Fall 28 von "Freude für alle"

Der Führerschein als „finanzielle Belastung“: Warum dieser Nürnberger ihn trotzdem braucht

Max Söllner

Redaktion Neumarkt und "Freude für alle"

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11.12.2024, 17:00 Uhr
Der 18 Jahre alte Adil D. aus Nürnberg hat die Theorieprüfung für den Führerschein bestanden - doch kann sich derzeit keine Praxisstunden leisten (Symbolfoto).

© imago/Frank Sorge Der 18 Jahre alte Adil D. aus Nürnberg hat die Theorieprüfung für den Führerschein bestanden - doch kann sich derzeit keine Praxisstunden leisten (Symbolfoto).

Die Theorie hat Adil D. (Name geändert) bereits geschafft. Mit praktischen Fahrstunden macht er derzeit jedoch nicht weiter. Er kann sie sich schlicht nicht leisten. Sie wären eine "schwerwiegende finanzielle Belastung für den gerade 18-Jährigen", wie die für ihn zuständige Sozialpädagogin der Nürnberger Stadtmission schreibt.

D. kam vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland. In der Türkei sei er während seiner Flucht geschlagen worden, einen Großteil der Strecke habe er zu Fuß zurückgelegt. Seine erste Heimat in Deutschland war eine oberfränkische Kleinstadt. Als unbegleiteter Minderjähriger lebte der damals 16-Jährige zunächst bei einer Pflegefamilie, die ihm auch die Theoriestunden finanzierte. Kurz vor seiner Volljährigkeit wuchs in ihm der Wunsch heran, sein Leben auf eigene Beine stellen. Er zog zu seinem einige Jahre älteren Bruder nach Nürnberg.

Adil D. ist zu seinem Bruder nach Nürnberg gezogen, um bald auf eigenen Beinen zu stehen

Seit vier Monaten teilen sich die beiden eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung. Der Bruder von D. schläft auf dem Sofa und arbeitet bei einer Zeitarbeitsfirma als Staplerfahrer. D. nächtigt auf einer Matratze am Boden und besucht eine Berufsintegrationsklasse. Hierbei handelt es sich um einen zweijährigen Bildungsgang, wie es auf der Website der Stadt Nürnberg heißt. Ziel sei es, Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in die hiesige Lebens- und Berufswelt zu integrieren.

"Meine Noten sind gut", erzählt D. Im Anschluss an die Schule will er sich nach einem Ausbildungsplatz umsehen. Am liebsten möchte er im Bereich der Mechanik anfangen. Um seine Chancen zu erhöhen, wäre ein abgeschlossener Führerschein von Vorteil. Doch der 18-Jährige, der als Schüler noch von Sozialleistungen lebt, kann sich nicht eine praktische Fahrstunde leisten. Auch seinem Bruder ist es aufgrund seines geringen Einkommens nicht möglich, ihn zu unterstützen.

Führerschein und Fahrstunden werden immer teurer

Es ist kein Einzelfall: Allein in den vergangenen Wochen haben die Weihnachtsaktion mehrere Spendenanträge erreicht, in denen um einen Zuschuss für die Fahrausbildung gebeten wird. Nicht immer handelt es sich um Teenager. Manchmal geht es auch darum, nach einer längeren Krise im Alter von 40 oder 50 Jahren den Führerschein nachzuholen. So oder so wird die Fahrschule immer teurer. Laut einer Umfrage des ADAC mussten im Jahr 2023 bereits knapp die Hälfte der Fahranfänger zwischen 2500 und 3500 Euro für die Ausbildung bezahlen.

D. möchte seine praktischen Stunden bei derselben Fahrschule in der oberfränkischen Kleinstadt absolvieren, wo er auch in den Theorieunterricht ging. Dort auf dem Land sei Autofahren einfacher als in einer Großstadt wie Nürnberg, sagt er. Zudem habe er weiterhin einen sehr guten Kontakt zu seiner ehemaligen Pflegefamilie. Er würde die Fahrstunden gerne im Block während seiner Ferien absolvieren und dann erneut bei denjenigen Menschen übernachten, die ihn vor zwei Jahren aufgenommen haben. In Syrien ist D. bereits Auto gefahren. Er hofft deshalb, nicht allzu viele Praxisstunden zu benötigen.

"Freude für alle" bittet heute um Unterstützung für Adil D. und weitere Menschen, die aus beruflichen oder anderen wichtigen Gründen auf einen Führerschein angewiesen sind, sich ihn aber nicht leisten können. Die Weihnachtsaktion bedankt sich bei allen Spenderinnen und Spendern.

So können Sie spenden

Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!

  • Hier können Sie über Paypal spenden
  • Konto bei Sparkasse Nürnberg: IBAN: DE 63 7605 0101 0001 1011 11
  • Konto bei Sparkasse Fürth: IBAN: DE 96 7625 0000 0000 2777 72
  • Konto bei Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 7635 0000 0000 0639 99

Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.

Möchten Sie gezielt für ein in der Vorweihnachtszeit vorgestelltes Einzelschicksal sowie vergleichbare Fälle spenden, nennen Sie bitte im Verwendungszweck die entsprechende Fallnummer.

Wenn Sie im Überweisungszweck das Stichwort "Veröffentlichung" angeben, werden wir Ihren Namen, Ihren Wohnort und die Spendensumme in den gedruckten Zeitungen und E-Paper-Ausgaben des VNP veröffentlichen. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Einwilligung gem. Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO für diese Veröffentlichung für die Zukunft zu widerrufen.

Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa

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