Schmutzkampagne?

„Durchfall-Welle“: Surfer wehren sich gegen Gerüchte - So steht es wirklich um die Wasserqualität

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

E-Mail zur Autorenseite

24.7.2024, 05:00 Uhr
Die Surfer freuen sich, dass die Fuchslochwelle in Nürnberg nach fünf Monaten wieder nutzbar ist.

© Stefan Hippel Die Surfer freuen sich, dass die Fuchslochwelle in Nürnberg nach fünf Monaten wieder nutzbar ist.

"Ich verstehe die ganze Aufregung nicht", erklärt eine Surferin vor Ort. Bakterien gebe es in jedem Gewässer, auch in Seen und sogar im Meer. Die Surferin möchte anonym bleiben. Sie hat die Kommentare unter diversen Beiträgen über die Fuchslochwelle gelesen, hat Angst vor Anfeindungen. Eine Nasenklammer würden die meisten Surfer so oder so verwenden. Nicht wegen der Wasserqualität - einfach, damit kein Wasser in die Nase gelangt. Denn das könne fiese Schmerzen in den Nebenhöhlen verursachen. Sie selbst surft seit zweieinhalb Jahren ohne Nasenklammer an der Pegnitz: "Und es ist noch nie etwas passiert."

Über den Begriff "Durchfall-Welle" ist sie sauer: "Das sagt hier niemand!" Doch woher kommt der Begriff dann? Auch Thorsten Keck, Vorsitzender des Vereins, der die Fuchslochwelle betreibt, kann es sich nicht erklären. "Den Begriff habe ich das erste Mal gehört, als der ‚BR‘ mir das Mikrofon hingehalten hat und die Kamera lief", erzählt Keck lachend.

In den nunmehr drei Jahren seit Surfstart an der Fuchslochwelle könne es durchaus mal passiert sein, dass jemand einen flauen Magen nach dem Surfen im Fluss hatte, aber "wir gehen super sensibel mit dem Thema um." Alle Fälle, so selten sie auch seien, werden erfasst, regelmäßig hält der Verein Rücksprache mit dem Nürnberger Gesundheits- und Umweltamt. Weiterhin erzählt Keck: "Da gibt es klare Prozesse. Wenn es irgendeinen Indikator im Wasser gibt, wird bei uns nicht gesurft."

Besonders ärgerlich sei es, dass dieses Gerücht aktuell die Surferinnen und Surfer verunsichert und gerade auch die Jugendarbeit erschweren würde. Das sei schade, viele Aktive hätten in den vergangenen drei Jahren viel Arbeit und Herzblut in den Verein gesteckt, hätten es ermöglicht, dass die Nürnbergerinnen und Nürnberger, vor allem Jugendliche, den Sport unter Anleitung 90 Minuten lang ausprobieren können. Und das im Vergleich zu kommerziellen Anbietern zu sehr günstigen Preisen. "Da entsteht so eine schöne Gemeinschaft", erzählt Keck.

Aus welcher Richtung die Gerüchte gestreut werden, ist Keck bekannt. "Es wird ein Narrativ gesetzt und das hat jeder ein Stück weit übernommen", erzählt der Vereinsvorsitzende. "Wir haben ein paar Leute, die uns nicht mögen und da eine Agenda gegen uns fahren." Aktuell laufe auch ein gerichtliches Verfahren, zu dem er sich aktuell nicht weiter äußern möchte. Keck betont: Der Verein möchte keinen Streit. "Wir wollen hier einfach unser Surfen machen, wir wollen auch keine riesige Bühne. Wir sehen uns hier als Opfer von jemandem, der das für sich vereinnahmen möchte."

Und wie steht es wirklich um die Wasserqualität in der Pegnitz? Aufschluss geben aktuelle Daten des Referats für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg, die auch öffentlich auf der Internetseite der Stadt einsehbar sind. Gerade bei den Bakterien, die am häufigsten für Probleme sorgen, E.-coli-Bakterien und Enterokokken, zeigt sich: Die gesetzlichen Grenzwerte werden sicher eingehalten. Dennoch schwankt die Wasserqualität in der Pegnitz. Schließlich ist diese kein abgeschlossenes System, sie hat mehrere Zuläufe und Einträge, beispielsweise aus der Landwirtschaft oder Abwasser, und die Wasserqualität kann sich beispielsweise bei Starkregen schnell ändern. Dass in der Pegnitz nicht gebadet werden darf, liegt auch maßgeblich an der starken Strömung und Wehren.

Keine Kommentare