Brandanschlag auf Nürnberger Stadtgarten

Claudia Beyer

NN Lokales

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15.10.2020, 15:21 Uhr
Nach dem Feuer waren die Beamten vor Ort und sprachen mit Xenia Mohr von den Stadtgärtnern. Im Hintergrund: der beschädigte Küchenwagen. 

© privat Nach dem Feuer waren die Beamten vor Ort und sprachen mit Xenia Mohr von den Stadtgärtnern. Im Hintergrund: der beschädigte Küchenwagen. 

Es ist wieder passiert. Bereits vor drei Jahren hat es in einem Baucontainer des Stadtgartens in Eberhardshof gebrannt, jetzt haben Unbekannte erneut Feuer gelegt.

"Überall war Chilipulver in unserem Küchenwagen zerstreut," berichtet Xenia Mohr vom Verein Bluepingu. Den Weidekorb auf der Anrichte, in dem die Stadtgärtner Sonnenblumenköpfe fürs Saatgut trocknen, hatten die Eindringlinge mit einem Desinfektionsmittel übergossen und angezündet, fährt die Nürnbergerin fort. Die Arbeitsplatte ist stark verkohlt.

"Wir hatten noch Glück"

Mohr zeigt sich erleichtert: "Wir hatten Glück, im Küchenwagen befinden sich viele Bücher und jede Menge Holz. Sie hätten ihn auch komplett abfackeln können." Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und Brandstiftung gegen unbekannt. Der entstandene Schaden wird auf 500 Euro geschätzt.

Der Verein Bluepingu initiierte 2012 mit dem Stadtgarten das erste "Urban Gardening"-Projekt in Nürnberg. Der Garten ist jahrelang von Vandalismus verschont geblieben. Vor drei Jahren ging es dann los: Des nachts wurde wiederholt auf dem Gelände randaliert. Unbekannte rupften Blumen heraus, öffneten Lebensmittel und kippten den Inhalt in die Beete. Irgendwann ging abends dann ein Baucontainer in Flammen auf. Sachschaden: 10.000 Euro.

Junge Täter

Damals hatten aufmerksame Nachbarn gleich die Feuerwehr verständigt, erinnert sich Mohr. "Sowieso bekamen wir viele Hinweise von den Anwohnern, sie hatten unseren Garten stets im Blick." Die Täter konnten ermittelt werden, eine Gruppe Jugendlicher - keiner älter als 15 Jahre.

Auch diesmal tippt Mohr, "dass junge Leute, die herumlungern und sich langweilen, hinter der Tat stecken". Vor eineinhalb Jahren ist der mobile Gemeinschaftsgarten innerhalb des ehemaligen Quelle-Areals umgezogen. Er musste dem Quellepark weichen, der im August offiziell seine Eröffnung feierte. Auch hier wurden alsbald Klagen über nächtliche Besucher, Lärm und Abfall laut.

Telefonzelle abgefackelt

Vergangene Woche ging eine zu einem Bücherschrank umgebaute Telefonzelle an der Wandererstraße/Leiblstraße in Flammen auf. Kurze Zeit später wurden zwei Jugendliche gesehen, wie sie versuchten, in der Wandererstraße/Hans-Thoma-Straße eine Laterne in Brand zu setzen.

Beide Tatorte befinden sich in nächster Nähe zum Stadtgarten. "Die Ermittlungen liegen beim Fachkommissariat für Branddelikte", berichtet Polizei-Sprecher Michael Konrad. "Es wird geprüft, ob ein Zusammenhang zwischen den drei Bränden besteht."

Es ist für die Hobbygärtner die zweite Saison am neuen Standort. Xenia Mohr hofft, dass die neue Nachbarschaft sich ebenfalls für das bunte Gärtchen ein bisschen verantwortlich zeigt, "auch wenn das Areal jetzt nicht mehr so gut einsehbar ist", wie sie weiß.

Sicherheitsmaßnahmen wollen die Hobbygärtner jedenfalls nicht treffen. Mohr: "Wir hoffen, dass es eine einmalige Geschichte war - und warten jetzt ersteinmal ab." Denn etwa die Bauzäune mit Stacheldraht oder so zu sichern, "das entspricht nicht unserer Philosophie", betont sie.

Helfer sind willkommen

Insgesamt war es eher ein schwieriges Jahr für die Hobbygärtner. Mohr dazu: "Corona war hart, wir hatten kaum Einnahmen." Viele Veranstaltungen mussten abgesagt werden, aktuell das traditionelle Erntefest. Noch bis Mitte November hat der Stadtgarten an der Straße Eberhardshof 2, gegenüber vom "Bierwerk", geöffnet - samstags von 13 bis 16 Uhr. Das Gärtchen wird winterfest gemacht, Helfer sind willkommen.

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