Auf Tuchfühlung mit den Tieren: Zu Gast im Circus Voyage
20.5.2016, 06:00 UhrViele Artisten braucht der "Circus Voyage" nicht, der derzeit seine Zelte an der Sigmundstraße aufgeschlagen hat. Gerade einmal fünf menschliche Stars treten mit verschiedenen Nummern in der Manege auf. Die echten Stars, das sind die 80 Tiere, mit denen der Zirkus durch Deutschland tourt. Elefanten, Zebras, Kamele, Giraffen – sogar ein Flusspferd ist dabei.
Von Tierrechtlern wird der Zirkus daher regelmäßig kritisiert. In einer Mitteilung an die Presse weist die "Bürgerinitiative Wildtierverbot Deutschland" auf vermeintliche Missstände hin und ruft zu Protesten vor der Premiere am Freitag auf. Die Tierrechtler wollen mit Kostümen, Bannern und Megafonen vor dem Zelt ein Zeichen setzen.
Elefant verhaltensgestört?
Besonders im Visier haben sie unter anderem Elefantendame Sibu. "Auf dem Video, das Tierrechtler dazu ins Netz gestellt haben, sieht man lediglich, dass sie sich freut", sagt Zirkus-Sprecher Sascha Grodotzki. Tierschützer nennen das Auf- und Ablaufen der Elefantenkuh "verhaltensgestört". Sibu sei der rangniedrigste Elefant in der Herde, so der Sprecher, bei Leckerlis habe sie daher oft das Nachsehen. "Wenn sie aber ihren Auftritt hat und die Besucher sich für ein Foto auf sie setzen können, dann ist sie vor Freude aufgeregt", sagt Grodotzki, "dann ist sie nämlich mal der Star, der Aufmerksamkeit und Lob bekommt".
Harsche Kritik üben Tierrechtler auch wegen Mausi. Die Elefantendame hat lange Jahre im Zirkus gelebt, wurde später auf Druck von Tierrechtlern an einen Zoo in Belgien gegeben. Kurz darauf war Mausi tot. "Die Obduktion hat damals ergeben, dass ein Darmverschluss ursächlich war", so Grodotzki. An der Haltung im Zirkus habe es jedoch nicht gelegen. "Mausi war über 50 und hatte Arthrose", so der Sprecher, "in der Manege ist sie daher gar nicht mehr aufgetreten". Zirkusdirektor Alois Spindler vermutet, dass das Tier aus Trauer gestorben ist. "Elefanten sind sehr sensibel", so Grodotzki, "möglicherweise kam der Darmverschluss vom Stress, weil sie von ihrer Herde getrennt war".
Fehlverhalten weist man beim Zirkus von sich. Überhaupt betont man, wie viel Wert darauf gelegt wird, dass die Tiere gut untergebracht und versorgt werden. Offenbar funktioniert das. Der Aschaffenburger Amtstierarzt (dort gastierte der Zirkus zuletzt) stellte etwa bei einer unangekündigten Kontrolle vor einer Woche ein gutes Zeugnis aus. Zu beanstanden hatte er nichts. In Nürnberg ist der Zirkus bislang noch nicht kontrolliert worden. "Wir haben angemeldet, dass wir da sind", sagt Grodotzki, "der Amtstierarzt kommt dann unangekündigt vorbei".
Reichlich Futter, saubere Gehege
Bei einem Rundgang über das Gelände machen die Tiere (allesamt keine Wildfänge) einen guten Eindruck – wenngleich eine Redakteurin natürlich keine Tierärztin ist. Die Gehege sind sauber, das Futter ist reichlich und frisch.
Grodotzki verspricht, dass den tierischen Stars auch in der Manege nichts Schlimmes abverlangt wird. "Sie präsentieren sich ganz natürlich", sagt er. Die Flusspferddame Jedi etwa werde lediglich hineingeführt und zeige ihre Zähne. Die Giraffen werden ein paar Runden drehen und dabei von Zuschauern gefüttert. Die Tiger machen Männchen, einer von ihnen bekommt eine Flasche Milch.
"Den Tieren geht es bei uns gut", sagt Grodotzki. Eine Diskussion darüber, künftig ohne Tiere auf Tour zu gehen, habe es im "Circus Voyage" deshalb nie gegeben. Erst kürzlich gastierte ein Zirkus in Nürnberg, der es in dieser Saison ohne Tiere versucht. Die Bilanz: schwindende Besucherzahlen.
Wer selbst sehen will, wie es den Tieren im Zirkus ergeht: Die Zelte stehen noch bis zum 12. Juni an der Sigmundstraße. Premiere ist am 20. Mai um 19.30 Uhr, weitere Vorstellungen jeden Mittwoch und Donnerstag um 16 Uhr, jeden Freitag und Samstag um 16 und 19.30 Uhr, Sonntag um 11 und um 15 Uhr.
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