Himmelsgigant war in den USA gestartet

"Ein Monstrum von einem Flugzeug": Die Antonow ist in Nürnberg gelandet

Johannes Handl

Lokalredaktion

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22.2.2022, 11:43 Uhr
Da ist sie: Am Dienstagmorgen ist die Antonow An-124 in Nürnberg gelandet. Die Antonow zählt zu den größten zivilen Frachtflugzeugen der Welt und zog zahlreiche Schaulustige an.

© Eduard Weigert, NNZ Da ist sie: Am Dienstagmorgen ist die Antonow An-124 in Nürnberg gelandet. Die Antonow zählt zu den größten zivilen Frachtflugzeugen der Welt und zog zahlreiche Schaulustige an.

Die Vorfreude unter den Beobachtern ist riesig. Egal, ob sie ein professionelles Teleobjektiv in Händen halten oder sich mit ihrem Handy an einem Schnappschuss versuchen wollen. In wenigen Minuten soll die Antonow An-124 auf dem Airport Nürnberg landen. Also haben sich am frühen Dienstagmorgen zahlreiche Schaulustige rund um den Flughafen versammelt, um das Geschehen bei eisigen Temperaturen vor Ort verfolgen zu können. Weit über hundert standen allein auf dem obersten Deck des Parkhauses P2.

Doch warum die ganze Aufregung? Die Antonow zählt zu den größten zivilen Frachtflugzeugen der Welt. Ihre Ausmaße - eine Länge von gut 69 Metern bei einer Spannweite von mehr als 73 Metern - lassen nicht nur die Herzen der Planespotter, die Flugzeuge beim Start und der Landung fotografieren, höher schlagen. Die noch zu Sowjet- Zeiten konzipierte Maschine der Superlative ist vergangene Nacht unserer Zeit vom Flughafen Columbus, Ohio, in den Vereinigten Staaten gestartet, um an ein Unternehmen aus der Region Teile für den Anlagenbau zu liefern.

Ursprünglich hätte die Antonow bereits am Sonntag in Nürnberg aufsetzen sollen, was sicher noch ungleich mehr Publikum angezogen hätte. Dann aber musste die Reise über den Atlantik verschoben werden, was bei Cargo-Charter-Flügen übrigens keine Seltenheit ist. Die frühe Uhrzeit, angekündigt war 7.30 Uhr, macht Roland Geyer aus Feucht nichts aus. Seine professionelle Fotoausrüstung benutzt er normalerweise für Naturaufnahmen. "Da weiß man nie, wann es klappt", sagt er und lacht. Hier ist der Zeitrahmen für diese "einzigartige Gelegenheit" dagegen gut abgesteckt.

Den Koloss live beobachten

Sven Kilian war schon immer technikbegeistert. Klar, dass der 31-Jährige sich die Gelegenheit, einen Blick auf die Antonow zu erhaschen, nicht entgehen lassen will. Seine Frau Tiffany Kilian, eine klassische Frühaufsteherin, war an diesem Morgen sogar schon im Fitnessstudio. Mit zum Flughafen ist die 24-Jährige aber vor allem ihrem Mann zu liebe. Dominik Sicker hat sogar schon Feierabend. Der Bäcker ist nach seiner Schicht mit seinem Sohn Finn aus Herzogenaurach nach Nürnberg gefahren, um den Koloss landen zu sehen, bevor der Sechsjährige, den es auf dem Parkdeck gerade doch etwas friert, in den Unterricht muss.

Michael Malon aus Fürth hat nicht nur die Antonow An-124 im Visier. Wenig später gelingt ihm eine Aufnahme, die einen Airbus 330-302 im Landeanflug auf einem Bild mit der Antonow zeigt.

Michael Malon aus Fürth hat nicht nur die Antonow An-124 im Visier. Wenig später gelingt ihm eine Aufnahme, die einen Airbus 330-302 im Landeanflug auf einem Bild mit der Antonow zeigt. © Johannes Handl, NNZ

"Da oben ist sie", ruft eine Stimme, als die Antonow erstmals am Himmel zu sehen ist. Lukas Meyer lässt sich davon freilich nicht aus der Ruhe bringen. Der 29-Jährige ist ein Planespotter, wie man ihn sich vorstellt: "Meine Eltern sagen schon immer, dass ich wahnsinnig bin." Ganz unschuldig an seiner Leidenschaft sind sie aber wohl nicht, waren sie es doch, die den Fürther als kleinen Jungen regelmäßig mit zum Flughafen genommen haben. Rund 120.000 Kilometer im Jahr legt Meyer mit dem Auto zurück, um die spektakulärsten Maschinen einzufangen. Die Münchner Sicherheitskonferenz bot ihm vergangene Woche eine willkommene Gelegenheit, verschiedene Regierungsmaschinen, etwa der Niederlande, Albaniens oder der Ukraine, abzulichten.

Gegen den Wind landen

Meyer ist in der Szene gut vernetzt. Die Planespotter wissen oft vor vielen anderen, welche Maschine wo unterwegs ist. Und aus welcher Richtung sie in den Landeanflug übergehen. Diese hängt in erster Linie mit dem Wind zusammen, wie Flughafensprecher Christian Albrecht erklärt. So sollen Maschinen vor der Landung gegen den Wind fliegen - aus Sicherheitsgründen, aber auch um Treibstoff zu sparen.

Nicht nur am Parkdeck versammelten sich die Schauslustigen. Auch an den Zäunen rund um den Flughafen versuchten viele Beobachter, einen möglichst guten Blick auf die Antonow zu bekommen.

Nicht nur am Parkdeck versammelten sich die Schauslustigen. Auch an den Zäunen rund um den Flughafen versuchten viele Beobachter, einen möglichst guten Blick auf die Antonow zu bekommen. © Eduard Weigert, NNZ

Dann ist es so weit: Die Antonow lässt die Wolken hinter sich. Für einen Moment sieht es so aus, als ob der Gigant in der Luft steht. Als die Räder um 7.51 Uhr auf der Landebahn aufsetzen, hört man die Auslösergeräusche unzähliger Kameras. "Ist das ein Monstrum von einem Flugzeug", sagt ein erstaunter Beobachter, als die Antonow schließlich in Richtung Parkposition rollt, wo sie später entladen wird.

Die Zuschauer sind zufrieden. "Man kann sich so etwas auch auf YouTube anschauen", sagt etwa Daniel Grill aus Röthenbach. "Aber live ist eben live." Michael Malon ist mit seinen Gedanken schon woanders: Warum nur einen Riesen aufnehmen? Der Fürther weiß, dass gerade ein Airbus A330-302 Kurs auf Nürnberg nimmt, der es seinerseits auf stolze 60 Meter Spannweite bringt: "Die landen zurzeit öfter hier." Kurz darauf gelingt es ihm, beide Flugzeuge auf einem Foto einzufangen - im Landeanflug die in Grün und Weiß gehaltene Aer-Lingus-Maschine, im Vordergrund die noch einmal größere Antonow.

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