Für viele Händler geht es um Existenz
Christkindlesmarkt findet statt: Warum die Entscheidung richtig und wichtig ist
15.11.2021, 18:22 Uhr+++ Bitte beachten Sie, dass dieser Kommentar noch vor der Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung vom Freitag veröffentlicht wurde. Der Nürnberger Christkindlesmarkt wurde inzwischen - wie alle Weihnachts- und Jahresmärkte im Freistaat - abgesagt. Details dazu finden Sie im verlinkten Artikel +++
Voller Hoffnungen und mit der nötigen Portion Optimismus hatten sich Städte und Gemeinden landauf, landab daran gemacht, ihren Weihnachtsmarkt vorzubereiten und sich auf verschiedene Szenarien eingestellt. Es gab sogar grünes Licht aus München. Doch mit der dramatischen Corona-Entwicklung hat sich die Sach- und mehr noch die Stimmungslage merklich verändert.
Sind Advents- und Weihnachtsmärkte noch zu verantworten? Die Frage ist berechtigt – und viele haben sie längst mit Nein beantwortet: Seit Tagen folgt eine Absage auf die andere. Vor allem dort, wo sich vorwiegend Vereine und gemeinnützige Einrichtungen engagieren und präsentieren, von der Stadtkapelle bis zur Feuerwehr. Angesichts der vielen freiwilligen Helfer ist ein Verzicht nur allzu verständlich. Schließlich wollen und sollen sie sich keinen unnötigen Risiken aussetzen.
Zumal sie fürchten mussten, bestehende und drohende Auflagen und Bedingungen nicht umsetzen zu können. Vorweihnachtliche Stimmung, wie sie sich die meisten Besucher erwarten, dürfte unter solchen Vorzeichen schwerlich aufkommen. Und die Verluste dürften überall dort zu verschmerzen sein, wo es tendenziell mehr um die Geselligkeit als das Geschäft geht.
Richtige Entscheidung
Anders in Nürnberg: Dass die Stadt an ihrem Christkindlesmarkt festhält, ist eine – zumindest nach heutigem Stand – richtige Entscheidung. Und zwar nicht, weil es sich um ihr wichtigstes touristisches Aushängeschild handelt. Und es geht auch nicht darum, allen Skeptikern ein „es geht doch“ zu demonstrieren. Im Kern stehen wirtschaftliche Existenzen auf dem Spiel – und nicht zuletzt die Gerechtigkeit.
Denn die meisten Händlerinnen und Händler, die auf Märkten wie dem Nürnberger vertreten sind, sollen und müssen davon leben können. Egal ob Weihnachtsdeko oder Spielzeug, Tee oder Wollsachen ihre Auslagen füllen: Es ist nicht einzusehen, warum der Verkauf all dieser Waren unterbunden werden sollte (noch dazu im Freien), wenn und solange die stationären Ladengeschäfte mit ähnlichem Sortiment geöffnet sind – gleiches Recht für alle.
Das Plädoyer für den Markt ist freilich keins für Sorglosigkeit. Im Gegenteil: Die Stadt hat gründliche Vorbereitungen getroffen und Sicherheits- wie Hygienekonzepte auch praktisch erprobt, vor allem beim jüngsten Herbstmarkt. Natürlich sind Vorkehrungen wie mehr Platz, vielleicht auch noch Einbahnregelungen oder sogar Maskenpflicht unerlässlich. Dass nun spezielle Vorkehrungen und Einschränkungen rund um den heikelsten Punkt, den Glühweinausschank, vorgesehen sind, war absehbar und ist geboten.
Unabhängig davon ist und bleibt jede und jeder gefordert, für sich und die Seinen selbst Verantwortung zu übernehmen – und im Zweifelsfall jedenfalls auf den Besuch zu möglichen Stoßzeiten zu verzichten. Übrigens auch und erst recht auf der Kinderweihnacht, wo es jedenfalls früher gerne mal besonders eng zuging.
14 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen