Ausgebrannte Marthakirche: Anteilnahme ist groß
6.6.2014, 07:43 UhrIn der katholischen Stadtkirche St. Klara bleibt am Donnerstagabend kein Platz, bis zu den Ausgängen stehen die Besucher eines Solidaritätsgottesdienstes. Eigentlich sollte es „nur“ eine Andacht in einer Reihe zur Gebetswoche für die Einheit der Christen werden. Nun aber sind alle in Gedanken bei dem erschütternden Brand in der St. Martha-Kirche, die in der Nacht zum Donnerstag ein Opfer der Flammen wurde – und der Zusammenhalt bekommt plötzlich noch eine ganz praktische Dimension: Sowohl die „große“ Schwester der Reformierten, die lutherische Kirche, wie auch die katholische Stadtkirche rufen ihre Gläubigen zu Spenden für St. Martha und wollen unter anderem die Kollekten von Gottesdiensten an den Pfingsttagen für die Wiederherstellung der einstigen gotischen Spital- und Meistersingerkirche zur Verfügung stellen.
Das Feuer brach in der Nacht zum Donnerstag im Dach aus. Es muss eine Zeit lang gewütet haben, bis es entdeckt wurde. Fast gleichzeitig riefen eine Streife und Emil Conta, der im an die Kirche angebauten Pfarrhaus wohnt, am Donnerstag um 1.30 Uhr die Feuerwehr. „Ich habe gehört, dass etwas herunterfällt“, sagt Conta. Er und fünf weitere Bewohner wurden von der Feuerwehr über die Leiter gerettet. Der Qualm hatte ihnen den Weg durchs Treppenhaus versperrt. Sie hatten Riesenglück, dass die Flammen nicht aufs Pfarrhaus übergriffen.
Die Feuerwehr löschte von drei Drehleitern aus. Weil das Gebäude einzustürzen drohte, konnte sie nur von außen heran. Was ihr die Arbeit zusätzlich erschwerte, war das wegen der anstehenden Kirchensanierung aufgebaute Gerüst samt Plane. Die Plane hielt das Löschwasser ab. Ein außergewöhnlicher Einsatz also, wie Thomas Schertel, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr Nürnberg, am Tag nach dem Großbrand im Interview erzählt.
Die Kirche ist versichert. Ob das Gebäude wieder errichtet werden kann, steht jedoch in den Sternen. Es sei zu früh, um das zu beurteilen, sagt Gerhard Steinmann, Vizechef der Bauordnungsbehörde. St. Martha ist zwar nicht akut einsturzgefährdet, die Statiker planen dennoch Sicherungen. Weil man noch nicht weiß, wie sehr die Hitze den Stein angegriffen hat.
Viel Geld wird nicht zuletzt für zwei Glocken und eine neue Orgel benötigt. Das Instrument, das vollkommen verschmort ist, war fast täglich und vielfach in Gebrauch, denn es diente auch vielen Schülern und Studenten zum Üben – zudem wird die Kirche häufig für Konzerte genutzt. Dauergast ist etwa der Mozartverein.
In der gegenüberliegenden Klarakirche ist die Gemeinde bereits seit Ende April mit ihren Gottesdiensten zu Gast – die erwidert damit die ökumenische Gastfreundschaft, die ihr während der Sanierung von St. Klara vor ein paar Jahren in St. Martha zuteil geworden war. An eine rasche Rückkehr ist nun nicht zu denken.
Seit 650 Jahren ist Sankt Martha Heimat für viele Gläubige. Jetzt stehen von dem Gotteshaus nur noch die Fassade und ein paar Säulen – dazwischen unzählige verkohlte Balken. „Es sieht aus wie im Krieg“, sagt Pfarrer Dieter Krabbe, „nur dass in Kriegsgebieten nicht nach drei Minuten Rettung kommt.“
Krabbe berichtet von einer breiten Welle der Solidarität mit der Kirchengemeinde. Noch in der Nacht, so Krabbe, habe ihm ein Unbekannter 500 Euro in die Hand gedrückt. Der Mann hatte im Fernsehen von der Feuerkatastrophe erfahren. „Sie wissen, wofür“, hat er dem Pfarrer gesagt und sich dafür entschuldigt, dass er leider nicht mehr geben könne.
Spenden für St. Martha: Kontonummer 11950110 Sparkasse Nürnberg; IBAN: DE 18760501010011950110, BIC SSKNDE77XXX
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