Drei Stunden keine Fahrt: Nürnberger Taxifahrer über Corona-Krise

Hans-Peter Kastenhuber

Nürnberger Nachrichten

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19.3.2020, 20:04 Uhr

Seit 15 Jahren fahre ich Taxi, seit sieben Jahren als Selbstständiger. Ich bin ganz zufrieden mit meinem Geschäft. Eigentlich. Denn seit zwei Wochen ist alles anders. Mein Umsatz ist um ungefähr 70 Prozent eingebrochen.

Wir leben ja als Taxifahrer vor allem von Geschäftsleuten, von Messegästen und von Touristen. Seit dem Ausbruch der Corona-Epidemie sind davon hier in Nürnberg kaum noch welche unterwegs. Zum Glück habe ich ziemlich viele feste Kunden. Obwohl auch da so einiges weggebrochen ist. Der Behindertenfahrdienst, für den ich seit längerem arbeite, ist fast komplett eingestellt. Tja, kann man nichts machen.

Jetzt stehe ich hier am Hauptbahnhof und muss in der Schlange mit den Kollegen wahrscheinlich gut zwei Stunden warten, bis ich die nächste Fahrt habe.

Im Gespräch mit meinen Fahrgästen gibt es zurzeit nur ein Thema: Corona. Alle fragen sich, wie das weitergeht. Die meisten wollen sich aber nicht verrückt machen lassen. Bei mir im Taxi brauchen sie sowieso keine Angst zu haben. Da sind alle sicher. Ich reinige den Wagen innen immer wieder mit Desinfektionsmittel und besprühe sogar das Geld damit. Im Gegensatz zur U-Bahn oder zum Bus haben die Leute bei mir nur mit einem Menschen Kontakt. Und Händeschütteln gibt’s nicht mehr.

Wir schaffen das schon irgendwie. Auch wenn es schwer wird. Aber ich finde, dass man in Deutschland zurzeit viel Solidarität spürt.

Hoffnung auf Liquiditätsbeihilfe

Ich bin vor 42 Jahren als 13-Jähriger mit meinen Eltern aus der Türkei hierhergekommen. Meine Frau arbeitet bei einer Versicherung, meine beiden erwachsenen Kinder auch. Die bereiten sich jetzt gerade alle drei auf die Arbeit im Home-Office vor.


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Zum Glück habe ich keine Schulden, aber das Auto muss weiter abbezahlt werden. Das sind allein schon 650 Euro im Monat. Insgesamt fallen Fixkosten von rund 1500 Euro an. Es gibt jetzt einen Antrag vom Bundesverband der Taxifahrer, dass uns vom Staat eine Liquiditätsbeihilfe von monatlich 1500 Euro bezahlt werden soll. Das wäre super und würde uns viele Sorgen nehmen.

Beim Trinkgeld sind die Kunden großzügiger als sonst. Das finde ich toll, weil es zeigt, dass sich die Menschen Gedanken über unsere Situation machen. Und dass man zusammenhalten will.


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