Bühnenzauber macht Sparschweine satt
20.3.2013, 00:00 Uhr„Kunst gegen Bares“ gibt es ab jetzt alle zwei Monate. Nächster Termin ist der 6. Mai, Zabo Linde, Zerzabelshofer Hauptstraße 28.
„Welches Schweinderl hätten’S denn gern?“, wollte Robert Lembke jahrzehntelang in der Quizsendung „Was bin ich?“ wissen. Otto Waalkes gab darauf die Antwort: „Das mit der Brille.“ Den Teilnehmern bei „Kunst gegen Bares“ ist jedoch das Sparschwein lieber, in dem sich das meiste Geld befindet. Das Procedere: Ein leeres Schwein wandert nach jeder Darbietung durch die Zuschauerreihen, jeder wirft rein, was ihm der Showact wert war. Jeder Künstler bekommt das, was im Schwein drin ist.
„Kein Kupfer und keine Unterhosen, die verstopfen den Schlitz“, erklärt Michael Jakob, einer der erfolgreichsten fränkischen Poetry Slammer, der auch den Liedermacher-Slam aus der Taufe hob. Heute an Jakobs Seite: Lisa Hübner. Sie im Dirndl, er in der Lederbuxe — beide echte Hingucker. Die auftretenden Künstler zeigen ihr Können aus den Bereichen Musik, Wort, Comedy und Kleinkunst, die vom gespielten Witz bis hin zum Jonglieren mit roten Bällen reicht. „Der Fantasie wird keine Grenze gesetzt. Wer 1000 Stück Konfetti in der Minute schneiden kann, der ist herzlich willkommen.“
Mit Lucas Fassnacht beginnt ein Kollege von Jakob. Der Wortakrobat mäandert zwischen Bürger- und Burgerkrieg. Da bebt die Blutwurst vor Blutdurst und „der Rettich sagt, ich mach die fetich“. Zwischen zehn und zwölf Minuten darf eine Nummer lang sein. Fassnacht beendet seine Wort-Kaskade mit einem Schlüssellochblick in die eigenen Kindheit. Nicht größer zu werden als Tom Cruise sei seine persönliche Höllenvision gewesen. „Bitte keinen Körper, der so sinnvoll ist wie ein vegetarischer Döner.“ Am Ende befinden sich 54,90 Euro in seinem Schweinderl. „Da kann ein Poetry Slammer eine Woche davon leben“, so Jakob. Und der muss es ja wissen.
Woll-Performance
Im Anschluss kommt eine junge Frau, die ohne weitere Ankündigung beginnt, mit Wolle herumzuwursteln. Dazu verwendet sie ein mysteriöses Instrument. „Eine Strickliesel“, verrät Lisa Hübner. Die kleine Vorrichtung zur Anfertigung von Strickschnüren hat mutmaßlich einst eine Frau Liesel Strick erfunden. Nicht mit Wolle, sondern mit echten Stricken hantiert dagegen Zauberer Tim. Die aus dem Publikum abkommandierte Assistentin Tabea staunt, als der Magier im Handumdrehen Knoten knüpft und diese dann genauso fix wieder verschwinden lässt. Es folgen Stand-up Comedian Money Meier und der Bamberger Liedermacher Tim Köhler. Der ist eher für die leiseren Töne zuständig und trägt „ein Lied von gepflegter Verwirrung“ namens „Tänzer“ vor. Was ihm stolze 77,10 Euro einbringt.
Geschlagen wird der Mann mit der Klampfe nur vom jungen Improvisationstheater „Die Keckos“. Die spielen, nach Publikumsvorgabe, aus dem Stegreif drei kurze Szenen. Mit 94,70 Euro ist das „Keckos“-Sparschwein besonders prall gefüllt und der Sieger steht fest. Die Frau mit der Strickliesel hatte weniger Fans. Eigentlich schade, denn obskur war die Nummer auf jeden Fall.
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