Christkindlesmarkt 2020: Die Absage ist bitter, aber notwendig

26.10.2020, 17:00 Uhr
Keine "Stadt aus Holz und Tuch": Der Christkindlesmarkt fällt heuer aus.

© Nicolas Armer, dpa Keine "Stadt aus Holz und Tuch": Der Christkindlesmarkt fällt heuer aus.

Wer die strahlenden Augen von Kindern sieht, die begeistert sind, wenn sie das Nürnberger Christkind sehen, dem können schon die Tränen kommen: Nichts wird es in diesem Jahr mit diesem Hochfest der Emotionen, mit diesem weltberühmten Markt, mit der "Stadt aus Holz und Tuch. Kein Christkindlesmarkt 2020: eine Entscheidung, die viele schmerzt. Die aber unumgänglich geworden ist. Und buchstäblich notwendig.


Wegen Corona: Nürnberger Christkindlesmarkt abgesagt


Notwendig: Das heißt ja, alles zu tun, um eine Notlage zu wenden, zu vermeiden. Den Christkindlesmarkt nicht stattfinden zu lassen, das kann tatsächlich Not verhindern - weil jene Ansammlung von Menschenmassen vermieden wird, die selbst bei einem Markt mit strengen Hygieneregeln kaum vermeidbar gewesen wäre.

Größere oder kleinere Übel

Niemand möchte aktuell, ja seit Beginn der vermaledeiten Corona-Krise in der Haut von politischen Entscheidungsträgern stecken. Sie alle betreten tagtäglich Neuland und müssen ständig zwischen größeren und kleineren Übeln wählen - die allerdings zum Zeitpunkt ihrer Entscheidungen noch gar nicht konkret zu benennen sind.

Der wirtschaftliche Schaden der Absage des Marktes ist ein solches Übel. Noch weniger Touristen, noch weniger Übernachtungen, noch mehr Einnahme-Ausfälle für die Schausteller, für die Gastronomie, für die Hotels. Ein Schlag ins Kontor - auch dann, wenn die Besucherzahlen angesichts der Sicherheitsdebatten gewiss deutlich niedriger gewesen wären als zu normalen Zeiten.

Für viele fehlt ein Stück vom Glück

Auch der Schaden, den so manche Seele in Zeiten der Pandemie nimmt, ist nicht zu vernachlässigen: Menschen brauchen Rituale, sie sehnen sich gerade in der kalten Jahreszeit nach Begegnungen, nach Wärme, wie sie auf dem Markt nicht bloß der Glühwein spendet, sondern auch die Atmosphäre. Fast überall fallen Weihnachtsmärkte aus - da fehlt ein Stück Emotion, ja für nicht wenige auch ein Stück vom Glück.

Auch deswegen stehen uns wohl "sehr, sehr schwere Monate" bevor, wie es nun die Kanzlerin sagte und dabei erneut auf Dramatik setzte. Es ist eine Abwägungsfrage: Was ist letztlich wichtiger, was schützt mehr Leben, was ist notwendiger - das Festhalten am Markt oder eben doch die Absage?

Die Zahlen sind zu eindeutig

Die Corona-Ampel schaltet immer öfter auf Rot, Dunkelrot rückt näher. Mag der Vergleich mit dem Frühjahr auch hinken, weil nun viel mehr getestet wird: Die Pandemie kehrt mit viel zu viel Macht zurück, das zeigen die Zahlen in Deutschland, das zeigt noch mehr die Zuspitzung der Lage in fast allen Nachbarstaaten.

Da war die Absage eigentlich überfällig. Andere Städte haben längst so entschieden, wie es nun auch Nürnberg tat. Es geht nicht anders. Und wenn nun einzelne Buden in der Innenstadt verteilt werden, dürfen das Markt-Fans gern genießen - mit Abstand, bitte. Ein echter Ersatz kann das kaum sein.


Aus für Christkindlesmarkt: Das sagen Nürnbergs Schausteller


Freuen wir uns lieber auf einen richtigen Christkindlesmarkt 2021 - und damit der stattfinden kann, ist es notwendig, dass er 2020 ausfällt.

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