Der Streit um die Bärenschanze geht weiter
1.8.2014, 06:00 UhrEigentlich ist die Sache klar: Der Freistaat darf die 8c abreißen und ein Parkhaus dorthin bauen. Die Gebäude des „Zentrums Bayern Familie und Soziales“ (ZBFS) gehören ihm, und auch wenn die Stadt Nürnberg in städtebaulicher Hinsicht Einwände gegen ein Parkhaus hat: Die Pläne des Freistaats haben rechtlichen Vorrang. Im Januar hatte Oberbürgermeister Ulrich Maly Finanzminister Markus Söder einen Brief geschrieben, in dem er diesen bat, die Planungen noch einmal zu prüfen und den Bau einer Tiefgarage in Erwägung zu ziehen. Auch der Baukunstbeirat hatte sich mehrfach dafür ausgesprochen. Doch der Freistaat baut prinzipiell keine Tiefgaragen.
Wohnbebauung und Tiefgarage statt Parkhaus
Die Stadtbild-Initiative sperrt sich nicht gegen den Abriss der 8c: „Das Gebäude ist baufällig, die Mitarbeiter fordern zu Recht eine Veränderung“, sagt Elmar Hönekopp, der Sprecher der Stadtbild-Initiative. Schon vor Jahrzehnten hätte es einer Renovierung bedurft, doch der Freistaat sei untätig geblieben. Die Initiative wünscht sich nun einen Neubau mit dem gleichen Grundriss, in dem dann beispielsweise Wohnungen entstehen könnten. Die Mitarbeiter des Zentrums werden in den Neubau umziehen, der an die Stelle des Gebäudes an der Roonstraße 22 kommt.
Ein Parkhaus an dieser Stelle sei auch aus volkswirtschaftlicher Sicht Unsinn, sagt Elmar Hönekopp: „Eine Tiefgarage ist nur auf den ersten Blick teurer.“ Wenn man auf dem Platz darüber Wohnungen baut, bringe das wiederum Einnahmen, die die Mehrkosten mehr als ausgleichen. Das Parkhaus sei zudem eine Vergeudung von Grund und Boden – und das in Zeiten, in denen Wohnungen derart knapp sind.
Wolf Hergert, der Vorsitzende von „Geschichte für Alle“, gibt zu bedenken, dass schon jetzt nur noch Fragmente der Bärenschanze erhalten sind. Ersetzt man nun die 8c durch ein Parkhaus, sei das Ensemble völlig dahin. Das Gebäude 8c wurde zwar zerstört und erst in den 1950ern wieder aufgebaut, jedoch blieb der Grundriss erhalten – und somit auch die städtebauliche Wirkung des Ensembles, so Karlheinz Enderle, der Chef der Altstadtfreunde.
„Wir setzen uns nun wirklich nicht für den Erhalt jedes historischen Gebäudes ein“, so Brigitte Jupitz, die erste Vorsitzende von BauLust e.V. Doch das Ensemble werde mit dem Bau eines Parkhauses „amputiert“. Zudem seien Parkplätze in Hochlagen unzeitgemäß. „Es geht auch um die Frage: Wie behandelt München Nürnberg?“
Markus Ganserer, Landtagsabgeordneter der Grünen, hat eine schriftliche Anfrage an die Bayerische Staatsregierung gestellt. Und auch Elmar Hönekopp will einen Brief schreiben – an Markus Söder. „Wir würden ihn gern über das Gelände führen und mit ihm diskutieren. Vielleicht wird das ja ein exemplarisches fränkisch-bayerisches Projekt“, hofft Elmar Hönekopp.
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