Luxusgut Kaffee?

Die Kaffeepreise sind stark gestiegen - wie wirkt sich das auf regionale Kaffeeröstereien aus?

Theresa Neuß

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6.9.2024, 16:52 Uhr
Jörg Scheuffler, Chef von Bergbrand, und Matthias Heyder, Geschäftsführer der Rösttrommel, über die gestiegenen Marktpreise.

© Stefan Hippel Jörg Scheuffler, Chef von Bergbrand, und Matthias Heyder, Geschäftsführer der Rösttrommel, über die gestiegenen Marktpreise.

Kaffee ist wohl eines der beliebtesten Getränke der Deutschen. Nach Angaben von "Die Techniker" trinken rund acht von zehn Erwachsenen, genauer gesagt etwa 79 Prozent, täglich oder mehrmals pro Woche Kaffee. Doch für die geliebte Tasse Kaffee am Morgen müssen die Menschen nun deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Auf dem Weltmarkt explodieren die Preise momentan regelrecht. Die Preise der Rohware sind um mehr als 60 Prozent gestiegen. Und das bekommen auch die Verbraucher im Supermarkt zu spüren. Marktführer Tchibo drehte bereits im Frühjahr an der Preisschraube und begründete das mit den gestiegenen Kosten, berichtet die "Deutsche Presseagentur".

Auch lokale Kaffeeröstereien betroffen

Auch die Kaffeeröstereien in der Region spüren die Auswirkungen der steigenden Rohstoffpreise deutlich. Matthias Heyder, Mitgründer und Geschäftsführer der Kaffeerösterei Rösttrommel in Nürnberg, berichtet von massiven Kostensteigerungen: "Die Rohstoffpreise haben sich für uns bei einzelnen Sorten in den letzten Jahren bis zu verdreifacht." Im Durchschnitt zahlen sie aktuell etwa 50 Prozent mehr für Rohkaffee als noch vor der Krise. Und auch Jörg Scheuffler, Chef der Bergbrand Kaffeerösterei, klagt, dass man bei manchen Sorten "schon von einer Preissteigerung von 100 Prozent reden" kann.

Um diese Kosten abzufedern, musste die Rösttrommel im vergangenen Jahr die Preise anheben. Doch selbst das deckt nicht alle Ausgaben. Eine weitere Preiserhöhung kommt für Heyder jedoch nicht infrage. "In der momentanen Lage sehen wir keinen Spielraum für weitere Preiserhöhungen unsererseits, die von unseren Kunden akzeptiert werden würden." Die steigende Preissensibilität der Kundschaft führt bereits zu einem Rückgang der Einzelhandelsumsätze in den Läden der Rösttrommel. "Das ist nachvollziehbar, aber für uns tatsächlich eine Herausforderung, da unsere Kosten für Miete, Personal und so weiter steigen."

Die Rösttrommel versucht nun, die Kosten dort zu senken, wo es noch möglich ist. "Es ist in der aktuellen Lage für uns sehr schwierig geworden, überhaupt noch Gewinn am Jahresende zu machen", so Heyder. Geplante Investitionen werden zurückgestellt, und durch gezielte Werbemaßnahmen sowie die Entwicklung neuer Produkte soll neues Umsatzwachstum generiert werden.

Einer der Läden der Rösttrommel in der Äußeren Laufer Gasse von innen.

Einer der Läden der Rösttrommel in der Äußeren Laufer Gasse von innen. © Rösttrommel Nürnberg

Die Rösterei Bergbrand hingegen hat sich bewusst gegen eine Preisanhebung entschieden. "Die Preiserhöhung können wir nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben" erklärt Scheuffler. "Wir planen vorausschauend, die Kunden akzeptieren keine ständigen Preisänderungen und erwarten einen verlässlichen und beständigen Preis". Dementsprechend kalkuliert Bergbrand die Preise ihrer Produkte so, dass Schwankungen am Markt aufgefangen werden können, ohne ständig an der Preisschraube zu drehen. "Nach jedem Hoch kommt ein Tief und umgekehrt". Wenn also die Marktpreise wieder sinken, senkt Bergbrand die Preise nicht sofort, sondern holt den Gewinn damit wieder rein. Das sei alles Teil einer vorausschauenden Kalkulation, so der Chef von Bergbrand.

Ein weiterer Vorteil für Bergbrand sind die sogenannten "Future Contracts", langfristige Lieferverträge für Kaffee. Dadurch ist das Unternehmen nicht gezwungen, kurzfristig Kaffee zu aktuellen Marktpreisen zu kaufen, sondern kann zu einem festgelegten Preis regelmäßige Lieferungen sichern.

Über weniger Umsatz kann sich Scheuffler nicht beklagen, denn "gegessen und getrunken wird halt immer". Trotzdem hofft der Chef von Bergbrand ebenfalls darauf, "dass sich die Märkte wieder regulieren". Zwar seien sie durch ihre Kalkulationen gut vorbereitet, allerdings sei der Gewinn, der am Ende herauskommt, doch weniger, als früher. "Die Herausforderung der Zukunft wird sein, zu beobachten, wie sich die politische Lage, das Klima und die Ernten verändern, denn all das beeinflusst die Marktpreise", so Scheuffler.

Klimawandel treibt Preissteigerung an

Branchenexperten sehen mehrere Ursachen für den Preisanstieg von Kaffee. Steffen Schwarz, Leiter des Schulungs- und Forschungszentrums "Coffee Consulate" in Mannheim, erklärt den Preisanstieg vor allem mit einem sinkenden Angebot an Kaffeebohnen.

Ein wesentlicher Faktor für das schrumpfende Angebot ist der Klimawandel, der die Kaffeeproduktion in vielen Anbaugebieten stark beeinträchtigt. Vietnam, einer der weltweit größten Kaffeeproduzenten, erlebte im vergangenen Jahr eine extreme Trockenheit, die den Pflanzen erheblich zusetzte, wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" berichtet. Kaffeepflanzen reagieren äußerst empfindlich auf Wetterbedingungen wie Frost, Trockenheit und Starkregen. Letzteres führte in Indien, einem weiteren wichtigen Anbaugebiet, zu Problemen. Wochenlange, heftige Regenfällen hatte zur Folge, dass viele Wanderarbeiter die Region verließen, wodurch weniger Arbeitskräfte für die Ernte zur Verfügung standen. Zudem fielen die Ernteerträge aufgrund der schlechten Wachstumsbedingungen geringer aus.

Neben dem knapper werdenden Angebot sorgt auch eine steigende Nachfrage für den Preisanstieg. Eine neue EU-Verordnung, die ab dem 30. Dezember 2024 in Kraft tritt, könnte dafür mitverantwortlich sein. Laut dem Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung dürfen ab diesem Datum nur noch Erzeugnisse in die EU importiert werden, die ohne Waldrodung produziert wurden. Diese Regelung soll sicherstellen, dass Produkte künftig entwaldungsfrei hergestellt werden. Um möglichen Engpässen und Preissteigerungen vorzubeugen, haben viele Kaffeeröstereien bereits begonnen, Rohkaffee zu bunkern. Sie befürchten, dass der Kaffee ab dem nächsten Jahr schwieriger oder noch teurer zu beschaffen sein wird.

"Wir hoffen sehr, dass sich die aktuelle Lage wieder ändert, dauerhaft können wir so nicht wirtschaften", betont der Gründer und Geschäftsführer der Rösttrommel.