Der Augustinerhof: Die unendliche Geschichte

23.3.2018, 18:13 Uhr
Thomas Scheidl ahnte es in seiner Karikatur aus dem Dezember 2008: Auch heute, vier Jahre später, ist noch nicht viel passiert am Augustinerhof. Nicht einmal die abgebildete Hundehütte steht bisher. Und das, obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten an Vorschlägen nicht gemangelt hat. Unsere Bildergalerie bietet einen kleinen Überblick über die Geschichte des Areals und die Ideen der letzten 25 Jahre, wie man es wieder mit Leben erfüllen könnte.
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Thomas Scheidl ahnte es in seiner Karikatur aus dem Dezember 2008: Auch heute, vier Jahre später, ist noch nicht viel passiert am Augustinerhof. Nicht einmal die abgebildete Hundehütte steht bisher. Und das, obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten an Vorschlägen nicht gemangelt hat. Unsere Bildergalerie bietet einen kleinen Überblick über die Geschichte des Areals und die Ideen der letzten 25 Jahre, wie man es wieder mit Leben erfüllen könnte. © diverse

Blicken wir — notgedrungen — zurück. Der erste Akt des unsäglichen Dramas liegt genau ein Vierteljahrhundert zurück: Anfang 1991 nämlich erfuhr die staunende Nürnberger Öffentlichkeit von den Plänen des Eigentümers Mohammad Abousaidy. Er hatte Star-Architekt Helmut Jahn engagiert und ihn ein 100 Meter langes und 25 Meter hohes Gebilde entwerfen lassen. Sofort wogte der Streit zwischen der Bürgerinitiative "Rettet die Sebalder Altstadt" und den Befürwortern hin und her.
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Blicken wir — notgedrungen — zurück. Der erste Akt des unsäglichen Dramas liegt genau ein Vierteljahrhundert zurück: Anfang 1991 nämlich erfuhr die staunende Nürnberger Öffentlichkeit von den Plänen des Eigentümers Mohammad Abousaidy. Er hatte Star-Architekt Helmut Jahn engagiert und ihn ein 100 Meter langes und 25 Meter hohes Gebilde entwerfen lassen. Sofort wogte der Streit zwischen der Bürgerinitiative "Rettet die Sebalder Altstadt" und den Befürwortern hin und her.

1994 sollte sich mit dem Handschlag zwischen Eigentümer Mohammad Abousaidy, OB Peter Schönlein und Architekt Helmut Jahn alles ändern. Als das neue Konzept präsentiert wurde standen die Wohnungen an der Karlsbrücke schon Jahre lang leer.
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1994 sollte sich mit dem Handschlag zwischen Eigentümer Mohammad Abousaidy, OB Peter Schönlein und Architekt Helmut Jahn alles ändern. Als das neue Konzept präsentiert wurde standen die Wohnungen an der Karlsbrücke schon Jahre lang leer. © Roland Fengler

2008 herrschte noch Optimismus: Der neue Augustinerhof-Besitzer Gerd Schmelzer gibt den Startschuss für den Abriss.
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2008 herrschte noch Optimismus: Der neue Augustinerhof-Besitzer Gerd Schmelzer gibt den Startschuss für den Abriss. © Michael Matejka

Nahe des heute als Augustinerhof bekannten Geländes stand ab dem 13. Jahrhundert ein 1265 erstmals urkundlich erwähntes Augustinerkloster. Nach der Reformation wurden die Gebäude von Ämtern der Reichsstadt Nürnberg genutzt, danach standen sie lange leer und verfielen. 1872 wurden sie dann restlos abgerissen. Interessanterweise ein Schicksal, das sie mit den 125 Jahre später an Ort und Stelle stehenden Gebäuden teilen sollten.
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Nahe des heute als Augustinerhof bekannten Geländes stand ab dem 13. Jahrhundert ein 1265 erstmals urkundlich erwähntes Augustinerkloster. Nach der Reformation wurden die Gebäude von Ämtern der Reichsstadt Nürnberg genutzt, danach standen sie lange leer und verfielen. 1872 wurden sie dann restlos abgerissen. Interessanterweise ein Schicksal, das sie mit den 125 Jahre später an Ort und Stelle stehenden Gebäuden teilen sollten. © Stadtarchiv Nürnberg

Heute steht auf dem Gelände des ehemaligen Klosters das Parkhaus "Hauptmarkt". Das heutige Augustinerhof-Areal liegt zwischen der Karlstraße, Tuchgasse und Augustinerstraße und erhielt seinen Namen erst Anfang der 1990er als Projektname eines Bauvorhabens. Hier ein Blick in den als Parkplatz genutzten, tristen Innenhof mit den verlassenen Gebäuden.
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Heute steht auf dem Gelände des ehemaligen Klosters das Parkhaus "Hauptmarkt". Das heutige Augustinerhof-Areal liegt zwischen der Karlstraße, Tuchgasse und Augustinerstraße und erhielt seinen Namen erst Anfang der 1990er als Projektname eines Bauvorhabens. Hier ein Blick in den als Parkplatz genutzten, tristen Innenhof mit den verlassenen Gebäuden. © Daut

Um ein Modell des gebürtigen Zirndorfers und Chicagoer Stararchitekten Helmut Jahn versammeln sich hier Anfang 1991 Peter Nützel von einem örtlichen Architekturbüro, Baureferent Walter Anderle, Jahn selbst, der damalige OB Peter Schönlein und Bauherr Mohamad Abousaidy (v.l.). Der Entwurf sah einen Glaspalast vor und bekam von den Gegnern den wenig schmeichelhaften Spitznamen "aufgeplatzte Bratwurst" verpasst.
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Um ein Modell des gebürtigen Zirndorfers und Chicagoer Stararchitekten Helmut Jahn versammeln sich hier Anfang 1991 Peter Nützel von einem örtlichen Architekturbüro, Baureferent Walter Anderle, Jahn selbst, der damalige OB Peter Schönlein und Bauherr Mohamad Abousaidy (v.l.). Der Entwurf sah einen Glaspalast vor und bekam von den Gegnern den wenig schmeichelhaften Spitznamen "aufgeplatzte Bratwurst" verpasst. © Hafenrichter

Eine breite Gegnerschaft, angeführt von den Mitgliedern des Vereins Altstadtfreunde e.V., formierte sich damals gegen die Pläne des Bauherrn und der Stadtspitze. Hier ist eine Demonstration des Bürgerforums "Rettet die Sebalder Altstadt" aus dem Jahr 1995 zu sehen.
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Eine breite Gegnerschaft, angeführt von den Mitgliedern des Vereins Altstadtfreunde e.V., formierte sich damals gegen die Pläne des Bauherrn und der Stadtspitze. Hier ist eine Demonstration des Bürgerforums "Rettet die Sebalder Altstadt" aus dem Jahr 1995 zu sehen. © Hafenrichter

Schon Ende des Jahres 1991 konnten die Mitglieder des Bürgerforums zahllose Unterschriften gegen den Entwurf Jahns sammeln und der Verwaltung übergeben. An einer Wäscheleine hängten sie die Unterschriften außerdem vor dem Rathaus auf. Nach jahrelangem Hin- und Her gab es im Jahr 1996 den ersten und bis heute einzigen Bürgerentscheid, bei dem fast 69 Prozent der teilnehmenden Nürnberger gegen die "aufgeplatzte Bratwurst" votierten. Bauherr Abousaidy ging bald darauf pleite, und OB Schönlein verlor bei der Wahl 1996 seinen Posten.
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Schon Ende des Jahres 1991 konnten die Mitglieder des Bürgerforums zahllose Unterschriften gegen den Entwurf Jahns sammeln und der Verwaltung übergeben. An einer Wäscheleine hängten sie die Unterschriften außerdem vor dem Rathaus auf. Nach jahrelangem Hin- und Her gab es im Jahr 1996 den ersten und bis heute einzigen Bürgerentscheid, bei dem fast 69 Prozent der teilnehmenden Nürnberger gegen die "aufgeplatzte Bratwurst" votierten. Bauherr Abousaidy ging bald darauf pleite, und OB Schönlein verlor bei der Wahl 1996 seinen Posten. © Guttenberger

Viele Jahre lang verrottete das Augustinerhof-Areal, immer noch als Parkplatz genutzt, danach vor sich hin. Erst 2008 konnte es zu einer Zwangsversteigerung des Geländes kommen. Im selben Jahr veröffentlichte auch Dirk Kruse seinen Kriminalroman "Tod im Augustinerhof", in dem neben dem Mord auch einige weitere Szenen in den maroden Gebäuden spielen.
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Viele Jahre lang verrottete das Augustinerhof-Areal, immer noch als Parkplatz genutzt, danach vor sich hin. Erst 2008 konnte es zu einer Zwangsversteigerung des Geländes kommen. Im selben Jahr veröffentlichte auch Dirk Kruse seinen Kriminalroman "Tod im Augustinerhof", in dem neben dem Mord auch einige weitere Szenen in den maroden Gebäuden spielen. © Karlheinz Daut

Bei der Zwangsversteigerung setzte sich die alpha Gruppe von Gerd Schmelzer durch. Der Immobilienunternehmer hat in Nürnberg bereits an zahlreichen Standorten neue Projekte zum Leben erweckt, wie im Tilly Park, im Grundig Immobilienpark oder in den Sebalder Höfen. Hier steht er am Hauptmarkt und weist in Richtung seines Projekts am Augustinerhof.
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Bei der Zwangsversteigerung setzte sich die alpha Gruppe von Gerd Schmelzer durch. Der Immobilienunternehmer hat in Nürnberg bereits an zahlreichen Standorten neue Projekte zum Leben erweckt, wie im Tilly Park, im Grundig Immobilienpark oder in den Sebalder Höfen. Hier steht er am Hauptmarkt und weist in Richtung seines Projekts am Augustinerhof. © Eduard Weigert

Im Jahr 2009 rückten dann die Bagger an und beseitigten innerhalb kurzer Zeit die leerstehenden Gebäude.
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Im Jahr 2009 rückten dann die Bagger an und beseitigten innerhalb kurzer Zeit die leerstehenden Gebäude. © Edgar Pfrogner

Im gleichen Jahr wurden archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände durchgeführt. Die Öffentlichkeit bekam für kurze Zeit Gelegenheit, die wenigen Ruinen dort zu sehen - wie hier beim Tag des offenen Denkmals.
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Im gleichen Jahr wurden archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände durchgeführt. Die Öffentlichkeit bekam für kurze Zeit Gelegenheit, die wenigen Ruinen dort zu sehen - wie hier beim Tag des offenen Denkmals. © Eduard Weigert

Wenige Monate später waren die Mauerreste dann wieder verschwunden. Überdeckt hatte sie eine Asphaltdecke - der auf dem Gelände entstandene Parkplatz für rund 150 Autos sollte nur eine Zwischennutzung sein, ist aber noch immer dort zu finden.
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Wenige Monate später waren die Mauerreste dann wieder verschwunden. Überdeckt hatte sie eine Asphaltdecke - der auf dem Gelände entstandene Parkplatz für rund 150 Autos sollte nur eine Zwischennutzung sein, ist aber noch immer dort zu finden. © Michael Matejka

So sollte es am Augustinerhof-Areal nach dem Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs einmal aussehen. Die Pläne von Wettbewerbs-Sieger Volker Staab sollten dann 2011 umgesetzt werden. Ein einzelner Nachbar verweigerte seine Zustimmung, weshalb das Projekt einmal mehr stecken blieb.
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So sollte es am Augustinerhof-Areal nach dem Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs einmal aussehen. Die Pläne von Wettbewerbs-Sieger Volker Staab sollten dann 2011 umgesetzt werden. Ein einzelner Nachbar verweigerte seine Zustimmung, weshalb das Projekt einmal mehr stecken blieb. © Harald Sippel

Eine Baugenehmigung der Stadt hat Gerd Schmelzer bereits. Bisher liegt dagegen aber noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Ansbach. Jetzt sieht es so aus, als ob Nachbar Helmut Bühl zu einem Kompromiss bereit ist. Vielleicht zieht er die Klage also zurück.
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Eine Baugenehmigung der Stadt hat Gerd Schmelzer bereits. Bisher liegt dagegen aber noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Ansbach. Jetzt sieht es so aus, als ob Nachbar Helmut Bühl zu einem Kompromiss bereit ist. Vielleicht zieht er die Klage also zurück. © Animation: Stadt Nürnberg

Bisher kann man auf dem Augustinerhof-Parkplatz aber auch schon eine andere versöhnliche Geste entdecken: Hier wehen zur Zeit die Farben der beiden großen fränkischen Fußballvereine. Umso beachtlicher ist die Aktion vor dem Hintergrund, dass Gerd Schmelzer, Besitzer des Augustinerhof-Grundstücks, von 1983 bis 1992 Club-Präsident war.
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Bisher kann man auf dem Augustinerhof-Parkplatz aber auch schon eine andere versöhnliche Geste entdecken: Hier wehen zur Zeit die Farben der beiden großen fränkischen Fußballvereine. Umso beachtlicher ist die Aktion vor dem Hintergrund, dass Gerd Schmelzer, Besitzer des Augustinerhof-Grundstücks, von 1983 bis 1992 Club-Präsident war. © Tobias Klink

Nach jahrelangem Stillstand ging es dann im August 2017 endlich voran. Sang- und klanglos wird losgelegt, ohne Grundsteinlegung, ohne ersten Spatenstich mit Ministern.
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Nach jahrelangem Stillstand ging es dann im August 2017 endlich voran. Sang- und klanglos wird losgelegt, ohne Grundsteinlegung, ohne ersten Spatenstich mit Ministern. © Michael Matejka

Ein Vierteljahrhundert hatte sich nichts auf dem Grundstück im Herzen der Stadt getan. Seit kurzem dominiert das Gelb der Baumaschinen — neben dem matschigen Rotbraun des Untergrunds — das Erscheinungsbild des 5200 Quadratmeter großen Areals.
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Augustinerhof Baustelle

Ein Vierteljahrhundert hatte sich nichts auf dem Grundstück im Herzen der Stadt getan. Seit kurzem dominiert das Gelb der Baumaschinen — neben dem matschigen Rotbraun des Untergrunds — das Erscheinungsbild des 5200 Quadratmeter großen Areals. © Foto: Stefan Hippel

Stand der Baustelle bei der Grundsteinlegung des Projekts. Viele Promis, Politker und Journalisten waren vor Ort.
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Stand der Baustelle bei der Grundsteinlegung des Projekts. Viele Promis, Politker und Journalisten waren vor Ort. © Edgar Pfrogner