Empörung über Dagmar Wöhrls Reise: Alles halb so wild?

10.5.2013, 14:33 Uhr
Empörung über Dagmar Wöhrls Reise: Alles halb so wild?

© Hagen Gerullis

Dagmar Wöhrl ist erschüttert, was da über Nacht in den sozialen Netzwerken im Internet über sie hereingebrochen ist. Die „ehemalige Schönheitstusse“ beweise, dass die Formel „blond = blöd“ stimme, schreibt einer bei Facebook. „Fristlos raus aus dem Bundestag“, fordert ein anderer. Und ein Dritter meint: „Politiker dürfen sich alles erlauben.“

Dabei ist sich die 58-jährige Vorsitzende des Entwicklungsausschusses im Bundestag nach eigener Aussage keiner Schuld bewusst, wie sie unserer Zeitung versicherte.

Gewiss, sie habe an einigen Abstimmungen nicht teilgenommen. Aber die Tatsache, dass sie unter erheblichen Knieproblemen leide, sei nun wirklich nicht erfunden gewesen. Jeder habe sehen können, wie sie sich wochenlang mit Krücken ins Parlament und ins Büro schleppte, obwohl sie eigentlich hätte zu Hause bleiben sollen.

An einem Donnerstag - in der letzten Sitzungswoche des Jahres - seien wieder mal starke Probleme aufgetreten, deswegen sei sie zu ihrem Arzt nach Nürnberg geflogen.

Keine Dienstreise auf Kosten des Steuerzahlers

Bevor sie sich aus Berlin verabschiedete, habe sie noch bei der Unionsfraktion nachgefragt, ob bei der Abstimmung am Freitag die Regierungsmehrheit gefährdet sei, wenn sie fehle. Das sei nicht der Fall, habe man ihr versichert. Zusätzlich schrieb ihr Büro noch einen Brief an Parlamentspräsident Norbert Lammert, in dem es hieß, die Abgeordnete könne „aufgrund einer akuten gesundheitlichen Einschränkung“ nicht an der Sitzung teilnehmen. Genau diese Formulierung sollte später noch für Ärger sorgen.

Am Freitag darauf flog die CSU-Politikerin nämlich von Nürnberg über Frankfurt nach Colombo auf Sri Lanka. Wie passt das zusammen? Dagmar Wöhrl erklärt es so: Die Reise  - keine Dienstreise auf Kosten des Steuerzahlers, sondern privat bezahlt - sei lange geplant gewesen. Bei der Buchung habe es so ausgesehen, als ob der Bundestag seine Sitzungswoche zu diesem Zeitpunkt bereits beendet habe. Und schließlich sei es darum gegangen, sich mal wieder um die Projekte ihrer Emanuel-Wöhrl-Stiftung auf Sri Lanka zu kümmern.

Deswegen empört sich die Politikerin nun auch über Medienüberschriften wie „Elefantencamp statt Bundestag“, die den Eindruck erweckten, es sei eine Luxusreise gewesen, die sie der Parlamentsarbeit vorgezogen habe. Tatsächlich, so Wöhrl, habe sie sich gemeinsam mit ihrem Mann erst später, nämlich während der Silvesterwoche in Thailand, erholt. Nur da könne man dann von einem Urlaub sprechen.

„Nicht beeinträchtigt“

Falls sie mit ihrem Vorgehen „jemanden enttäuscht oder verletzt habe sollte“, schreibt Dagmar Wöhrl, „tut mir dies aufrichtig leid“. Allerdings sei sie auch „der Überzeugung, dass diese verpassten Abstimmungen meine fast 20-jährige Arbeit im Bundestag nicht beeinträchtigen“. Im Herbst kandidiert sie im Wahlkreis Nürnberg-Nord für eine weitere Periode. Bis auf eine Ausnahme konnte sie den Parlamentssitz immer direkt holen.

Die Abgeordnete hat Journalistenanfragen, ihre Antwortschreiben und den Brief an den Parlamentspräsidenten auf ihrer Internetseite (www.dagmar-woehrl.de) unter der Überschrift „Die Jagd geht weiter...“ veröffentlicht. Ihr Motto: „Jeder kann sich dann selbst ein Bild machen, was die Medien daraus für eine Berichterstattung machen.“

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