Daten füttern den digitalen Zwilling
5.4.2019, 19:30 Uhr"Kennt ihr den Unterschied zwischen Datenschutz und Datensicherheit?", fragt Christian Rieger in die Runde. Stille. Ein Schüler nuschelt etwas vor sich hin. Die Antwort stimmt so halb. Deshalb wiederholt es der Workshop-Leiter mit seinen Worten.
"Datensicherheit ist das, was auf der technischen Seite passiert. Also zum Beispiel eine Firewall, die davor schützt, dass jemand Fremdes auf den Computer zugreift." Beim Datenschutz gehe es darum, welche Daten jeder von sich preisgibt. Das sollte man sich auch immer wieder bewusstmachen. Denn im Internet entsteht ein digitales Abbild von der Person, die dort ihre Spuren hinterlässt.
"Mein digitaler Zwilling – Spuren im WWW" heißt Riegers Vortrag, den er im Auftrag für das Institut für Pädagogik und Schulpsychologie Nürnberg (IPSN) sonst für Lehrer hält. Diesmal gibt er sein Wissen und Tipps, wie jeder sein Nutzungsverhalten ändern kann, an Schüler weiter.
Denn man kann mit seinen privaten Daten sparsamer im Netz umgehen, die wenigsten tun es. Wer überprüft, worauf die Apps auf dem Smartphone zugreifen dürfen, findet schon eine Möglichkeit, weniger von sich an den App-Anbieter zu verraten.
"Wofür braucht die Taschenrechner-App Zugriff auf die Standortdaten? Und warum sind so viele Apps kostenlos?", fragt Christian Rieger. Mit den gesammelten Daten wird Handel betrieben. Die Gefahr ist eigentlich, nicht zu wissen, was mit den Informationen wirklich passiert.
In 13 weiteren Workshops, die in der Projektwoche "Mit Sicherheit vernetzt" von unterschiedlichen Stellen wie dem Kreisjugendring, der Stiftung Medienpädagogik oder dem Medienzentrum Parabol angeboten wurden, lernten die Schüler, ihren eigenen Umgang mit sozialen Netzwerken, dem Smartphone und ihren Daten zu reflektieren.
Eine Sache, die laut Elke Ames-Zuckermeier unbedingt nötig war. Die Religions- und Ethiklehrerin konnte nicht länger mitanschauen, wie die jungen Menschen in der digitalen Welt agieren. Dass sie sich mit der Technik auskennen, heiße schließlich noch lange nicht, dass sie damit umgehen können.
Wie man Hackern vorbeugt
Da Digitalisierung und Medienkompetenz im normalen Unterricht zu wenig Platz finden, hat sie die Projektwoche initiiert und ein umfangreiches Angebot zusammengesucht, das in dieser Form auch an anderen Schulen denkbar wäre.
Im Vorfeld hatten sich die Schüler im Ethik- und Religionsunterricht bereits mit den Themen beschäftigt und Plakate erstellt, die in der Schulaula zu sehen sind. Darauf findet man etwa auch Tipps, wie man Hackern vorbeugt, persönliche Daten auf WhatsApp und Instagram besser schützt oder falsche Identitäten durchschaut. Außerdem thematisieren die Plakate Internetbetrug und Schlafstörungen durch das Smartphone.
Doch was bleibt von all dem hängen? "Wenn zwei oder drei Schüler pro Workshop ihre App-Einstellungen überprüfen, ist das für mich schon ein Erfolg", meint Christian Rieger, der niemanden dazu zwingen kann, auf seine Daten aufzupassen. Und dann gibt es natürlich auch die Menschen, die es gut finden, auf ihre Interessen abgestimmte Werbung zu bekommen. Dass die Daten aber auch genutzt werden können, um jemanden irgendwann einmal Schaden zuzufügen, daran wird dabei meist nicht gedacht.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen