Eine pinke Botschaft gegen Rassismus
14.12.2016, 07:01 UhrBastian Silberkuhl ist sauer. Es ist ein Tag im September, als dem Kneipenwirt ein beißender Geruch in die Nase steigt. Er läuft im Raum auf und ab, prüft, ob der Kühlschrank vielleicht seine Flüssigkeit verliert. Doch es ist keine unangenehm riechende Kühlflüssigkeit die ihm da auffällt - sondern Benzin. Vor der Eingangstür des "Bela Lugosi" entdeckt er schließlich eine große Lache. Ihm ist sofort bewusst, wer hier einen Kanister ausgekippt haben muss: Neonazis.
Immer wieder waren Rechtsradikale vor der Kneipe an der Marienstraße aufgetaucht. Einmal haben sie die Gäste und Betreiber mit dem, aus dem rechtsextremen Umfeld stammenden Schimpfwort "Zecken" beschimpft. Ein anderes Mal posierten sie sich mit der Reichskriegsflagge vor dem "Bela Lugosi". Als Unbekannte das Schlüsselloch mit Sekundenkleber beschmierten, haben Silberkuhl und seine Kollegen bereits Neonazis in Verdacht. Die Kneipe ist Anlaufpunkt für Fans von Metal-, Rock- und Punkmusik. Rechtsradikale wolle man hier genauso wenig haben wie Linksradikale, so Silberkuhl.
Die Vorfälle im "Bela Lugosi" sind dabei nur ein Beispiel für rechte Übergriffe in Nürnberg. Auch in der Kirchengemeinde Nürnberg-Lichtenhof, dem Amt für Jugendarbeit in der evangelischen Kirche Bayern und dem Bayerischen Flüchtlingsrat wurden die Schlösser von Unbekannten verklebt. Und die Betreiber der Kneipe "Arsch und Friedrich" im Stadtteil St. Peter haben Fotos von sich auf Internetseiten Rechtsradikaler entdeckt. Für Aufsehen sorgte auch, als die AfD dem Gostner Hoftheater Rassismus vorwarf. Der Anlass: Das Theater hatte von Flüchtlingen keinen Eintritt verlangt. "Die Neonazis versuchen ein Klima der Angst und Einschüchterung zu schaffen", sagt Ulli Schneeweiß von der Gewerkschaft Verdi. Weil er sich in einem Arbeitskreis gegen Antifaschismus und Antirassismus engagiert, hat er von Rechten eine Todesanzeige geschickt bekommen. In fetten Lettern steht sein Name unter dem Satz "Wir freuen uns mitteilen zu können, dass Ulli bald von uns geht." Aufgeklärt hat die Polizei noch keinen der genannten Fälle.
Gerade deshalb wollen die Betroffenen nicht schweigen. Es geht ihnen um Solidarität und den altbekannten Grundsatz "Gemeinsam sind wir stark". Aktuell sind Plakate gedruckt. Auf pinkem Grund steht in gelben Wörtern: "Gemeint sind wir alle". Denn rassistische Angriffe sind kein Einzelfall.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen