Fall 24 der Weihnachtsaktion
Das Schicksal hat es selten gut mit Anna M. gemeint - doch ein Projekt gibt ihr Mut
9.12.2022, 12:57 UhrEs gibt Menschen, mit denen es das Schicksal wohl einfach nicht gut meinen will. Bei Anna M. (Name geändert) könnte man diesen Eindruck gewinnen. Ihre Pechsträhne beginnt in frühster Kindheit. Da ihre Eltern beruflich eingespannt sind und sich nicht um sie kümmern können, kommt sie im Alter von drei Jahren zu ihrer Großmutter. Die erweist sich schnell als hartherzig und brutal, ahndet jedes Fehlverhalten ohne Gnade. Mehr noch: Schon bald wird die kleine Anna immer wieder in den Keller gesperrt, am Ende schläft sie dort sogar auf einem Feldbett. Sie ist isoliert, sieht nie einen Kindergarten von innen. Es sind Jahre der psychischen und physischen Gewalt.
Erst als sie zehn Jahre alt ist, holt ihr Vater sie dort raus, der nach der Trennung von Anna M.s Mutter schließlich das alleinige Sorgerecht hat. "Finanziell hatte ich nun zwar alles, aber die Umgebung war eben gar nichts." Ihr Vater betreibt ein Bordell, ist eine große Nummer im Rotlichtmilieu einer Großstadt. "Ich habe da vieles mitbekommen, was man als Kind nicht sehen sollte", wie sie sagt und dabei doch betont, dass ihr Vater sie "niemals verkauft" hat. Dennoch: Es ist kein Umfeld für ein Kind, keines für eine Jugendliche. Sobald sie kann, zieht sie in eine eigene Wohnung. Nach der Schule beginnt die leidenschaftliche Handballspielerin eine Ausbildung im Einzelhandel, schließt diese auch ab und wird schließlich von ihrem damaligen Freund schwanger.
Die Beziehung ist geprägt von Gewalt, der Drogensucht ihres Partners und Arbeitslosigkeit. Noch als Anna M. mit dem zweiten gemeinsamen Kind schwanger ist, verlässt sie ihren prügelnden Freund und lernt kurze Zeit später einen Mann kennen, mit dem sich das Leben zum Guten zu wenden scheint. Das Paar ist viele Jahre zusammen, bekommt zwei weitere Kinder. Doch eben nur auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung.
Denn Anna M. sucht in ihrem Kummer über das Erlebte und schließlich den frühen Tod ihrer Mutter immer häufiger Trost in Alkohol. "Ich versuchte das zwar irgendwie zu kontrollieren, auf einem Level zu halten, damit ich das mit den Kindern hinbekomme. Aber irgendwann war ich nicht nur psychisch, sondern auch körperlich abhängig."
Der Weg führte nach unten
Der Rest ist so schnell erzählt, wie es für sie bergab ging. Die Beziehung zerbricht, sie kommt mit dem Alltag nicht mehr zurecht und gibt schweren Herzens alle vier Kinder zu deren Vätern beziehungsweise in Einrichtungen. Die vier sollen es besser ohne eine alkoholkranke Mutter haben, davon ist sie überzeugt. Sie driftet ab, verliert ihre Wohnung, landet auf der Straße und lebt unter anderem ein Jahr in Amsterdam unter einer Brücke - sie ist ganz unten und vor allem alleine.
Als sie sich dann nach Nürnberg durchgeschlagen hat, schläft sie bei Bekannten oder auf der Straße. Im Sommer dieses Jahres kommt sie schließlich in einer Obdachlosenpension unter und ist da schon längst schwer krank. Die jahrelange schwere Alkoholsucht hat ihre Spuren hinterlassen, obwohl die 45-Jährige inzwischen trocken ist. Anna M. hat Leberzirrhose im Endstadium und steht auf der Warteliste für eine Spenderleber.
Und doch scheint es das Schicksal in diesem ganzen Elend dann doch mal gut mit ihr zu meinen. Seit kurzem hat sie eine eigene kleine Ein-Zimmer-Wohnung. Ohne Arbeit und ohne feste Bleibe eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Doch das "Housing First“-Projekt des Vereins "Straßenkreuzer" setzt dabei an, dass vor einem Start in ein besseres Leben die eigenen vier Wände stehen. Das Besondere daran ist auch, dass der Vertrag direkt zwischen Mieter und Eigentümer zustande kommt. Es ist ein Projekt, das Menschen ein eigenes Zuhause ermöglicht, die auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt im Grunde chancenlos sind.
"Manchmal kann ich es kaum glauben, dass ich eine Wohnung habe, und habe Angst, dass irgendeiner kommt und sie mir wieder weg nimmt", sagt Anna M. Doch die Wohnung ist bis auf eine Schlafcouch und eine Küche, bei denen der "Straßenkreuzer" einsprang, leer. Anna M. bezieht eine kleine Erwerbsminderungsrente, doch die liegt knapp über den Satz, um Leistungen aus der Grundsicherung beziehen zu können - somit auch keine Erstausstattung. Es fehlt an allem: Vom Geschirrhandtuch über Besteck, Töpfe bis hin zu Bettwäsche, Kaffeemaschine und Staubsauger. Dinge, für die Anna M. kein Geld hat, denn die Miete von 433 Euro stemmt sie alleine mit ihrer winzigen Rente.
Um Anna M. bei ihrem Start in ein besseres Leben unterstützen zu können, bitten wir heute herzlich um Spenden.
Die Spendenkonten des Vereins "Freude für alle":
Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99; Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72. Alle Zuwendungen sind steuerlich abzugsfähig. Zur Ausstellung von Spendenbescheinigungen bitte bei Überweisungen vollständige Adresse mit angeben. Aus organisatorischen Grünen können wir keine Sachspenden annehmen.
Gezielt und unbürokratisch: So hilft die Aktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) Menschen, die ins soziale Abseits und in Not geraten. Sie möchten spenden und sich an der Aktion beteiligen? Dann klicken Sie bitte hier. Alle Fälle der diesjährigen Weihnachtsaktion finden Sie unter diesem Link.
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