Aus Sicherheitsgründen: Mountainbike-Schanzen im Reichswald vor dem Abriss

Hartmut Voigt

Lokalredaktion Nürnberg

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7.7.2020, 05:55 Uhr
Aus Sicherheitsgründen: Mountainbike-Schanzen im Reichswald vor dem Abriss

© Hartmut Voigt

Es gibt zahllose Schanzen, Rampen und Sprungtische bei den Mountainbike-Trails zwischen Tiergarten und Schwaig. Wer abseits des Hauptwegs die Waldwege und Pfade zur Kuppe des Schmausenbucks hinauf wandert, stößt immer wieder auf präparierte Routen: Halsbrecherische Touren schlängeln sich zwischen den Bäumen, die Bodenerosion hat man manchen Stellen erschreckende Ausmaße angenommen. Zwischendrin sind mit Holz und teilweise sogar mit Metallschienen gebaute Schanzen zum Abheben zusammengezimmert.

An einer Stelle müssen Mountainbiker einen mehrere Meter weiten Sprung wagen, um auf der anderen Seite eines Grabens wieder festes Erdreich unter den Reifen zu haben. Wer zu kurz springt, stürzt in den Graben — und kann sich schwer verletzen. "Wir hören immer wieder, dass der Rettungswagen im Wald unterwegs war. Aber eine Statistik über Unfälle gibt es nicht", sagt Förster Wurm. Der 44-Jährige hat sich wegen einer möglichen Mithaftung der Staatsforsten zu einem radikalen Schritt entschlossen: Die illegal errichteten Mountainbike-Bauwerke werden beseitigt.

"Teures Steuergeld-Grab"

Als Ausgleich will man den Bikern auf der Südseite der Hochspannungstrasse in Tiergartennähe ein großes, professionell bebautes Mountain-Trail-Areal errichten. Die Hoffnung ist, dass man auf dem "Bikepark Schmausenbuck" die Freizeitsportler konzentrieren kann und die vielen Trails abseits nicht mehr genutzt werden.

Die regionale Gruppe der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) mit 280 Mitgliedern (bundesweit sind es 80.000 Mitglieder) sieht die Überlegungen allerdings sehr kritisch. Es bestehe die Gefahr, dass der auf 750.000 Euro veranschlagte "Bikepark" in Tiergartennähe ein "sehr teures Steuergeldgrab" wird, meint DIMB-Sprecherin Nora Beyer: "Er wird noch ein paar mehr Biker herlocken, die ein-, zweimal die Abfahrt unterhalb der Stromschneise fahren und dann aber weiter in den Wald fahren. Weil das kurze Stück nicht nachhaltig attraktiv ist und an der Realität der Mountainbiker am Schmausenbuck vorbeigeht."

Attraktiv sei vielmehr, dort eine ausgedehnte Waldrunde mit Bergauf- und Abfahrten zu drehen. Das sei etwas vollkommen anderes, als die immer wieder gleichen 500 Meter der Stromschneisen-Strecke hinunter zu nutzen. Zum Vergleich: Die DIMB-Ausfahrten betragen zwischen zwölf und 15 Kilometer.

Mangelnde Verkehrssicherheit

Beyer äußert Verständnis für die Absicht des Forstbetriebs Nürnberg, illegal errichtete Rampen abzureißen: "Wir können die Position des Forsts absolut nachvollziehen, dass einige Bauten in ihrer Dimension und mangelnden Verkehrssicherheit nicht stehen gelassen werden können. Das ist ja auch nicht wirklich eine Auffassungs-, sondern eine Rechtsfrage."

Allerdings hält sie es für fragwürdig, dass andere überdimensionierte Schwarzbauten als schutzwürdig eingestuft würden, wie etwa die Schanzen der Zabo Trails. Hier scheine mit zweierlei Maß gemessen zu werden. Sollten im Rahmen der Gleichbehandlung andere, ebenso alte Bauwerke am Schmausenbuck dann nicht ebenso "schutzwürdig" sein?

Die DIMB-Sprecherin unterstreicht, dass mit dem Forst sowie weiteren Bikergruppen bereits konstruktive Gespräche geführt wurden, wie Mountainbiker weiterhin unterwegs sein können und zugleich die berechtigten Interessen anderer Nutzer sowie der Naturschutz berücksichtigt werden. "Wir stehen hinter dem Forstbetrieb Nürnberg", bekräftigt Beyer.

DAV: Areal bei den Strommasten reicht nicht

Die Mountainbike-Gruppe des Deutschen Alpenvereins Sektion Nürnberg (DAV) hält einen "Bikepark Schmausenbuck" für eine Erweiterung des Angebots. Allerdings werde man dort natürlich nicht alle Aktivitäten bündeln können. Die Menge der Mountainbiker sei viel zu groß, ein einziges Areal unter den Strommasten werde nicht ausreichen.

Um die Nutzungsdichte durch Spaziergänger Hundebesitzer, Jogger und Radler direkt am Schmausenbuck zu verringern, sollten Mountainbiker in fünf Kilometer Entfernung die Möglichkeit haben, interessante Trails zu befahren oder zu errichten, meint Martin Pöhlmann, Leiter der DAV-Mountainbikegruppe. Dort sind rund 200 Frauen und Männer aktiv. Pöhlmann bedauert zwar den Abbruch der alten Rampen, doch er hat mit Blick auf die Haftung des Waldeigentümers Verständnis.

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