadeaktionen am wenigsten. Stattdessen sind sie bereit, das Leben anderer zu gefährden. Neben harten Strafen muss es saftige Schadensersatzforderungen durch die Flughafengesellschaften und Flughafenbetreiber geben", sagte der Minister.

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