Die lange Reise des Jusup W. zurück ins Leben
11.8.2007, 00:00 UhrZumindest optisch ist inzwischen nicht mehr viel von dem einstigen Muskelpaket übriggeblieben. Allein den Bart hat Wilkosz behalten. Die erfolgreichen Zeiten der 70er und 80er, als der gebürtige Heilbronner es bis zum Titel des Mr. Universe brachte, sind längst passé. Die Erinnerungen aber sind lebendig. Und dank einer zufälligen Begegnung mit dem Autor Heiger Ostertag konnte er seine Erlebnisse auch in Form eines Buches verarbeiten.
Um das 200 Seiten dicke Taschenbuch mit dem Titel «Was bleibt - die Reise des Jusup W.» an den Mann zu bringen, tingelt Wilkosz mit Verleger und Autor durch die Republik. Auch im Nürnberger Fitnessstudio TopFit macht das Grüppchen halt. Allerdings musste sich Ostertag kurzfristig entschuldigen. Statt der geplanten Lesung gibt es daher eine Gesprächsrunde mit Wilkosz und dem Nürnberger Bodybuilder Hubert Metz, dem Mr. Universum von 1980.
Heike Schmiedeck, Lebensgefährtin des Verlegers, fungiert als Moderatorin und stellt noch vor dem Gespräch gegenüber der NZ klar, dass man auf diverse Fragen keineswegs eingehen werde, schon gar nicht auf das Thema Doping. Außerdem wolle man Wilkosz ungern dazu bewegen, noch einmal in aller Ausführlichkeit davon zu berichten, wie Anfang der 90er Jahre plötzlich alles vorbei war und er vor dem finanziellen Ruin stand.
Das Publikum jedenfalls - ambitionierte Kraftsportler wie Hobbysportler, die zufällig vor Ort sind - ist geduldig, lässt sich gerne noch einmal von den wichtigsten Stationen in Wilkosz’ Karriere berichten. Seine Augen funkeln, als er davon berichtet, wie alles begann. Während seiner Lehre zum Fernmeldesekretär bei der Deutschen Post kam er zum Krafttraining und arbeitete sich kontinuierlich nach oben. 1978 wurde er erstmals Deutscher Meister. Ein Jahr darauf war er bereits Weltmeister, wenig später durfte er sich Mr. Universe nennen.
Die Spirale des Erfolgs schien sich unaufhaltsam weiter zu drehen. Auf einem Wettkampf lernte Wilkosz irgendwann auch Arnold Schwarzenegger kennen. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Art Freundschaft. «Von Arnie habe ich auch meinen Spitznamen Sepp bekommen», erinnert sich Wilkosz. Mit dem heutigen Gouverneur von Kalifornien traf er sich zum Bergwandern in Südtirol oder zum Wasserskifahren auf Hawaii. «Bei einer unserer Angeltouren haben wir sogar mal einen Barracuda gefangen», erzählt Wilkosz stolz, dessen Erfolge auch den Medien nicht verborgen blieben. Diverse TV-Auftritte folgten. Sogar in einer ARD-Fernsehserie bekam er eine kleine Nebenrolle.
Im Rausch des Erfolgs beging Jusup Wilkosz, wie er selbst sagt, «eine große Dummheit». Er gab seinen Beamtenstatus auf Lebenszeit auf, kündigte seinen Job bei der Post und eröffnete ein eigenes Fitnessstudio im Stuttgarter Raum. «1985 bin ich bei Mr. Olympia nicht mehr angetreten, weil mich mein Studio zu sehr in Beschlag genommen hat», sagt er, atmet tief durch und macht eine bedeutungsvolle Sprechpause.
Die Moderatorin übernimmt. Die schweren Zeiten wolle man an dieser Stelle nicht mehr neu aufrollen, betont sie, das könne man ihm einfach nicht zumuten. Dem Verkauf des Buches wohl auch nicht. In dem ist nämlich genau nachzulesen, wie es mit Wilkosz’ Studio Ende der 80er Jahre plötzlich den Bach runter ging, wie er sich den falschen Leuten anvertraute und letztlich in den finanziellen Ruin getrieben wurde.
Erst die Begegnung mit Autor Ostertag, hat ihn, wie er selbst sagt, «wieder ins Leben zurückgeholt». Aus eigenen Erzählungen, Tagebucheinträgen sowie Zeitzeugenberichten aus der Szene hat Ostertag einen Roman gebastelt, der, so Wilkosz, «auch unangenehme Wahrheiten ans Licht bringt».
Wie viele Exemplare des 12,60-Euro-teuren Buches bereits verkauft wurden, mag Verleger Jürgen Wagner nicht verraten. «Wir sind aber im fünfstelligen Bereich.» Noch scheinen die Verkaufszahlen aber nicht hoch genug zu sein. Die Reise des Jusup W. - sie wird wohl noch ein bisschen andauern.
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