Die Liebe zum Wald und der Natur treibt ihn an

29.8.2018, 11:36 Uhr

Markus Ganserer sieht aus wie der Prototyp eines Grünen-Politikers. Grünes Hemd, dunkle Hose und Sandalen – die Kleidung erinnert noch immer an seinen alten Beruf als Forstwirt. Ganserer kommt – ideologisch konsequent – mit dem Bus zum Treffpunkt in den Nürnberger Stadtteil Buchenbühl.

Seit 2013 ist er Berufspolitiker und sitzt im bayerischen Landtag. "In der Stadt ist es einfach nicht intelligent, zwei Tonnen Blech in Bewegung zu setzen", erklärt er die Wahl seines Verkehrsmittels. Schon seit zehn Jahren hat der 41-Jährige kein eigenes Auto mehr. Wenn er doch mal eines braucht, nutzt Ganserer Carsharing. Das klappe sehr gut, "man spart sich sogar noch Tüv, Kundendienst oder Reparaturen".

Als Ort für das NZ-Gespräch hat der Umweltpolitiker sich den Reichswald zwischen dem Flughafen und der Autobahn A 3 ausgesucht. Zahlreiche Bäume in dem Waldstück sind mit weißen Kreuzen markiert. Sie müssten gefällt werden, sollte eines Tages die sogenannte Nordanbindung kommen – ein Zubringer, der Autobahn und Flughafen verbinden würde. "Noch immer steht die Nordanbindung im Bundesverkehrswegeplan", sagt Ganserer. Vom Tisch ist das Projekt daher mitnichten. Dabei sei die Anbindung "ein Witz". "Die meisten Fluggäste kommen aus dem Ballungsraum Nürnberg-Fürth und würden die Straße sowieso nicht nutzen", argumentiert er. Außerdem sei der Flughafen schon heute bestens erschlossen.

Der Vater zweier Söhne stellt sich vehement gegen Eingriffe in die Natur. Ihn treibt vor allem die Sorge um die Lebensgrundlage zukünftiger Generationen, die es zu erhalten gelte. Die Liebe zum Wald habe er vom Vater geerbt, erklärt der Abgeordnete, der in Zwiesel (nahe der tschechischen Grenze) geboren wurde. Die Kindheit im Bayerischen Wald hat bis heute einen leichten aiwangerischen Einschlag in Ganserers Sprache hinterlassen. Auf dem zweiten Bildungsweg erkämpfte er sich das Abitur, studierte einige Jahre später Wald- und Forstwirtschaft.

"Eine Koalition mit der CSU ist möglich"

1998 trat er Bündnis 90/Die Grünen bei, um für den Atomausstieg zu kämpfen und gegen "eine ähnlich vergiftete Atmosphäre, wie sie momentan in unserer Gesellschaft herrscht". Damals, erinnert er sich, habe es eine richtige Wechselstimmung gegen die Kohl-Regierung gegeben. "Ein bisschen so kommt es mir jetzt auch in Bayern vor. Die Leute haben die unsägliche Hetze der CSU und ihren Politikstil satt", findet Ganserer.

Trotzdem: Eine Koalition mit den Christsozialen nach der Landtagswahl hält er grundsätzlich für denkbar. Er selbst setzt in Stilfragen vor allem auf Transparenz. Auf seiner Homepage beschreibt er detailliert, welche Einkünfte er hat und wie er sie verwendet. "Ich will den Leuten auch zeigen, dass ich mich nicht auf irgendwelche Luxuspartys einladen lasse."

Wenn Markus Ganserer über Politik spricht, wird seine Miene ernst. Konzentriert und mit Nachdruck erläutert er seine Positionen, warnt eindringlich vor den dramatischen Folgen des Klimawandels. Mehr Naturschutz in Bayern und höhere Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr – diese Maßnahmen würde Ganserer am liebsten sofort umsetzen.

Den Aufstieg der AfD will er dagegen vor allem sozialpolitisch bekämpfen. "Viele Leute schuften wie blöd und wissen, dass sie trotzdem keine vernünftige Rente bekommen. Gleichzeitig zahlt Amazon praktisch gar keine Steuern", sagt Ganserer. Die AfD präsentiere den Menschen dafür einen Sündenbock. "Es ist eben immer leichter, nach unten zu prügeln, als gegen die Großen aufzustehen."

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