Die Nürnberger Foodblogger-Szene wächst und gedeiht

10.11.2016, 05:58 Uhr
Die Nürnberger Foodblogger-Szene wächst und gedeiht

© Peter G. Spandl

Auch die Nürnberger Foodblogger-Szene wächst und gedeiht. Wir haben uns die Blogs genauer angesehen. Dabei ging es uns um reine Rezepte-Blogs und nicht solche, die Restaurants oder andere Lokalitäten unter die Lupe nehmen. Weil wir schon immer mal wissen wollten, wie man dazu kommt, einen Blog zu schreiben, haben wir an an vier Nürnberger Blogger einen Fragebogen verschickt: Ina  Speck (Ina.Is(s)t),   Uwe Spitzmüller (Highfoodality), Peter Spandl (Aus meinem Kochtopf)  und Sibel Arend (Insane the Kitchen) haben uns verraten, was sie antreibt. Und ihre Lieblingsrezepte gleich dazu. Guten Appetit! 

highfoodality.com: Uwe Spitzmüller, 37, aus Nürnberg will anderen kulinarisch interessierten Menschen dabei helfen, besser zu kochen, schöner anzurichten oder Inspiration zu finden. Sein  Blog richtet sich an kulinarisch interessierte und aufgeschlossene Menschen, die gerne selbst kochen, hin und wieder aufwändigeren Rezepten nicht abgeneigt sind, gerne gut essen gehen und ein Faible für eine gewisse Ästhetik haben. Mit den drei Worten  "Gehoben, aufwändig, Leidenschaft" umschreibt er Highfoodality.

Pro Woche investiert Spitzmüller  zwischen zehn und 25 Stunden, je nachdem, wie viel Zeit er hat. Zwei Beiträge pro Woche veröffentlicht er. Etwa zwei bis drei Jahre dauerte es, bis sich der Nürnberger eine Art "Stammkundschaft" aufgebaut hatte. Besonders viel Gewicht habe die Gestaltung, sagt Spitzmüller: "Das Auge isst schließlich mit."

Neben dem Kochen und dem Styling ist die Fotografie eine weitere große Leidenschaft. "Ich versuche, meinen eigenen Foto-Stil zu entwickeln."
Und sein  Lieblingsrezept? "Da ich viel koche, esse und zubereite gibt es für mich nicht DAS Lieblingsrezept". Aber die Kalbsbäckchen mit Kürbis-Risotto sind dann doch etwas Besonderes. Oder Zucchini-Ajvar-Röllchen.

"Bestes Food Picture"

inaisst.blogspot.de:Ina Speck, 28, aus Nürnberg. Ina hat  kürzlich den deutschen Food Blog Award in der Kategorie „Bestes Food Picture“ gewonnen, das Foto zeigte einen Rote Beete-Smoothie. Die 28-Jährige kocht schon seit Kindertagen gern. Doch sie konnte sich die ganzen Rezepte einfach nicht merken und rief immer ihre Oma an. Irgendwann beschloss sie, die Rezepte online aufzuschreiben.

Am Anfang war die Seite hauptsächlich für ihre Familie und Freunde gedacht, da Ina Speck auch eine Zeitlang in China lebte und so gut Kontakt halten konnte. Auch ihre Oma schaut öfter mal bei Ina.Is(s)t vorbei. "Ich rufe sie aber trotzdem noch an und frage sie nach Rezepten", sagt Ina Speck. Ihren Blog beschreibt sie mit den Worten: Liebevoll, vielseitig, kreativ. Weil sie mittlerweile einen Vollzeit-Job hat, schafft sie meistens nur noch einen Post pro Woche.

Wie wichtig ist die Gestaltung? "Neben der Rezeptentwicklung ist das Fotografieren und Gestalten eine große Leidenschaft von mir", sagt Ina Speck. "Kürzlich wurde ich mit dem "Food Blog Award" in der Kategorie "Bestes Food Picture" auf den 1. Platz gewählt. Das war ein Riesen-Kompliment. Das Design meines Blogs habe ich gestaltet und bastle immer wieder neue Features ein."

Eine sehr schwierige Frage ist die nach Specks Lieblingsrezept: "Meine Leser mögen gerne süße Rezepte. Ein Favorit ist der Marmorkuchen meiner Oma. Ich hingegen mag lieber ein paar ausgefallene, internationale Rezepte, wie zum Beispiel meinen asiatischen Nudelsalat mit Sesam und Gurke. Den könnte ich Tag und Nacht essen."

"Wie ein Eichhörnchen"

aus-meinem-kochtopf.de: Peter G. Spandl, 59, aus Nürnberg. "Ich bin wie ein Eichhörnchen und sammle Rezepte. Papier ist nicht mehr zeitgemäß. Deshalb ein Blog", sagt Peter Spandl, der bereits seit  2006 bloggt. Allerdings erst seit 2009 ohne Passwortschutz und somit für die Öffentlichkeit.

Vorher war die Seite nur für enge Freunde zugänglich. Die Hauptzielgruppe war ursprünglich die Familie. Wie gehen die Plätzchen von Oma? Auf "Aus meinem Kochtopf"  soll alles zu finden sein, was der Familie geschmeckt hat.

Mit den Worten "Kochen. Essen. Überleben" beschreibt Spandl seine Seite, auf der er zwei bis drei Beiträge pro Woche veröffentlicht. "Pro Beitrag brauche ich 4-5 Stunden. Der Blog ist Hobby und frisst die gesamte Freizeit auf".

Die Gestaltung sei enorm wichtig: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Aber der Aufwand dafür halte sich in  Grenzen: "Schließlich essen wir das, was gekocht wird, unmittelbar danach. Da bleibt nicht viel Zeit fürs Foto". Ärgerlich seien aber vermurkste Fotos von Rezepten, die man wiederholen muss.

Ein Lieblingsrezept habe er  definitiv keines. "Dafür ist die Welt zu bunt. Wir essen seit über 39 Jahren jeden Freitag Spaghetti. Selbstverständlich mit wechselnden Soßen/Zutaten". Etwa 20 Rezepte gibt es dazu im Blog. Die perfekt geschmorten Ochsenbäckchen nennt er dann doch...

Nur aus einem Kompromiss heraus

insaneinthekitchen.blogspot.de: Sibel Arend, 38, aus Nürnberg. Eigentlich wollte Sibel Arend nie einen Blog haben, der sei nur aus einem Kompromiss heraus entstanden, "da ich mich nie getraut habe, einen Youtube Koch-Kanal zu eröffnen". Heute hat sich das Bloggen zu einer richtigen Leidenschaft entwickelt und ihr tolle, neue Welten eröffnet.

Da Arend türkischer Abstammung ist, bekam sie oft  Anfragen zu türkischen Rezepten. Also entschloss sie sich, vermehrt türkische Rezepte zu posten. Aber man findet auch ganz viele lokale Rezepte sowie Gerichte aus aller Welt auf ihrem Blog. "Kreativ – humorvoll – bunt" so umschreibt sie ihren Blog, auf dem sie wöchentlich etwa drei Berichte veröffentlicht.

Um sich eine Leserschaft aufzubauen, braucht es langen Atem, meint Sibel Arend. "Das erste Jahr ist wohl das härteste Jahr. Geduld sollte man schon mitbringen." Im zweiten Jahr lief es schon viel besser und im dritten Jahr kam der Stein richtig gut ins Rollen. Das Fotografieren ist erst durch das Bloggen zum Hobby geworden. "Heute könnte ich mir mein Leben ohne Spiegelreflex-Kamera und Bildbearbeitungsprogramm sowie den vielen kleinen Requisiten für's Foto, die langsam in keine Schränke mehr passen, nicht mehr vorstellen".

Sibel Arend kann sich nicht für ein Lieblingsrezept entscheiden, "aber bei meinen Lesern kommt das türkische Fladenbrot-Rezept sehr gut an".

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