Keine steilen Anstiege oder Abstürze

Bundestagswahl in Nürnberg: Die politische Erregungskurve bleibt flach

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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27.9.2021, 19:55 Uhr
Die Grünen wollten auch in Nürnberger noch viel höher hinaus - doch dafür hätte ihr Aufruf zu einer grundlegend anderen Politik noch mehr Resonanz finden müssen.  

© Günter Distler, NNZ Die Grünen wollten auch in Nürnberger noch viel höher hinaus - doch dafür hätte ihr Aufruf zu einer grundlegend anderen Politik noch mehr Resonanz finden müssen.  

Dem Franken und der Fränkin an sich wird ja gern ein eher verhaltener und etwas bedächtiger Charakter zugeschrieben. Und sie neigen kaum zu großen Gesten oder spontanen Gefühlsausbrüchen. Anscheinend bleiben sogar die politischen Erregungskurven von solchen Prägungen und Mentalitäten nicht ganz unbeeinflusst.

Wie sonst wäre es zu erklären, dass die CSU - wie ihre große Schwester in der übrigen Republik - zwar im ganzen Bayernland reichlich Federn lassen musste, in Nürnberg aber mit ein paar kräftigen Schrammen davonkam. Oder dass umgekehrt der Höhenflug der Grünen nicht so steil nach oben führte, dass sie mindestens zweitstärkste Kraft in der Stadt geworden wären oder wie in München gar ein Direktmandat errungen hätten. Und die Gewinne der SPD nehmen sich, jedenfalls im Vergleich zu 2017, ebenfalls bescheiden aus.

FDP stabil

Die FDP schließlich konnte sich zwar behaupten, aber auch nicht zulegen. Zumindest in Nürnberg brachte ihr der Protest und Zorn nicht weniger Bürger über eine – in deren Augen überzogene – Beschneidung von Grundrechten und Freiheiten angesichts der Pandemie nichts ein.

Dabei folgte der Wahlausgang in Nürnberg durchaus weitgehend den Landes- und Bundestrends, nur eben wie gedämpft und nicht ganz so heiß gekocht. Das wirkt, Pardon, ein wenig behäbig und bieder, als wollte sich eine Mehrheit eben doch nicht wirklich stören lassen.

Die Abneigung gegen allzu forsche Tendenzen hat indes gewiss auch ihr Gutes, zum Beispiel, dass die AfD wenigstens etwas zurecht gestutzt wurde. Bei der Linken haben die Verluste hingegen auch eine fast tragische Komponente: Gerade sozial Benachteiligte, denen sie eigentlich eine politische Heimat bietet, haben ihr offenkundig die Gefolgschaft versagt – und dürften sich weiter abgehängt fühlen.

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