Bietet Nürnbergs neuer Stadtteil für Radler zu wenig?
6.2.2019, 18:16 UhrEnttäuschung statt Euphorie macht sich bei den Fahrrad-Freunden breit: Dass Lichtenreuth wie vorgesehen, ein "autoarmer Stadtteil" wird, will man im Fahrrad-Club unter diesen Umständen nicht glauben. Vor allem, seit man jetzt die Planungen im Zuge der Öffentlickeitsbeteiligung gesehen hat. Noch vor drei Jahren sah das anders aus.
Eine Erschließung durch eigenständige, kreuzungsfreie Radwege sei damals angekündigt worden, was der ADFC sehr begrüßt hat. In den konkreten Planungen sei davon nicht mehr viel übrig, heißt es nun. "Lediglich entlang der Brunecker Straße ist von einem ,Radweg’ die Rede", kritisiert Jens Ott, Vorsitzender des ADFC. "Ansonsten gibt es nur einen kleinen Abschnitt mit einem gemeinsamen Geh-/Radweg und vier kurze Abschnitte ,öffentlicher Verkehrsflächen’ besonderer Zweckbestimmung, die vorrangig Radfahrern und Fußgänger gewidmet sein sollen."
Die Parkplätze an den Längsseiten und wechselseitig auf der Fahrbahn werden ebenfalls mit großer Skepsis gesehen. Der ADFC fürchtet, dass damit die Radfahrer durch breite Autos drangsaliert werden. Eine Querungsmöglichkeit durch den zentralen Ost-West-Grünzug wird ebenfalls schmerzlich vermisst.
Lässt Straßenbahn noch Platz?
Sorgen bereiten dem ADFC jetzt auch die Verbindungen für den Radverkehr aus dem neuen Stadtteil heraus beziehungsweise in das Viertel hinein: An der Nerzstraße und am Knoten Brunecker-Straße seien bisher keine Flächen für ausreichende Radverkehrsanlagen zur komfortablen und sicheren Querung der Ingolstädter Straße und zur Weiterführung in die Innenstadt vorgesehen.
Unklar sei weiterhin, ob durch den Bau der Straßenbahntrasse noch genügend Platz für einen ausreichend breiten Radweg bleibe. Und die geplanten Ausgleichsflächen beschäftigen den Fahrrad-Club: Im Südosten des heutigen Bahngebietes ist eine solche vorgesehen. Durch dieses Gebiet müsste aber laut ADFC ein Radweg zu einer Brücke über den Rangierbahnhof Richtung Siedlungen Süd laufen.
Hier fordert der Rad-Club, dass der Platz für den Fahrradweg ausdrücklich vermerkt und bei der Berechnung der notwendigen Größe der Ausgleichsfläche berücksichtigt werde. Und dann sind da noch die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, genauer: die fehlenden Abstellmöglichkeiten. Überdachte werden voraussichtlich gar nicht kommen.
"Die in der Nürnberger Stellplatzsatzung vorgesehenen Abstellanlagen in den Häusern werden weder von der Zahl noch von der Qualität her ausreichen, wenn es wirklich ein autoarmer Stadtteil werden soll", so Ott. Der ADFC hofft nun, dass die Planung sich auf die "ursprünglichen Absichten" besinnt. Nur so könne es gelingen, das Fahrrad als echte Alternative attraktiv zu machen.
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