Bühnen-Schick für kleine Geldbeutel beim Theaterflohmarkt

8.1.2015, 11:31 Uhr
Requisiten, Kleider, Schuhe - beim Theaterflohmarkt gab es das ein oder andere Schnäppchen zu entdecken.

© Stefan Hippel Requisiten, Kleider, Schuhe - beim Theaterflohmarkt gab es das ein oder andere Schnäppchen zu entdecken.

Aufgrund des großen Andrangs wurden die Türen sogar zeitiger geöffnet als angekündigt. Sie sei von der Resonanz überwältigt, sagte Luna Mittig von der Geschäftsführung der „ACT Center Akademie“ für Musical zum Andrang. Offenbar hatte sich der Flohmarkttermin per Zeitung und Facebook gründlich herumgesprochen, so dass 1600 Besucher kamen, gut doppelt so viele wie im Herbst.

Zweimal pro Jahr schaffen Akteure und Vereinsmitglieder im Fundus der staatlich anerkannten Berufsfachschule für Musical und Entertainment Platz. Vom Schal für einen Euro bis zum edlen Mantel für 80 Euro reichte das Angebot, dazu gab es auch viele spezielle Einzelstücke, die Schauspielern auf den Leib geschneidert worden waren – selbst Brautkleider luden zur Anprobe.

Maßband im Gepäck

Vielfalt und Menge locken Flohmarkt-„Profis“ wie Michaela Weiß. „Man kann ja alles umarbeiten und auf die eigene Größe anpassen“, so die Besucherin aus Lichtenfels, die sogar ein Maßband dabei hatte, um ihre Vorauswahl zu treffen. Im Raum, der für das Umkleiden der Frauen eingerichtet worden war, wurde es beim Anprobieren von weiten Röcken und engen Miedern bald eng, während draußen die vorwiegend jungen, weiblichen Besucherinnen mit langen und kurzen Kleidern überm Arm warteten. Die Stimmung war trotz des Gedränges gut, denn Spaß machte es allemal, sich zu verkleiden und am besten auch gleich das eine oder andere Schnäppchen zu machen.

Katharina Stangl aus Erlangen zum Beispiel suchte gezielt Kleidung für die Rolle einer französischen Gouvernante, in die sie auf Treffen von Rollenspielern schlüpfen will. Freundin Michaela war ihrem Rollencharakter entsprechend auf der Jagd nach einem Kostüm, wie es früher bei Fahrten zur See getragen wurde. Während die beiden noch suchten, strahlte Luna Heindel schon übers ganze Gesicht. Für nur 25 Euro hatte sie ein mit Strasssteinen besticktes Abendkleid gefunden. Neu hätte es weit über hundert Euro gekostet, war sie sich sicher. „Das ist ganz schön spektakulär“, fand die 21-Jährige aus Langwasser. Ihre Mutter Claudia Heindel, die auch eine Schul-Theatergruppe betreut, freute sich über einen Morgenmantel für nur fünf Euro. „Da kann man nicht viel falsch machen“, sagte sie und schaute sich weiter zwischen Kleidung und Accessoires wie Hüten, Brillen und Modeschmuck auf den Tischen und an den Ständern um. Rund 2500 Teile wurden angeboten. Hartmut Brandis aus Himpfelshof gehörte zu denen, die geduldig abwarteten, wie sich Freunde durch den Fundus wühlten und probierten. Er sei „aus reiner Neugier, Jux und Tollerei“ mitgefahren, erklärte er.

Ständiger Nachschub

Durch ständigen Nachschub aus einem der Nebenräume sorgten die Mitglieder des Theatervereins dafür, dass bis in den Nachmittag hinein immer neue Kleidungsstücke angeboten werden konnten. „Wir gehen selber auf Flohmärkte, zu Wohnungsauflösungen, schauen bei Ebay und auf anderen Theaterflohmärkten nach brauchbaren Dingen“, so Luna Mittig von der Geschäftsführung. Natürlich sei auch Kleidung der eigenen Produktionen darunter.

Die Erlöse des Flohmarktes kommen dem gemeinnützigen ACT Center und seiner Nachwuchsförderung zugute. „Wir finanzieren darüber einen Teil unserer eigenen Bühnenproduktionen, Workshops und Theatermaterial“, so Mittig. „Merida, tapfere Prinzessin der Highlands“ heißt die aktuelle musikalische Revue des Theaters „ACtelier“. Zum vorerst letzten Mal ist das Stück in der Dieselstraße 77 am 16., 17. und 18. Januar zu sehen.

Wer den Fundusverkauf verpasst hat, sich für die Faschingszeit aber ein Kostüm ausleihen möchte, der kann einen individuellen Termin vereinbaren. Gerne nimmt der Verein auch Kostüme, Taschen, Handschuhe, Tücher, Modeschmuck und Hüte aus den 30er bis 60er Jahren an. So manche Familie sei froh darüber, Omas guten Mantel und das Sonntagskostüm abgeben zu können.

Kleidung mit Seele

„Wir bemühen uns um Nachhaltigkeit“, sagte Wittig. Und: „Wir schätzen die oft noch handwerklich sehr aufwendig gefertigten Teile für ihren Wert und ihre Seele, die diese nach so vielen Jahrzehnten haben.“ Für Verwandte sei es häufig auch gut zu wissen, dass die Kleidung hier gepflegt und wertgeschätzt, für Fotoshootings und Filmaufnahmen verwendet werde. Man revanchiere sich für solche Spenden dann auch gerne mit Karten für Veranstaltungen.

www.actcenter.de — Telefon (09 11) 59 84 91 30

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