Die Flüchtlinge brechen ihr Zelt am Nürnberger Hallplatz ab
27.8.2014, 06:00 UhrEs ist eine Mischung aus Enttäuschung und Entschlossenheit, die die Flüchtlinge vom Hallplatz - vor allem Afghanen, Iraker und Äthiopier - umtreibt. Einerseits haben sie nach vier Monaten ihre Hauptziele bisher nicht erreicht. Dazu gehören, die Residenzpflicht (innerhalb des Regierungsbezirks) und die Flüchtlingsheime abzuschaffen sowie das Arbeitsverbot aufzuheben und die Abschiebung in andere EU-Länder zu stoppen. Ein Gespräch mit Nürnbergs OB Ulrich Maly sowie Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, blieb ohne Ergebnisse. Es war nach der Besetzung des Innenhofs beim Bundesamt sowie einem mehrtägigen Hunger- und Durststreik zustande gekommen.
Naqib Hakimi, der Sprecher der Flüchtlinge, ist enttäuscht. „Immer wieder hörten wir: ,Wir sind nicht zuständig‘ oder ,Die Gesetze sind so, da können wir nichts machen‘.“ Dabei gebe es Spielräume, nur müssten sie auch genutzt werden, von der Landesregierung oder dem Nürnberger Ausländeramt. „Wir haben unsere Heimat nicht umsonst verlassen, sondern sind vor einem Leben in Angst und Gefahr geflohen“, betont er.
„Die meisten von uns riskierten ihr Leben, um Grenzen zu überwinden und nach Deutschland zu fliehen. In Deutschland möchten wir die Angst, die wir in unserer Heimat und auf der Flucht erlebten, langsam vergessen.“ Doch die Angst vor einer Abschiebung mache das unmöglich. Die Flüchtlinge hätten auf ein Leben in Sicherheit und Würde gehofft. Hakimi: „Tatsächlich sind wir jedoch immer noch mit den Zumutungen einer Asylpolitik konfrontiert, die auf Ausgrenzung und Abschreckung setzt statt auf die Durchsetzung des Menschenrechts auf Asyl.“
Auch viel Zuspruch
Auf der anderen Seite haben die Flüchtlinge viel Zuspruch erfahren. Zahlreiche Organisationen und Parteien unterstützen sie bei ihren Anliegen, Schüler und Studenten kümmern sich und helfen bei der Organisation von Aktionen mit. „Wir haben in den letzten vier Monaten gezeigt, dass wir entschlossen und bereit sind, für unsere Rechte zu kämpfen“, erklärt Hakimi. „Wir haben der Öffentlichkeit unsere Anliegen bekanntgemacht.“
Er betont, dass mit dem Abbau des Zelts und der Kundgebung am Samstag, 30. August, nur die „erste Phase des Protests“ beendet werde. „Unsere Aktivitäten gehen weiter. Wir wollen unseren Gesprächspartnern jedoch Zeit geben, an der Umsetzung unserer Forderungen zu arbeiten.“
Derweil wird im Nürnberger Süden ein 240 Quadratmeter großes Zelt aufgestellt, in dem 100 Flüchtlinge übernachten werden. Dadurch soll die überlastete Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf entlastet werden.
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