Druck von Verbänden und Parteien: Bald Pop-Up-Radwege in Nürnberg?

Jo Seuß

Lokales Nürnberg & Stadtanzeiger

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20.5.2020, 11:17 Uhr
Ein Modell auch für Nürnberg? In Nizza gibt es seit kurzem neu eingerichtete Fahrradstreifen. 

© Foto: Valery Hache/AFP Ein Modell auch für Nürnberg? In Nizza gibt es seit kurzem neu eingerichtete Fahrradstreifen. 

Ob in Barcelona oder Paris, Mailand oder Berlin sowie jüngst in Brüssel: Überall wurden kurzerhand von den Verwaltungen breite, bequeme und vor allem sichere Fahrrad-Spuren im Stadtgebiet eingerichtet.

"Gerade jetzt können die Städte Lücken im Fahrradnetz schließen sowie die Gehwege und den ÖPNV entlasten", sagt Berthold Söder vom Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Er ist sich sicher: Pop-Up-Bike-Lanes "schaffen schnell und einfach eine pandemiesichere Infrastruktur und eine fairere Verteilung des Straßenraums".


Noch mehr Parkhäuser für Räder in Nürnberg?


Weil auch in Nürnberg in Corona-Zeiten die Zahl der Radfahrer gestiegen ist, macht der VCD Nürnberg jetzt Druck: Eine Petition wurde gestartet, die auf www.change.org/PopUpNuernberg läuft. Mit 425 Unterzeichnern ist das Ziel "500" schon fast erreicht.

Für am dringendsten hält der VCD den Abschnitt zwischen Rennweg und Rathenauplatz auf der Bayreuther Straße, um eine gefährliche Radweglücke kurzfristig zu schließen. Gefordert wird nun "schnelles Handeln der Verantwortlichen um den neuen Oberbürgermeister Marcus König".

Als weitere Strecken für Pop-Up-Bike-Lanes werden vorgeschlagen: der gesamte Altstadtring, der Plärrer, die Bayreuther Straße zwischen Rennweg und Nordostbahnhof, die Fürther Straße, die Rothenburger Straße zwischen Oberer Kanal- und Fuggerstraße sowie die Maximilianstraße zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Fürther Straße.


Pop-Up-Radwege bald auch in Fürth?


Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt den Vorstoß des VCD und die Petition. Der angestrebte Radentscheid sieht solche Lösungen für breitere Radwege ebenfalls vor. Aus Sicht des ADFC-Vorsitzenden Markus Stipp ist aktuell die passende Zeit "für Experimente und zum Sammeln von Erfahrungen".

Bei der Politik gibt es grundsätzlich Wohlwollen für den Vorstoß. Der CSU-Fraktionschef Andreas Krieglstein plädiert dafür, es dort zu machen, "wo es technisch möglich und wirtschaftlich umsetzbar ist". Seiner Meinung nach sollte mit Blick auf den kommunalen Zehn-Millionen-Euro-Jahresetat für den Radverkehr "der Lückenschluss Priorität haben".

Volle Unterstützung für eine Verbindung von der Bayreuther Straße zum Rathenauplatz signalisieren derweil die Grünen. "Wir möchten, dass die Menschen auf das Rad umsteigen und nicht auf das Auto", sagt Stadtrat Mike Bock. Er verweist auch auf eine Mitteilung des bayerischen Verkehrsministeriums von Anfang April, in der das Radfahren als "eine geeignete, weil infektionsarme Art der Mobilität" propagiert wird.

Wegen des vorgeschriebenen Mindestabstands von 1,50 Meter sollten Radwege nun deutlich breiter sein. Deshalb plädieren die Grünen für "zeitlich befristete Verkehrsversuche" – zumal die Hürden dafür kürzlich in einer Novellierung der Straßenverkehrsordnung am 28. April "deutlich gesenkt wurden".

"Wir sollten prüfen, ob wir das nicht bei dem ohnehin beschlossenen Radweg in der Rothenburger Straße machen und das sozusagen über eine Interimslösung vorziehen", sagt SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm zum Thema Pop-Up-Bike-Lanes.

Vorsicht an Kreuzungen

An der Bayreuther Straße sieht er "zweifelsohne Handlungsbedarf". Die Stelle aber jetzt "im Hauruckverfahren umzugestalten", sei "keine gute Idee", weil man sich "auch die Kreuzungsbereiche ansehen muss – diese sind die Gefahrenpunkte. Dafür braucht es eine solide Planung, die das Radfahren sicher macht", meint Brehm.

Ähnlich und eher "zwiespältig" sieht den Sachverhalt der Bau- und Planungsreferent Daniel Ulrich. Er hält es für falsch, "in Zeiten der Gesundheitskrise auf Zuruf anderen Verkehrsteilnehmern wie den Autofahrern etwas wegzunehmen". Entscheidend sei "das Primat der Sicherheit" – und hier sieht er bei der Gestaltung der Kreuzungen Probleme bei den Pop-Up-Bike-Lanes.

Suche nach geeigneten Passagen

Ulrich sichert aber zu, dass die städtischen Verkehrsplaner nachdenken werden, an welchen "verkehrlich sinnvollen Stellen" abgetrennte Bike-Lanes möglich wären. Da Straßenabschnitte mehrere Hundert Meter lang sein und keine Zufahrten haben sollten, drängen sich für Ulrich zuerst der Nordwestring und vor allem die Rothenburger Straße auf, wo eine Radschnellwegtrasse geplant wird. Auch die Fürther Straße und andere Hauptstraßen sollen untersucht werden. Ulrich verspricht, dass die Verwaltung zeitnah Vorschläge machen werde.

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