CSU sieht sich im Aufwind - keine Partylaune bei der SPD

15.9.2013, 23:26 Uhr
CSU sieht sich im Aufwind - keine Partylaune bei der SPD

© Eduard Weigert

Der CSU-Bezirksverband Nürnberg-Fürth-Schwabach hatte zur Wahlfeier in den Saal im Gutmann am Dutzendteich geladen und viele Mitglieder begrüßen sich erwartungsfroh. Hermann Imhof, der den Wahlkreis Nürnberg-Ost verteidigt, kommt mit der gesamten Familie im Schlepptau: „Ich fühle mich entspannt, auch wenn ein Kribbeln vorhanden ist.“

Ähnlich zuversichtlich zeigt sich sein Parteifreund Karl Freller, der Kandidat für den Wahlkreis Süd. „Ich bin ausgesprochen positiv gestimmt, ganz anders als bei der Landtagswahl 2008: Damals hatte ich vor der Wahl ein sehr schlechtes Gefühl.“

Markus Söder, CSU-Bezirksvorsitzender, begrüßt die Anwesenden mit Handschlag und merkt an: „Ich habe gut geschlafen, aber der Wahltag ist immer ein furchtbarer Tag für mich.“ Der 46-Jährige sagt: „Mein Ziel ist es, in Nürnberg zuzulegen.“

CSU sieht sich im Aufwind - keine Partylaune bei der SPD

© Hippel

Als das erste Ergebnis da ist, 49 Prozent für die CSU, springen einige auf, klatschen, dann stehen alle. Auch Markus Söder steht, doch er hat noch keine Muße zum Jubeln: Konzentriert geht der Blick zum Fernseher, angespannt ist seine Miene. Euphorisch ist der Bundestagsabgeordnete Michael Frieser: „Ich freue mich von ganzem Herzen, das Ergebnis ist ein Push für die Bundestagswahl in einer Woche.“ So sieht es auch die Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl: „Ein toller Rückenwind für die Wahl am kommenden Sonntag.“

Auch der CSU-Stadtrat Michael Brückner, der das Direktmandat im Stimmkreis Nürnberg Nord holen will, ist optimistisch: „Gewinnen werde ich auf jeden Fall. Entweder komme ich in den Landtag — oder ich habe mehr Zeit für meine Frau.“ Hermann Imhof ist hin und weg: „Das hat meine Erwartungen übertroffen.“

Die Landtagswahl vor fünf Jahren, die Schmach von 2008 ist vergessen. Söders Ziel, in Nürnberg zuzulegen, hat er wohl aber verfehlt - auch wenn er in seinem Stimmkreis Nürnberg-West mehr Stimmen holen konnte.

In Feierlaune ist an diesem Abend im Karl-Bröger-Haus niemand so richtig. Als die erste Prognose über die Leinwand flimmert, gibt es den meisten Beifall für die FDP, die bei nur drei Prozent liegt und damit nicht mehr in den Landtag einzieht. Claudia Arabackyj kann sich jedoch auch darüber nicht freuen. „Ich habe nicht mitgeklatscht“, sagt die SPD-Stadträtin. Dass die CSU jetzt allein regieren könne, sei wahrlich kein Grund zu jubeln. Sie sei traurig über das Ergebnis, an den Info-Ständen sei die Stimmung eine ganz andere gewesen.

Auch Stefan Schuster, Direktkandidat im Westen, will das Ergebnis nicht schönreden. „Ich bin natürlich enttäuscht.“ Anders als seine Parteikollegin Arabackyj freut er sich zwar über das Ausscheiden der FDP, die ohnehin nur „Steigbügelhalter“ der CSU gewesen sei. Aber einen deutlicheren Zuwachs für die Sozialdemokraten, den hatte auch er sich erhofft. „Als bayerischer Sozialdemokrat benötigt man immer einen gewissen Vorrat an noch nicht verbrauchter Verzweiflung“, sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. „Heute mussten wir wieder einen Teil davon verwenden.“ Immerhin eine positive Entwicklung sieht Maly doch. „Wir haben den Abwärtstrend gestoppt.“ Das gilt vor allem für Nürnberg, wo die SPD deutlich zulegen konnte und bei über 30 Prozent liegt.

Warum es landesweit nicht zu mehr gereicht hat, darüber rätseln an diesem Abend viele im Karl-Bröger-Haus. Die Stimmung in den letzten Tagen sei sehr positiv gewesen, sagt der Nürnberger Parteivorsitzende Christian Vogel. „Offensichtlich ist es uns nicht gelungen, das in die Wahllokale zu bringen.“ Er kann sich wenigstens mit dem Nürnberger Ergebnis trösten. „Mit den Zahlen in der Stadt bin ich sehr zufrieden.“

Und noch einen deutlichen Pluspunkt macht Vogel aus. Im Nürnberger Norden liegt Arif Tasdelen nur knapp hinter Michael Brückner (CSU). Über die Zweitstimmen wird er voraussichtlich den Einzug in den Landtag schaffen, er wäre der erste Abgeordnete mit Migrationshintergrund. „Das tut einer Stadt wie Nürnberg gut“, sagt Vogel. „Wir sind stolz, dass wir die ersten sind, die das erreicht haben.“ Tasdelen selbst, dem die ganze Familie die Daumen drückt, ist überwältigt. „Damit habe ich nicht gerechnet.“

Angelika Weikert, die wieder in den Landtag einzieht, führt den Erfolg der CSU auch auf die gute wirtschaftliche Lage in Bayern zurück. „Die, die nicht dazugehören, sind in der Minderheit.“ Bei ihr überwiegt die Enttäuschung. „Wir wollten den Wechsel, das haben wir nicht geschafft.“

Dieser Artikel wurde zuletzt um 23.42 Uhr aktualisiert.

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