Die Zeppelin-Tribüne bröckelt
25.9.2011, 12:50 UhrEine der zentralen Nazi-Hinterlassenschaften in Nürnberg, die Zeppelintribüne, droht nach Erkenntnissen der Nürnberger Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) ohne Millioneninvestitionen der Verfall. Die Fassaden des Monumentalbaus seien am Bröckeln, die Innenräume der wuchtigen Tribüne schon seit Jahren für Besuchergruppen gesperrt.
Ohne eine baldige Sanierung seien weitere Schäden an dem historischen Bauwerk auf dem früheren Reichsparteitagsgelände der Nazis zu befürchten, sagte Lehner in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Antikes Vorbild der 1935 bis 1937 erbauten Zeppelintribüne war der Pergamonaltar. Weiter sagte Lehner, das Problem sei, dass ein Teil der Tribünen-Innenräume mit Schutt gefüllt sei; dieser übe wachsenden Druck auf das Mauerwerk aus. „Es fragt sich, wie lange die Mauern dem Druck noch standhalten“, sagte sie.
Das Material stamme von den beiden früheren Türmen, die in den 1960er Jahren gesprengt worden waren. Zudem hätten später angepflanzte Baumreihen das frühere Bild der Zeppelintribüne verändert. „Uns geht es allerdings nicht um eine perfekte Rekonstruktion der Zeppelintribüne, sondern um eine behutsame Instandhaltung“, hob Lehner hervor. Dabei könnte sie sich gut vorstellen, die Spuren der Nachkriegszeit – etwa die aufgesprühten Graffiti – zu erhalten, sagte sie. „Das Konzept einer städtischen Arbeitsgruppe sieht vor, die Tribüne so wiederherzustellen, dass die Rolle des ganzen Areals in der Propagandamaschinerie der Nazis begreifbar wird“, sagte Lehner.
Dabei sollte auch der frühere „Goldene Saal“ im Tribünen-Inneren wieder für Besucher geöffnet werden. „Wir wollen damit die ganzen Legenden um den Goldenen Saal entmystifizieren“, sagte die Politikerin. Die Kulturreferentin rechnet mit Sanierungskosten von bis 70 Millionen Euro, die die Stadt alleine nicht tragen könne. Lehner, die am 7. Oktober dem Kulturausschuss der Stadt ein Sanierungskonzept vorlegen wolle, hofft daher auf finanzielle Unterstützung von Land und Bund. „Die Zeppelin-Tribüne ist ein nationales Geschichtserbe“, betonte sie.
Sobald das Konzept vom Nürnberger Stadtrat verabschiedet sei, würden entsprechende Förderanträge an den Freistaat und die Bundesregierung gestellt. Nach ihren Angaben besichtigen jährlich rund 200 000 Menschen das Tribünen-Areal. Das Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände habe das Interesse daran deutlich gesteigert. Vor der Tribüne waren während der Nazi-Reichsparteitage verschiedene NS-Verbände aufmarschiert.
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