Drogendealer im Rosenaupark: Anwohner sorgen sich
10.6.2017, 05:48 UhrAls Leticia Velazquez Merrettig vor einigen Wochen durch den Rosenaupark ging, war sie schockiert: Ein junger Mann saß im Gebüsch und setzte sich gerade eine Spritze in den Arm. Vor ihm lagen noch mehr Kanülen ausgebreitet auf der Erde. Das war, erinnert sich Merrettig, um 14.30 Uhr.
Anwohner warnen einander, man solle den Brunnen meiden, dort werde gedealt. Geschichten kursieren, wonach sich Drogenabhängige auf offener Straße um Stoff prügelten. Merrettig und ihr Mann, gemeinsam Pächter des alteingesessenen "Café Kiosk" am Rande des vor allem bei Familien beliebten Parks in Gostenhof, sorgen sich um die Kundschaft. Und darum, dass Kinder womöglich doch mal zu neugierig sein könnten und sich an den gebrauchten Spritzen stechen, die hin und wieder auf dem Spielplatz liegen.
"Das ist neu", bestätigt Ilka Soldner, SPD-Stadträtin und seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Kinderkommission tätig.
Auf der letzten Kinderversammlung, die Ende März stattfand und bei der alle, die unter 14 sind, ihre Sorgen loswerden können, seien die Spritzen im Rosenaupark zur Sprache gekommen. "In der Südstadt haben wir dieses Problem massiv, aber in diesem Teil von Gostenhof war das bisher kein Thema", sagt Soldner. Sie weiß: "Der Stadt und der Polizei ist das Problem bekannt."
"Wegen einer Spritze ruft keiner die Polizei"
Tatsächlich fährt regelmäßig ein Streifenwagen der Inspektion Mitte vorbei, die Beamten patrouillieren inzwischen auch zu Fuß auf den Parkwegen. Ein Polizeisprecher betont, dass seit Jahresanfang zwar 15 Platzverweise erteilt wurden und zehnmal festgestellt wurde, dass jemand gegen das Betäubungsmittelgesetz verstößt, "das war aber meistens Cannabis". Wurden Personalien aufgenommen, "handelte es sich oft um Jugendliche, die im unmittelbaren Umfeld wohnhaft sind". Die Beamten wissen: "Wegen einer Spritze ruft keiner die Polizei. Uns ist aber auch keine Grünanlage in Nürnberg bekannt, in der regelmäßig Betäubungsmittel konsumiert werden."
Ilka Soldner ist anderer Ansicht. Sie nennt als Brennpunkte Annapark und Südstadtpark, auch am Aufseß- und Maffeiplatz gebe es seit langem ein Drogenproblem. Ihr Eindruck ist: "Durch die Veränderungen bei der Königstorpassage im Hauptbahnhof hat eine Verdrängung stattgefunden." Dort darf seit dem 1. Januar 2017 kein Alkohol mehr konsumiert werden, zudem ist mehr Polizei unterwegs – diese Maßnahmen sollen die kriminalitätsbelastete "Köpa" sauberer und sicherer machen.
Dass der Drogenszene alle Bemühungen völlig egal sind, erzählt Martin Kießling. Er ist Streetworker und kümmert sich im Auftrag des Vereins Mudra um Abhängige. "Das Alkoholverbot bringt nichts, die trinken trotzdem", sagt Kießling. Dennoch habe die Klientel die Königstorpassage verlassen und stehe nun auf dem Bahnhofsvorplatz herum, "das sieht man ja auch". Der neue Standort habe mehrere Vorteile: Der Bahnhofsvorplatz gehöre der Deutschen Bahn, die Stadt kann die Szene dort also nicht mit eigenen Maßnahmen vertreiben. Außerdem seien Polizisten von den Stufen aus schon früh zu entdecken. Kießlings Schützlinge hätten jedoch bestritten, sich im Rosenaupark, der mit der U-Bahn zum Plärrer schnell erreichbar wäre, zu treffen.
Gibt es einen Zusammenhang mit dem Wetter?
Möglicherweise hängt das Drogenproblem im Rosenaupark also mit dem warmen Wetter zusammen. Das glaubt jedenfalls Heinz-Claude Aemmer, der Vorsitzende des Bürgervereins Gostenhof-Kleinweidenmühle- Muggenhof und Doos. Er betont aber auch: "Es findet eine massive Verdrängung statt, die Szene wird rumgehetzt von Park zu Park. Mal waren die am Aufseßplatz, dann an der Wöhrder Wiese, dann auf dem Rochus-Friedhof."
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, gebe es nur eine Lösung: "eine andere Drogenpolitik!" Als Sofortmaßnahme schlägt er vor, einen "Spritzenentsorgungsbehälter" aufzustellen. In diesen können auch kleine Kinderhände nicht greifen. Eine Ausleuchtung des Parks lehnt Aemmer ab: "Das kann keiner bezahlen."
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