Dandy, Rockstar oder Hippie-Mädchen?
6.11.2016, 19:21 UhrZum Beratungsgespräch kommt Ramona Domanits in einer schmal geschnittenen, blauen Jeans, schlichten Sneakern, einem roten Baumwolltop, darüber eine graue Daunenweste. Die schulterlangen, blonden Haare hat die 28-Jährige den Anweisungen von Stilberaterin Karin Sievers von „Stil in Nürnberg“ zufolge offen und lockig gelassen. „Hätte sie die Haare glatt geföhnt oder hochgesteckt, würde es das Ergebnis verfälschen“, sagt Sievers und führt in ein helles Zimmer mit bodenlangem Spiegel, einem Schreibtisch, mehreren Schränken und einer Kleiderstange, an der fein säuberlich aufgereiht die verschiedensten Stoffproben hängen. In einem ersten Gespräch will die Expertin wissen: Worauf kommt es Domanits bei der Auswahl ihrer Kleidung an? Was erwartet sie sich von der Stilberatung? Gibt es etwas, was die Lehrerin für Mathe und Physik überhaupt nicht mag?
Unsicher bei der Outfitwahl
„Da ich jeden Tag mit dem Fahrrad in die Arbeit fahre, ist ein Bleistiftrock eher unpraktisch“, erklärt die 28-Jährige daraufhin. „Ich würde mich gerne etwas mehr trauen, weil ich mich manchmal wie eine graue Maus fühle. Aber ich will auch nicht, dass sich meine Schüler in erster Linie über meine Klamotten unterhalten.“ Von der Beratung erhofft sie sich, dass sie künftig sicherer bei der Auswahl der Kleidungsstücke und deren Kombinationsmöglichkeiten ist. Ihr eigener Stil bisher? „Irgendwie habe ich den noch nicht gefunden“, sagt Domanits ehrlich.
Eines weiß die 28-Jährige dann aber ganz sicher: Als ihr die Stilberaterin die Stoffe zeigt, von denen jeder einzelne für einen bestimmten Stil-Typen steht, sagt Domanits ganz klar: „Tweed-Stoffe mag ich überhaupt nicht, das verbinde ich sofort mit der Generation 60 plus. Und Leopardenmuster geht auch nicht. Dann darf sie auf einem Sessel vor dem Spiegel Platz nehmen.
Eineinhalb Stunden lang testen sich die beiden Frauen durch glatte und raue Stoffe, verschiedene Materialien wie Leder, Lack und Kunstfelle, durch Muster und durch einfarbige Stoffe. Bei jedem einzelnen, den sie der 28-Jährigen auf das Dekolleté legt, wirft Stilberaterin Sievers einen prüfenden Blick in den Spiegel.
Der schwarze Stoff mit beigen Längsstreifen, der den Dandy-Stil verkörpert, passt nicht zu Domanits. Ebenso wenig die Tücher im Retrostil, wie beispielsweise das hellblaue Tuch mit weißen Punkten. „Was gut bei dir geht, ist Leder“, sagt Sievers. „Und hochwertige, edlere Stoffe.“
Bei den Mustern dagegen will der Stilberaterin keines so richtig an Domanits gefallen. Bei einem schwarzen Tuch mit glitzernden Silberfäden und funkelnden Akzenten bleibt sie dann aber hängen. „Dass dir dieser Stoff steht, heißt nicht etwa, dass du jetzt loslaufen und genau so etwas finden musst“, sagt Sievers. „Es zeigt lediglich, dass dir etwas Glitzer gut steht, was du mit Accessoires wie Ohrringen, einer glänzenden Gürtelschnalle oder einer silbernen Armbanduhr machen kannst.“
„Grace Kelly meets Rockstar“
Nach eineinhalb Stunden ist heraus: Ramona Domanits Stil ist eine Mischung aus Rockig und Elegant mit sinnlichen Akzenten und ein wenig Glitzer, sagt Sievers, die sich selbst auch schon beraten lassen hat. „Ich hatte eine übergewichtige Freundin, die immer gut aussah. Ich war damals selbst übergewichtig und sah nie gut aus. Die Freundin hat mir dann erzählt, dass ihr eine Farbberatung geholfen hat“, sagt Sievers. Was sie bei dem eigenen Termin erlebte, gefiel der 44-Jährigen so gut, dass sie sich entschloss, selbst die Ausbildung zu machen. Seit 2010 biete sie Farbberatungen in Nürnberg an, die Weiterbildung zur Stilberaterin habe sie erst vor kurzem in Berlin gemacht.
In der zweiten Hälfte des Beratungsgesprächs zeigt sie der 28-Jährigen dann anhand von mitgebrachten (Lieblings-)Outfits, wie Domanits ihr Ergebnis künftig umsetzen kann. Die engen Jeans dürfen bleiben, die Stiefel aus glattem Leder auch, die Oberteile aus Baumwolle dagegen sollten künftig Tops und Blusen aus hochwertigen Materialien weichen, so die Expertin.
Für den nötigen Glamour sorgen glitzernde Accessoires. Sinnliche Akzente setzt ein Top mit einem weich fallenden Wasserfallausschnitt.
Outfit für Outfit wird unter die Lupe genommen und Domanits neuem Stil angepasst. Nach über vier Stunden schwirrt der 28-Jährigen sichtlich der Kopf. „Das ist nach so viel Informationen ebenso normal, wie das Stoff- und Klamottenchaos hier im Zimmer“, sagt die Stilberaterin lachend.
Und auch für das Chaos im Kopf hat Sievers eine Lösung: In zwei Tagen sei Domanits persönlicher Style-Guide fertig, in dem das Ergebnis zusammengefasst und mit Bildern veranschaulicht ist, verspricht die Expertin.
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