Burnout-Patienten ziehen Kraft aus Kunst
19.04.2011, 17:57 Uhr „Weiblicher Geist in Weiß“, „Beam me up, Scotty“ oder „Bunt, Abstrakt und Streifenvoll“: Die meist kunterbunten Werke von Brigitte Pröger, Boris Luley und Markus Paulmaier tragen fantasievolle Titel. Dass das Trio zusammen ausstellt, hat einen triftigen Grund. Jeder der Künstler war an Burnout erkrankt, dem Leiden einer modernen Gesellschaft. Hilfe fanden Pröger, Luley und Paulmaier im Nordklinikum, wo sie an einer Kunsttherapie teilnahmen. Aus der künstlerischen Arbeit schöpften sie neue Kraft für ihren Alltag.
Mangelnde Anerkennung, Stress am Arbeitsplatz und im Privatleben können die Psyche ausbrennen. Treffen kann das innere Ausgebranntsein prinzipiell jeden. Rund 15 Prozent der Deutschen sind einmal im Leben über eine längere Zeitspanne damit konfrontiert. Harald Hammer kennt diese Zahl. „Deshalb haben wir uns bewusst für den Titel ,Kraftwerk Kunst‘ entschieden. Ein Titel, der Mut machen soll, eigene Kraftquellen zu entdecken und daraus neue Energie zu schöpfen. Kunst kann ein Weg dazu sein“, erklärt der Connexis-Chef. Als mittelständischer Engineering- und IT-Dienstleister wolle man mit dieser Ausstellung die Gesundheit nicht nur in der Arbeitswelt in den Mittelpunkt stellen. Um dies nach außen zu verdeutlichen, sei man gewillt, jetzt und in Zukunft in den Connexis-Räumlichkeiten ungewöhnlichen Künstlern eine Plattform zu bieten.
Flankierend zur Ausstellungseröffnung beschäftigen sich zwei Fachvorträge mit dem Burnout-Syndrom. „Aus dem Burnout durch den Schlaf“ heißt das Referat der Medizinerin Kneginja Richter. Permanente Müdigkeit könne ein Vorbote von Burnout sein. Viele Deutsche schliefen unwillkürlich am Arbeitsplatz ein. Helfen könne speziell in den Wintermonaten eine Lichtdusche. Außerdem favorisiert Richter das sogenannte Kraftnickerchen. Ein Mittagsschlaf, der zwischen 20 und 30 Minuten dauern sollte.
Im Anschluss macht sich Albert Decker Gedanken zu den Themen „Kunst, Muße und Spiritualität in der Burnout-Prävention“. „Etwas mit Zwang tun, lässt einen immer in Richtung Burnout laufen“, sagt der Sozialwissenschaftler und Mentaltrainer. Bringe ein Arbeiter heutzutage normale Leistung, stehe er faktisch schon vor dem Rausschmiss.
Topleistungen seien gefragt, doch diese führten unweigerlich zum Burnout. Hier werde vollkommen vergessen, dass Gesundheit der Leistung absolut förderlich sei.
„Kraftwerk Kunst“ ist eine Dauer- und Verkaufsausstellung. Anmeldung für Besucher unter Tel. 5694470.
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