Beim Ball der Union gab es Politik nur fein dosiert
3.2.2013, 17:21 UhrGanz ohne das, was Abgeordnete und Mitglieder (gut ein Drittel der 3200 Gäste sollen ein CSU-Parteibuch besitzen) umtreibt, ging es freilich nicht. Aber schon bei der Begrüßung, die oft auch zu ein paar kantigen Sprüchen verleitet, verzichtete der CSU-Bezirksvorsitzende und Finanzminister Markus Söder als Gastgeber auf jeden Seitenhieb. Im Gegenteil: Erstmals konnte er offiziell Vertreter anderer Parteien begrüßen, sowohl von den Freien Wählern wie seine Kabinettskollegin Katja Hessel von der FDP. In der Fülle der Mandats- und Funktionsträger aus den eigenen Reihen fehlten nur wenige, darunter Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein wegen einer Reise und Tobias Schmidt, der kürzlich seine Landtags-Kandidatur zurückgezogen hatte.
Vielleicht war Söder einfach noch berauscht von seinem Auftritt als Marilyn Monroe beim Fasching in Veitshöchheim und quasi von Kopf bis Fuß auf Charme eingestellt. Das Kostüm vom Vorabend brachte ihm, inzwischen natürlich im Smoking, beim Defilee über den roten Teppich am Eingang reichlich, auch augenzwinkernde Anerkennung ein.
Und geschickt münzte er die stundenlange Erfahrung mit Seidenstrümpfen und Highheels um in eine nette Schmeichelei für die „eigentlichen Ehrengäste“. An deren Spitze zog diesmal Bundesministerin Ursula von der Leyen alle Blicke auf sich.
Söders Einladung habe sie kaum widerstehen können, meinte die CDU-Politikerin. Dabei hatte sie, wie man es von ihr kennt, natürlich wieder einen superanstrengenden Tag hinter sich: „Der Sohn musste zum Fußball, die Tochter zum Pony, auf der Fahrt hierher bin ich eingenickt.“ Eilends musste ihr Hotel noch einen Figaro für sie engagieren. „Ich wusste, dass Nürnberger Lebkuchen gut sind, jetzt weiß ich, dass das auch für Friseure zutrifft.“
Während Sozial- und Finanzminister auf der politischen Bühne gewöhnlich hart miteinander ringen, wollten sie auf dem Parkett der Meistersingerhalle eitel Harmonie demonstrieren: „Sie dürfen vorübergehend führen“, zeigte von der Leyen vor dem Eröffnungswalzer mit Söder Entgegenkommen. Zum „Chillen und Spaß haben“ blieb ihr freilich nicht viel Zeit, schon nach zweieinhalb Stunden war sie wieder unterwegs zurück nach Berlin.
Ganz ohne Politik, dafür mit einer schönen Portion Selbstironie (und, wie sie gestanden, reichlich Lampenfieber) setzten sich Söder & Co. um Mitternacht in Szene: Arrangiert und begleitet von Bandleader Conny Wagner rockten sechs Kandidaten für den Bundes-, Land- und Bezirkstag und vier Mitstreiter den Kleinen Saal mit dem Song „Männer in den besten Jahren“.
Mag sein, dass sie dabei von der Hochstimmung profitierten, in die Howard Carpendale als Stargast des Abends (wohl auch dank seiner famosen Band) das Publikum versetzt hatte. Vom ersten Song an, sprang der Funke über: Auf der rappelvollen Tanzfläche ließen sich die Gäste nicht nur zum mitswingen animieren. Ob „Ti amo“ oder „...dann geh’ doch“ erwiesen sich nicht nur Fans zur Freude des 67-Jährigen als erstaunlich textsicher. „Er hat ziemlich zugenommen“, kommentierten viele das Show-Erlebnis, „aber schön, ihn einmal live erlebt zu haben.“
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