DB-Lounge: Bahn testet Zukunftskonzept in Nürnberg

15.7.2016, 06:00 Uhr
DB-Lounge: Bahn testet Zukunftskonzept in Nürnberg

© Foto: Arno Stoffels

Der Weg führt durch die Glastür, vorbei am Empfang. Ein Teppich dämpft die Schritte. An der Wand links hängen Bildschirme. Davor stehen Tische mit gerundeten, weißen Kunststoffplatten und Holzbeinen, kleine Lampen hängen an der Decke und verbreiten, je nach Tageszeit, kühleres oder wärmeres Licht.

In hohen, fast geschlossenen Sesseln können sich die Kunden ein paar Meter weiter zurückziehen. Wer an seinem Laptop oder Tablet arbeiten muss, kann sich auf einen der hohen, vierbeinigen Hocker vor einen tresenähnlichen Tisch in einem abgegrenzten Bereich schwingen. Nach Deutscher Bahn sieht hier drinnen wenig aus, die großformatigen Naturbilder an der Wand könnten genauso gut ein stylisches Steak-Restaurant zieren.

Anregungen von Kunden

"So soll es auch sein", sagt Carsten Müller, der seit über einem Jahr an dem neuen Konzept für die DB Lounges, die exklusiven Aufenthaltsräume der Deutschen Bahn für Kunden der ersten Klasse und Vielfahrer, feilt. Dafür wurden Dutzende Fahrgäste nach ihren Wünschen gefragt, ein Designwettbewerb veranstaltet. In Zukunft soll nicht nur alles besser aussehen als bisher, sondern auch funktionaler sein. "Vor 20 Jahren hat noch kaum jemand in der Lounge mit dem Laptop gearbeitet", sagt Müller.

Entsprechend spärlich sind bisher die Steckdosen gesät. In Zukunft kann jeder seine Geräte anstöpseln, ob über Stromstecker oder USB-Anschlussbuchse. Auch soll auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Reisenden besser eingegangen werden. Familien sollen genauso ihren Platz haben wie Menschen, die kurz in Ruhe arbeiten wollen. Jetzt steht das Konzept. Im sogenannten "d.lab" der Bahn in Frankfurt am Main, einer Art Denkwerkstatt der Bahn, wurden in einer Ecke entsprechend ein paar Tische, Sitzgruppen und ein Empfangstresen aufgebaut. Mit einer Datenbrille vor den Augen lässt sich die erste Lounge, die ab Anfang 2017 für etwa 500.000 Euro umgebaut wird, virtuell begehen: Nürnberg.

Doppelt so viel Platz wie bisher

Bisher sind die Räumlichkeiten hier im ersten Stock neben einem Drogeriemarkt untergebracht. Neben dem Standort in Bremen gilt Nürnberg mit nur 24 Sitzplätzen als der kleinste bundesweit. Im Vergleich dazu hat Frankfurt am Main, vor 19 Jahren als erste DB Lounge eröffnet, 141 Plätze. Nach dem Umbau aber misst die Lounge in Nürnberg 240 Quadratmeter, also doppelt so viel wie bisher.

Die DB Lounge findet sich dann in neuen Räumlichkeiten auf der Empore, zwischen dem Klub "Indabahn" und einer Fast-Food-Kette. Die Fläche steht schon länger leer, "die Gelegenheit war günstig", so Müller und der DB-Marketing-Vorstand für den Fernverkehr, Michael Peterson. Und das in jeder Hinsicht. Geht im Dezember 2017 die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg - Berlin an den Start, werden sich die Reisendenströme in der Republik verändern, wird der Knoten Nürnberg an Bedeutung, Ein-, Aus- und Umsteigern gewinnen.

Bester Standort zur Erprobung

Einen besseren Standort zur Erprobung des neuen Konzepts für die DB Lounges gibt es nicht, sagt Peterson. "Die Erfahrungen, die wir in Nürnberg sammeln, werden dann in die Umgestaltung der anderen DB Lounges einfließen." Allerdings wird der Umbau der übrigen Standorte nicht sofort, sondern nach und nach erfolgen. In München soll etwa so lange gewartet werden, bis der gesamte Bahnhof neu gestaltet beziehungsweise gebaut wird. An dem Servicekonzept wird aber in jedem Fall festgehalten, egal, wie schwierig die Zeiten für die Bahn auch sind. Ursprünglich war die DB Lounge als reiner Rückzugsort für die Erste-Klasse-Kunden geplant, in grober Anlehnung an das Konzept der Fluggesellschaften.

Anfangs mussten die Fahrgäste ihren Kaffee allerdings noch selbst bezahlen. Erst mit der Eröffnung der Lounge in Köln 2001 gab es Heiß- und Kaltgetränke umsonst. Nürnberg folgte im Zuge des Bahnhofsumbaus ein Jahr später. Köln, Berlin, Frankfurt, München und Hamburg haben einen separaten Bereich für die erste Klasse mit einem deutlich größeren Gastro-Service-Angebot. Ob das in Zukunft so bleibt, kann Peterson noch nicht sagen. Auch darüber sollen die Erfahrungen in der Nürnberger Lounge, in der es eine solche Trennung nicht geben wird, Aufschluss geben.

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