Dagmar Wöhrls umstrittene Reise nach Myanmar

28.2.2012, 01:00 Uhr
Dagmar Wöhrls umstrittene Reise nach Myanmar

© dpa

Dagmar Wöhrl fühlt sich höchst unfair behandelt. Und das will sich die CSU-Politikerin nicht gefallen lassen. Deswegen muss sie am Sonntagabend nach dem Gespräch mit unserer Zeitung auch gleich wieder an den PC: um an der Verteidigungsschrift zu arbeiten, die schnellstmöglich auf ihrer Internetseite veröffentlicht werden soll. „Im Moment habe ich ja keine andere Chance, mich zur Wehr zu setzen“, sagt sie.

Was der CSU-Abgeordneten von einigen Medien, darunter dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, zur Last gelegt wird, ist allerdings happig. Ausgerechnet sie als Vorsitzende des Bundestagsausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung habe sich bei einer Dienstreise nach Myanmar und Laos wenig einfühlsam gegenüber den Einheimischen gezeigt.

Nur am Handy?

So heißt es in dem am Montag erschienenen Spiegel-Bericht, sie habe sich beschwert, dass im Programm keine Shoppingtour vorgesehen sei und später bei einer Einkaufsgelegenheit vor Kleinhändlern mit einem 100-Dollar-Schein „herumgewedelt“. Dann habe sie sich ohne Rücksicht auf protokollarische Gegebenheiten bei einem offiziellen Abendessen auf den Platz neben den Minister Dirk Niebel gesetzt, der eigentlich für den Botschafter vorgesehen gewesen sei. Statt sich mit den Laoten zu unterhalten, habe sie sich mit ihrem Handy beschäftigt.

Der gewichtigste Vorwurf: Bei einem Treffen der Delegation mit Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi habe es von deutscher Seite viele Komplimente gegeben, weil die Freiheitskämpferin so gut aussehe. Daraufhin habe Dagmar Wöhrl gesagt, dass müsse einen nicht wundern, denn die Frau habe schließlich „jahrelang keinen Stress gehabt“. Zur Erklärung: Aung San Suu Kyi stand als Oppositionelle 15 Jahre lang unter Hausarrest des Militärregimes.

Wöhrls Verhalten habe dazu geführt, heißt es in der Berichterstattung, dass deutsche Botschaftsangehörige peinlich berührt gewesen seien, zum Beispiel bei einem Gedrängel um ein Foto mit der Nobelpreisträgerin. Unter den Diplomaten sei das Wort „fremdschämen“ gefallen.

All das stimme nicht oder sei zumindest verzerrt wiedergegeben, erklärt Dagmar Wöhrl. Beispiel Einkauf: Es sei ihr nun wirklich nicht darum gegangen, für sich selbst etwas zu erwerben. Sie habe es sich zum Prinzip gemacht, den Einheimischen stets etwas abzukaufen und so die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Die Gegenstände gebe sie dann in Deutschland an Mitarbeiter weiter.

Zum Vorwurf der Rücksichtslosigkeit gegenüber der Freiheitskämpferin sagte Wöhrl: „Was ich in mehreren Gesprächen über Aung San Suu Kyi zum Ausdruck bringen wollte, war, dass die Friedensnobelpreisträgerin eine sehr starke Frau ist, der man die 20 Jahre Hausarrest und die auch damit verbundenen physischen und psychischen Qualen nicht ansieht. Dies war durchweg positiv und als besondere Wertschätzung gemeint. Falls meine Wortwahl dies aber nicht so zum Ausdruck gebracht haben sollte, tut mir dies von Herzen leid.“

Sogar die fränkische Mundart spielte im Streit Spiegel — Wöhrl eine Rolle. „Bei dem Besuch eines Projekts der Welthungerhilfe im Dorf Sandar Yaw habe ich angeblich beim Anblick einer Wildsau mit ihren Jungen gesagt, dies sei idyllisch. Dies stimmt aber nicht“, sagt Dagmar Wöhrl. Sondern: „Ich habe gesagt, die Tiere seien ,oadli‘. Dies ist ein fränkischer Ausdruck, der so viel wie ,putzig‘ bedeutet. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Tierliebhaber bin und mich seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Tierschutz engagiere. Aber beim besten Willen will sich mir nicht erschließen, was an dieser Aussage verwerflich sein soll.“

Zu sehr reduziert

Besonders ärgert sich die CSU-Abgeordnete, in dem Spiegel-Text „auf einen Dreiklang“ reduziert zu werden, nämlich „Miss Germany, vermögende Ehefrau und Blondine“. Tatsächlich wird auf der einen Seite gleich dreimal auf die inzwischen 35 Jahre zurückliegenden Auszeichnungen als Schönheitskönigin verwiesen, kein einziges Mal aber auf die 17 Jahre Arbeit als Parlamentarierin.

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