Burschenschaften stießen in voller Wichs auf Nürnberg an

17.7.2013, 18:09 Uhr
Burschenschaften stießen in voller Wichs auf Nürnberg an

© Harald Sippel

„Kommers“ nennen studentische Verbindungen ihre feierlichen Abende. Zur Feier von Nürnbergs 963. Geburtstag – die Stadt wurde am 16.7.1050 erstmals urkundlich erwähnt – entfalten die Studentenverbindungen aus der Region ihre ganze Pracht. Der Einzug der Chargiertengruppen (Amtsträger) ist ein farbenfrohes Spektakel. In voller Wichs marschieren sie begleitet von der Marschmusik der „Bierorgel“, des Klaviers, im Gleichschritt in Nürnbergs beste Stube ein. Die Wichs besteht aus einer Pekesche – ein taillierter, mit Litzen und Knebelverschluss verzierter taillierter farbiger Überrock - Schärpe, weißer Hose, Kanonenstiefeln, Cerevis oder Felderbarett und Säbel; einige Abordnungen führen eine Fahne mit sich: ein Bild wie aus längst vergangenen Zeiten.

Ausgerichtet hat den Kommers, den festlichen Abend der „Traditionsverein Studentisches Brauchtum Nürnberg“ (TSBN). Rund 200 Mitglieder aus Burschenschaften, Schülerverbindungen, konfessionellen und technischen Verbindungen von Hochschulen und Universitäten sitzen an drei langen weißgedeckten Tafeln beisammen. Bei sommerlichen Temperaturen kommen die Bedienungen kaum damit nach, die Halben Bier heranzuschleppen. Sie sind die einzigen Frauen im Saal - mit einer Ausnahme: drei Damen der Studentinnenverbindung Unitas Caritas Pirckheimer sitzen als Chargierte unter den Amtsträgern am Kopfende des Historischen Rathaussaales. Grundsätzlich sind Studentenverbindungen nach wie vor männerdominiert.

Und das scheinen die Herren an diesem Abend auch zu genießen. Man plaudert angeregt und prostet sich zu. Zwischendurch ruft der Sprecher des Aktivenpräsidiums, Johannes Vogel, immer wieder einmal „Silentium“. Dann wird ein Lied aus dem Studentenliederbuch geschmettert, oder es steht eine Rede an. Vogel prangert in seiner Ansprache an, dass studentischen Verbindungen immer wieder rechtsextreme Tendenzen nachgesagt würden. „Wir müssen diesem Vorurteil entgegenwirken; wir sind mehrheitlich demokratisch.“ Die Versammlung spendet tosenden Beifall.

Bürgermeister Klemens Gsell untersuchte in seiner Festrede die Bedeutung der Begriffe „Patria“ und „Patria Franconia“ aus historischer sowie aus heutiger Sicht. Wie übersetzt man sie – mit „Vaterland“, mit „Heimat“, mit „Identidät“? Gsell findet „Heimat“ am besten und drückt es so aus: „Franken ist der schönste Teil Bayerns.“ Applaus.



Zum Schluss wird noch auf weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen angestoßen. Das Zeremoniell heißt „Salamanderreiben“ und ist seit mehr als 160 Jahren Brauch. Auf Kommando werden die vollen Biergläser auf den Tisch aufgeschlagen. Das hört sich an wie ein Böllerschuss und es wird mit den Trinkgefäßen auf dem Tisch getrommelt.

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