Carsharing auf dem Vormarsch? Neue Stationen für Nürnberg

18.07.2015, 06:00 Uhr
Smartphones tragen zur Attraktivität von Carsharing bei. In Nürnberg sollen neue Stationen jetzt den Weg ebnen.

© BMW/oH Smartphones tragen zur Attraktivität von Carsharing bei. In Nürnberg sollen neue Stationen jetzt den Weg ebnen.

"Ein Tausch-Pkw ersetzt bis zu elf private Fahrzeuge", sagt Daniel F. Ulrich. Nürnbergs Bau- und Verkehrsreferent verweist auf Studien aus mehreren Städten. „Das Carsharing-Angebot kann zu einer Reduzierung des Parkdrucks in Wohngebieten beitragen“, ist er überzeugt.

Daher sollen in einem ersten Ausbauschritt die sieben Nürnberger „Mobilitätsstationen“ überwiegend in altstadtnahen Gebieten eingerichtet werden, wo die Bewohner schon jetzt nur mit großer Mühe einen Parkplatz für ihr Auto finden. Das sind: Wöhrder Wiese/Prinzregentenufer, Rennweg/Ludwig-Feuerbach-Straße, Schoppershofstraße/Am Messehaus, Kaulbachplatz/Schweppermannstraße oder Kaulbachstraße, Friedrich-Ebert-Platz/Archivstraße sowie in der Altstadt in der Augustinerstraße und am Hauptbahnhof.

Auch Radständer sollen installiert werden

Die Stadt Nürnberg hat einen Betreiber gefunden, der bereits in Nürnberg tätig ist. Derzeit werden die Konditionen verhandelt. Zunächst ist vorgesehen, dass an jedem Standort zwei oder drei Tauschfahrzeuge stehen. Bei Bedarf kann aufgestockt werden. Am Hauptbahnhof werden es mehr, weil hier der Bedarf größer ist. Vorgesehen ist auch, Elektrofahrzeuge einzusetzen. Entsprechende Ladestationen für die E-Autos und auch Elektroräder (Hauptbahnhof und Augustinerstraße) sind geplant.

Die Mobilitätsstationen, für die noch spezielle Stelen und ein Logo zur besseren Erkennung entwickelt werden, sind immer in der Nähe von Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs und den Radverleihstationen von NorisBike. Es sollen auch Radständer installiert werden.

Die Kosten sollen noch ermittelt werden

Damit nicht Privatfahrzeuge die Carsharing-Stellplätze blockieren, werden spezielle Bügel installiert. Der Nutzer des Teil-Autos (Schlüssel im Wagen) muss nach der Ausfahrt den Bügel selbst hochstellen, wenn er losfährt, beziehungsweise wieder umklappen, wenn er zurückkehrt.

Die Stadt weist darauf hin, dass Bewohner, die Carsharing-Fahrzeuge nutzen und in einem Bewohnerparkgebiet wohnen, künftig einen Bewohnerparkausweis erhalten. Voraussetzung sei, dass sie noch keinen Bewohnerparkausweis für ein auf sie zugelassenes Fahrzeug hätten. Ausweise sind im Einwohneramt erhältlich. Anders als bei herkömmlichen Bewohnerparkausweisen, werde nicht das Kfz-Kennzeichen auf dem Ausweis vermerkt, sondern der Name eines Carsharing-Unternehmens. Das Bewohnerparkvorrecht gelte dann nur für das Parken eines von außen deutlich erkennbaren Fahrzeugs dieses Unternehmens.

Die Kosten für die Mobilitätsstationen – Vorbild ist die Stadt Bremen – werden noch ermittelt. Das Projekt soll in die Haushaltsberatungen im September einbezogen werden. Start könnte – vorausgesetzt, die Stadträte stimmen im Verkehrsausschuss und bei den Haushaltsberatungen zu – dann im Frühjahr 2016 sein.

7 Kommentare

Hummeldumm

@crusader:
Das können Sie auch jetzt schon, wenn Sie in der Nürberger oder in der Fürther Innenstadt wohnen. Bei "Flinkster" von der DB gibt es schon dutzende CarSharing-Stationen.

Hummeldumm

@frechdachs, @donaldus
Ich kann die Argumentation nicht ganz nachvollziehen. Nur weil ein Einzelner keine Unsummen in einen Neuwagen investiert (man überlege sich mal eben, wie viel Geld 50.000 Euro eigentlich sind, für etwas das dann die meiste Zeit irgendwo rumsteht, poliert wird und Platz wegnimmt), heißt das ja noch nicht, dass das Geld nicht woanders hin fließt, sprich in die Wirtschaft investiert wird. Wenn ich mir für 50.000 Euro Bier kaufe, unterstütze ich halt einen anderen Wirtschaftszweig.
Die deutschen Autobauer müssen sich eben geänderten Realitäten stellen (das tun sie auch zum Teil schon), denn wer sich zu lange auf seinem Status quo ausruht, den wird es morgen nicht mehr geben.
Im übrigen sorge ich mich nicht um den Wirtschaftsstandort Deutschland, Krokodilstränen sind nicht angebracht. Bei bespielsweise über 11 Milliarden Euro Gewinn (nicht Umsatz) 2013 im Volkswagenkonzern verstehe ich nicht, warum ich mein sauer Erspartes auch noch auf diesen Haufen werfen sollte.
Den deutschen Autobauern geht es gut wie nie, und wenn sie es nicht schaffen, diesen Vorsprung durch intelligente Konzepte in die Zukunft mitzunehmen, jo mei dann gehört es ihnen nicht anders.

Turtle

@donaldus Die meisten Privatautos fahren durchschnittlich grad mal 1 Stunde am Tag, d.h. 23 Stunden stehen sie rum und brauchen Platz. Dazu kosten sie auch jede Menge Geld wenn man sie nicht braucht.
Städte sind nicht für Autos da sondern für Menschen. Und es gibt kaum etwas was die Lebensqualität in Städten so sehr einschränkt wie der individualisierte Autoverkehr, sei es wegen Lärm, Dreck oder Flächenverbrauch. Neben der Frage nach Wohnfläche sind Verkehrskonzepte für Städte mit deutlich weniger Autoverkehr das wichtigste Thema für zukünftige Stadtentwicklung. CarSharing ist da ein Baustein.
Das haben übrigens auch schon viele Menschen erkannt, die sich mit Absicht kein Auto zulegen. Dazu zähle ich auch. Ich habe seit fast 20 Jahren einen Führerschein, aber noch nie ein eigenes Auto besessen. Und ich habe das auch nicht vor. Es gibt den ÖPNV, Bahn, Mietwagen, CarSharing, Taxi, Fahrrad, meine Füße. Damit komme ich überall hin, sogar mit Gepäck. Sofern keine besonderen Bedingungen oder beruflichen Verpflichtungen vorliegen, kommt man in Großstädten ziemlich gut ohne eigenes Auto aus.
CarSharing ist im Übrigen keine Antwort auf Verarmung. Wer in der Situation ist, sich kein Auto leisten zu können, wird auch kaum das Geld für CarSharing haben. Richtig billig ist das ja nicht. Empfinden sie die Leihfahrräder von NorisBike eigentlich auch als Antwort auf die Verarmung? Dann muss man ja kein eigenes Fahrrad mehr anschaffen.

Frechdachs

Hach ja! Wir werden es schon noch schaffen, nach und nach. Arbeiten wir doch mal dran, dass keine Autos mehr verkauft werden - und keine mehr gebaut werden. Zumindest keine deutschen mehr. Wenn VW, BMW und Daimler nix mehr machen müssen, dann verlieren Tausende ihren Job, bei den Zulieferern die häufig noch in D Arbeitsplätze haben passiert es ebenso.
Die Entlassenen stecken wir dann in Billig-Jobs oder Arbeitsamtsmaßnahmen - ups, Arbeitsagentursmaßnahmen. In D bleiben dann noch Arbeitsplätze für den öffentlichen Dienst. Und schon haben wir eine heile Welt. Es gibt keinen Fachkräftemangel mehr, naja - obwohl. Den wird es immer geben.
Vielleicht kommen dann keine Asylanten mehr - dann haben wir keine Probleme mehr damit, Pegida wird auch abgeschafft.
Ein Traum! So, jetzt geh ich auch mal ne Runde jubeln.

donaldus

Carsharing ist doch - wie die ganze share economy - nur ein Zeichen für die schrittweise Verarmung weiter Teile der Bevölkerung, die sich kein "ganzes" Auto mehr leisten können. Natürlich bejubelt das die Politik, hofft sie damit doch davon abzulenken, dass der Staat seinen Bürgern immer mehr Geld aus der Tasche zieht.