Blindgänger am Südklinikum befürchtet: Pläne für große Evakuierung

13.9.2013, 00:00 Uhr
Blindgänger am Südklinikum befürchtet: Pläne für große Evakuierung

Die Fotos lassen nichts Gutes ahnen. Auf Luftbildern, die die Alliierten nach dem Abwurf der Bomben auf Langwasser gemacht haben, um ihre Erfolge zu dokumentieren, ist ein Trichter zu sehen. Dieser rührt wahrscheinlich von einem Bombeneinschlag her. „Man muss davon ausgehen, dass wir einen Blindgänger haben könnten“, sagt Volker Skrok, Chef der Berufsfeuerwehr.

Es geht um das Gelände an der Ecke Breslauer/Gleiwitzer Straße. Dort beginnen Ende November oder Anfang Dezember die Arbeiten für ein neues Parkhaus mit 800 Stellplätzen, das die chronische Stellplatznot am Südklinikum lindern soll. Genau dort wird der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet.

Acht Arbeitsgruppen bereiten sich auf den Ernstfall vor: die größte Evakuierung der vergangenen Jahrzehnte. Das Areal um die Fundstelle müsste in einem Radius von 1000 Metern abgesperrt werden — auf diese Distanz hat das Innenministerium den Evakuierungsradius nach der missglückten Bombensprengung in München vor gut einem Jahr erweitert.

In Langwasser wären somit 7200 Menschen von der Evakuierung betroffen. Anwohner, aber auch Mit-

arbeiter der Großdruckerei Prinovis, Beschäftigte eines Lebkuchenherstellers, Altenheim-Bewohner und Schüler der benachbarten Blindenanstalt müssten das abgesperrte Gelände verlassen. Die größte Herausforderung wäre jedoch die Räumung des Südklinikums. „Es ist ein großer, schwieriger logistischer Aufwand, die Patienten von A nach B zu verlegen“, sagt Werner Meier, Vizechef der Nürnberger Polizei.

Der Klinikbetrieb wäre im Fall des Falls mindestens eine Woche lang beeinträchtigt. Geplant ist, vor der Entschärfung der Bombe im Süd- und Nordklinikum einen mehrtägigen Aufnahmestopp zu verhängen, um möglichst wenige Patienten tatsächlich verlegen zu müssen. Stadt, Polizei und Feuerwehr rechnen mit rund 500 Patienten, die am Ende tatsächlich vom Südklinikum in andere Krankenhäuser gebracht werden müssten — normalerweise werden dort 1000 Männer und Frauen behandelt. Die meisten sollen vorübergehend im Nordklinikum unterkommen. Menschen mit schweren Brandwunden zum Beispiel oder Babys der Frühchenstation müssten in Spezialkliniken ausgeflogen werden. Die Pläne sehen vor, die potenziell im Erdreich schlummernde Bombe an einem Wochenende zu entschärfen, um die Auswirkungen auf den Alltag in Langwasser möglichst gering zu halten. Die Polizei würde einen Sonntag bevorzugen, weil an Samstagen schon viele Polizisten wegen der Bundesliga-Spiele gebunden sind. Werner Meier rechnet mit drei Hundertschaften, dazu kommen Hunderte Helfer von Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz, vom Technischen Hilfswerk und den Feuerwehren.

Es ist Routine, bei großen Bauvorhaben den Untergrund auf Blindgänger hin zu untersuchen. Das geschieht auf zweierlei Weise: durch Sondierungen, durchgeführt von Kampfmittel-Spezialisten, und durch die Auswertung von Luftbildern.

Die Sondierungen laufen seit geraumer Zeit auf dem Gelände des Süd-

klinikums. Mitarbeiter einer Spezialfirma schieben Sonden in die Erde, um festzustellen, ob dort ein Blindgänger liegt. „Die Sondierung wird nicht vor Ende November zu Ende sein“, sagt Karlheinz Moßner, Bauchef des Krankenhauses.

Parallel laufen die Vorbereitungen für die zweite Großbaustelle auf dem Gelände. Das Herz-Gefäß-Zentrum neben dem Haupteingang wird erweitert. Die Arbeiten sollen Ende dieses beziehungsweise Anfang kommenden Jahres beginnen. Auch hier wird das Gelände sondiert und auf Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht — bislang jedoch ohne Hinweise darauf, dass dort tatsächlich eine Bombe liegen könnte.

Insgesamt will das Südklinikum in den kommenden Jahren 25 bis 30 Millionen Euro investieren.

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