BEG: Verlängerung der Gräfenbergbahn zu teuer
17.8.2014, 05:57 UhrFür erheblichen Wirbel sorgt das geheimnisvolle Gutachten der BEG, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums in Bayern das Regional- und S-Bahn-Angebot organisiert, bereits seit geraumer Zeit. Steht es doch in krassem Widerspruch zu den Ergebnissen, zu denen die Aachener Verkehrsplaner des Instituts IVV kommen, die im Auftrag der Stadt Nürnberg das Konzept des Nahverkehrsentwicklungsplanes erarbeitet hatten.
Darin werden, wie berichtet, einer Verlängerung der Gräfenbergbahn ab Nürnberg-Nordost nach Fürth und von dort in Richtung Cadolzburg sehr gute wirtschaftliche Zukunftschancen eingeräumt. Mit dem Faktor 1,57 hätte das Projekt mit prognostizierten 4800 Fahrgästen am Tag alle Voraussetzungen für eine öffentliche Förderung.
Städte finden Idee gut
Sowohl in Nürnberg als auch in Fürth findet man die Idee sehr gut. Vor allem in Nürnberg, so die Parteien übereinstimmend, könnte man im Bereich der Nordstadt und des dort angesiedelten Klinikums neue Verknüpfungspunkte im öffentlichen Personennahverkehr schaffen.
Einer der gravierendsten Unterschiede der beiden Expertisen, die bis jetzt bekannt sind: Laut BEG-Gutachten kostet die Ertüchtigung der Strecke 34 Millionen Euro statt der im städtischen IVV-Gutachten genannten 20 Millionen Euro. Unterm Strich kommt die BEG zu einem Kosten-Nutzen-Faktor von minus 0,22. Damit, so BEG-Pressesprecher Wolfgang Oeser, sei die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben. Und noch mehr: Würde man die Strecke tatsächlich bauen, entstehe sogar ein dauerhafter gesamtwirtschaftlicher Schaden. Ausschlaggebend seien hohe Betriebs- und Unterhaltskosten
Stadträte und der Bürgerverein Nürnberg-Nord, die, wie berichtet, Aufklärung über die Diskrepanzen und Einsicht ins Gutachten verlangen, müssen sich wohl noch bis zum 25. September gedulden. Dann, so lässt Frank Jülich, Leiter des städtischen Verkehrsplanungsamtes auf Anfrage der Lokalredaktion wissen, werde die BEG ihre Expertise im Verkehrsausschuss vorstellen.
Schwieriges Zahlenwerk
Seiner Behörde liegt die vom Büro Intraplan erstellte Studie, an der gleich drei auf verschiedene Bereiche spezialisierte Gutachter und der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) mitwirkten, seit drei Wochen vor. Derzeit werde das „schwierig zu lesende Zahlenwerk“ intern diskutiert und interpretiert, sagt Jülich auf die Frage, warum man die Stadträte in dieser Sache immer noch im Dunkeln tappen lasse.
Übereinstimmung bei IVV und Intraplan, so Jülich auf Nachfrage, gäbe es eigentlich nur bei der Fahrgastprognose. Differenzen bestünden dagegen bei den angesetzten Verkehrsmodellen und Investitionskosten, die man kritisch hinterfragen müsse. Beispielsweise habe die BEG einen Betrag von 4,6 Millionen Euro für Beschleunigungsmaßnahmen an den Bahnhöfen Heroldsberg und Eschenau der Gräfenbergbahn aufgeführt, die eigentlich gar nicht Gegenstand der jetzigen Planung seien.
Oder die Kreuzung der Ringbahn mit der Rollnerstraße, wo die BEG eine Brücke bauen möchte, die Stadt aber auch eine signalisierte Kreuzung für möglich hält. Ein weiterer Fakt: Die IVV-Gutachter sind von VGN-Erhebungen aus dem Jahr 2000 ausgegangen, die BEG hatte als Datengrundlage die aktualisierte Fassung aus dem Jahr 2008.
Dennoch. Jülich: „Das BEG-Gutachten und die Absage an die Verlängerung der Strecke hat uns in seiner Deutlichkeit verunsichert, zumal es sich um eine bestehende und nachweislich attraktive Trasse handelt. Für uns bleiben viele Fragen offen. Die genannten Kosten sind schwer zu überprüfen.“
Lärmschutzmaßnahmen
Nein, das Gutachten werde vorab nicht veröffentlicht, bekräftigt BEG-Pressesprecher Oeser auf Anfrage. Zuerst wolle man es mit den Partnern in der Region diskutieren. Auch die Frage, worin denn die Gründe für die unterschiedliche Bewertung zwischen IVV und Intraplan liegen, kann die BEG nicht beantworten. Bislang liege ihr nämlich das Nürnberger Gutachten für den Nahverkehrsentwicklungsplan nicht vor. Lärmschutzmaßnahmen in Höhe von 13 Millionen Euro seien deshalb nötig, weil die Ringbahn bei einer Nutzung durch die Gräfenbergbahn ihren Bestandsschutz verliert und als neue Schienenstrecke gewertet werden müsse.
Weitere Kosten entstehen laut BEG unter anderem, weil neue Bahnhöfe (Thon, Wetzendorf, Buchenbühl) gebaut werden müssten. Außerdem ist es nötig, den Nordostbahnhof als Kreuzungsbahnhof auszubauen. Dazu kämen Maßnahmen in den Bahnhöfen Eschenau und Heroldsberg und eine Ertüchtigung der gesamten Gleisanlage auf der Ringbahn, um hier durchgehend Tempo 80 zu ermöglichen.
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