Erstes Offene Büro zum Tiefen Feld kam gut an

27.02.2010, 00:00 Uhr
Erstes Offene Büro zum Tiefen Feld kam gut an

© Daut

Hier sieht’s schwer nach Arbeit aus. Papierstapel mit hingeworfenen Filzstift-Skizzen, Pläne und Prospekte liegen wild durcheinander. Um die jungen Architekten, die ihre preisgekrönten Entwürfe erläutern, bilden sich immer wieder diskutierende Grüppchen. «Genau da war ich neulich erst mit den Langlauf-Skiern unterwegs«, sagt Annelie Matthiesen und beugt sich über das Modell des rumänischen Architekten Adrian Phiffer (Toronto), das «ein bisschen Dorfleben kreieren« will, wo heute noch gesät und geerntet wird. Hannes Gutberlet, ein junger Planer des Büros, sagt das nur deshalb von oben herab, weil er mehr als einen Kopf größer ist als die Frau aus Röthenbach West.

«Ganz klasse«

Zum ersten Mal bringt das Baureferat in seinen neuen Ausstellungsräumen an der Lorenzer Straße Architekten und Laien einen ganzen Tag lang auf Augenhöhe zusammen. Seit 9 Uhr morgens lässt sich Architekt Gutberlet bereits Löcher in den Bauch fragen - und findet das Offene Büro «total konstruktiv«. In den kommenden drei Wochen werden er und seine Kollegen die Anregungen einarbeiten, soweit möglich.

Wie soll Landwirtschaft mit Wohnbebauung kombiniert werden? Wie funktioniert die Verkehrsanbindung? Wo dockt das Neubaugebiet an die alten Ortskerne im Norden und Osten an? Hannes Gutberlet greift zum Stift und deutet am Modell an, wie all das gehen soll.

Dolmetscherin steht parat

Nachbarin Annelie Matthiesen bringt ein Spezialthema mit, will wissen, ob auch altengerechtes und generationenübergreifendes Wohnen möglich sein wird. Doch so konkret wird die Sache erst in einigen Jahren. Heute stehen nur die Grundstrukturen des neuen Stadtteils zwischen Ringbahn und Südwesttangente zur Debatte.

Damit die Leute zwischen Modelltischen und Stellwänden auch mit dem italienischen Architekten Paolo Iotti frei von der Leber weg reden können, steht eine Dolmetscherin parat. Der Mann aus Reggio Emilia findet diese Art von Kundenkontakt «ziemlich nützlich«. Die Besucher seien gut vorbereitet und fragten kritisch nach, sagt er und ist zufrieden.

«Das da war unseres«

Stephan Rottner, Chef des Gasthauses in Großreuth, hat ebenfalls die Runde gemacht und findet an allen Entwürfen etwas Gutes. «Da verändert sich ein Stück Kindheit«, sagt er dann.

Wehmütig? Sein Vater habe im Tiefen Feld schon Rebhühner und Hasen gejagt, sein Sohn mache es dem Großvater nach. Damit werde dann wohl Schluss sein, sagt der Gastronom und tröstet sich: Wer aufs Tiefe Feld zieht, sei garantiert Gast bei ihm. Einen Teil der Grundstücke hat die Stadt längst aufgekauft. Auch Rottner hat Land abgegeben, er zeigt mit dem Finger auf einen schmalen Streifen auf dem Flickenteppich der Felder. «Das da war unseres.«