Eltern und Lehrer sollten mehr Druck machen

Ute Möller

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11.12.2019, 19:19 Uhr

Die Datenlage ist verwirrend. Einerseits hat sich laut Beratungsstelle Inklusion des staatlichen Schulamts in Nürnberg das Selbstverständnis der Eltern von Kindern mit Handicap gewandelt: Hatten vor fünf Jahren noch viele Zweifel, ob Inklusion funktionieren kann, ist jetzt vielen bewusst, dass sie ein Recht auf gemeinsamen Unterricht haben. Doch das führte bisher weder zu einem deutlichen Anstieg der Kinder in Einzelinklusion und Partnerklassen, noch zu einem erkennbaren Rückgang der Kinder in den Förderschulen. Rechnet man jetzt noch ein, dass bei immer mehr Kindern ein Förderbedarf diagnostiziert wird, erscheint eine Interpretation der vorliegenden Zahlen fast unmöglich. Völlig zu Recht wird im städtischen Bildungsbüro die Forderung nach einem runden Tisch laut, um die Daten systematisch zu betrachten.

Dass Eltern von Kindern mit Förderbedarf weiterhin nur zögerlich in das Regelschulsystem drängen, hängt damit zusammen, dass die Bedingungen für Inklusion nach wie vor mangelhaft sind: zu wenig Lehrkräfte, zu wenig mobile sonderpädagogische Dienste, zu wenig flexible Räume für Differenzierung . . . Es ist kein Wunder, dass all dies Eltern eher abschreckt. Doch dass das Schulsystem der Inklusion nicht gerecht wird, darf diese nicht infrage stellen. Im Gegenteil. Der Druck von Eltern und Lehrern sollte wachsen. Auf die Politik und auch auf die Stadt als Sachaufwandsträger.

 

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