Besondere Redner und Musiker zu Gast
20.1.2016, 20:13 UhrVor sechs Jahren, am 24. Januar 2010, protestierten Juristen in ganz Europa gegen unbegründete und rechtswidrige Verhaftungen sowie gegen die Behinderung von Anwälten bei der Ausübung ihres Berufes – sie riefen den Tag des verfolgten Rechtsanwalts ins Leben und heute ist das Thema aktueller denn je: Aus vielen Teilen der Welt erreichen uns Nachrichten über Anwälte, die aus politischen Gründen verfolgt, verhaftet, gefoltert oder getötet werden.
Das Schicksal von Abdolfattah Soltani etwa bewegt seit längerer Zeit viele Menschen in der Region. Vertrat der 62-Jährige doch jahrelang Mandanten, die sonst nirgendwo im Iran einen Verteidiger finden konnten — seit vier Jahren sitzt der Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises des Jahres 2009 selbst hinter Gittern.
Nun, da die internationalen Sanktionen gegen den Iran gelockert wurden, durfte Soltani das Gefängnis gerade gegen Kaution erstmals für eine Woche verlassen.
Seine in Nürnberg lebende Tochter Maede Soltani (34), eine Industriedesignerin, setzt sich für ihren Vater, aber auch für andere im Iran verfolgte Persönlichkeiten ein — seit einiger Zeit auch in einer Juristengruppe bei Amnesty International. Unter dem Eindruck der massiven Menschenrechtsverletzungen hat sich die Gruppe gebildet, um auf das Schicksal ihrer bedrohten Kollegen aufmerksam zu machen.
Zum Tod verurteilt
Im vergangenen Jahr fand erstmals am „Tag des verfolgten Anwalts“ eine Kultur- und Vortragsveranstaltung statt. In diesem Jahr ist es der Amnesty-Gruppe erneut gelungen, zwei hochkarätige Redner zu gewinnen.
Rechtsanwältin Mahnaz Parakand, geboren 1959 in Teheran, wurde bereits während ihres Studiums wegen studentischer Aktivitäten verhaftet und 1981 zum Tod verurteilt. Das Urteil wurde später in eine lebenslange Haftstrafe abgewandelt. Nach fünfjähriger Haft im Evin- und im Ghesel-Hesar-Gefängnis kam sie frei. Heute lebt sie im Exil in Norwegen. Sie wird über ihre Erfahrungen als Menschenrechtsaktivistin berichten.
Professor Christian Kirchberg ist Rechtsanwalt in Karlsruhe und Vorsitzender des Ausschusses für Verfassungsrecht sowie des Menschenrechtsausschusses bei der Bundesrechtsanwaltskammer. Er wird über die Bedeutung der Menschenrechte für die anwaltliche Arbeit referieren.
Umrahmt wird das Programm von Auftritten deutscher, iranischer und armenischer Künstler. Der Eintritt ist frei, die Veranstaltung am 24. Januar beginnt um 16 Uhr im Marmorsaal des Presseclubs Nürnberg, Gewerbemuseumsplatz 2.
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