Es grünt so grün auf dem alten Quelle-Parkplatz
23.5.2013, 07:00 UhrDer Stadtgarten erinnert an ein Baukastensystem. Bunte Plastikkisten und allerlei eher unübliche Pflanzgefäße mit Kräutern, Obst und Gemüse füllen den ehemaligen Quelle-Parkplatz. Mit dem Projekt sollen langjährige Brachflächen sinnvoll zwischengenutzt und gleichzeitig die Artenvielfalt alter Obst- und Gemüsesorten gestärkt werden.
Gegründet hat den Stadtgarten der Verein BluePingu e.V., der einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen leisten möchte. Interessierte Stadt- und Land-Hobbygärtner können sich mit selbst gezogenen Stecklingen versorgen.
In bunten Plastikkisten wachsen Erdbeeren, Rhabarber oder Tomaten, in Badewannen auf Holzgestellen wird Reis angebaut und in Regentonnen und Holztransportkisten gedeihen Apfel- und Kirschbäume prächtig - das ist der Stadtgarten auf dem Gelände eines ehemaligen Quelle-Parkplatzes in der Wandererstraße. Überall grünt und blüht es, es ist angenehm warm und sonnig.
Hobbygärtner aus nah und fern kommen zum Stadtgarten, um Stecklinge für ihr Gemüsebeet im Garten oder den Kräuterkasten auf dem Balkon zu erwerben. „Wir geben gegen eine Spende an den Verein BluePingu etwa 280 teilweise sehr alte Obst- und Gemüsesorten sowie Kräuter ab, die wir selbst aus samenfesten Pflanzen gezogen haben“, erzählt Alexandru Ciocea, der sich seit Beginn ehrenamtlich für den Stadtgarten engagiert.
Samenfeste Pflanzen, so erklärt der junge Mann, der normalerweise Apps für das iPhone programmiert, sind Pflanzen, aus denen Samen gewonnen werden können - im Gegensatz zu den viel verbreiteten Hybridpflanzen, die meist in Baumärkten angeboten werden.
Stärkung der Artenvielfalt
Mit dem Anbau alter Obst- und Gemüsesorten soll die Artenvielfalt gestärkt und erhalten werden. BluePingu bietet im Stadtgarten ein breitgefächertes Informations- und Veranstaltungsprogramm für Kinder und Erwachsene an, um Verständnis für die Natur zu schaffen. Der erste Stadtgarten entstand in Berlin. Eine Neuerfindung ist das Konzept des „Urban Gardening“, das BluePingu vor zwei Jahren auch nach Nürnberg brachte, zwar nicht, doch wurde die Idee, Obst und Gemüse in Plastikkisten oder allerlei andere Gefäße zu pflanzen, von der Bevölkerung begeistert aufgenommen.
„Die Mitwirkung der Leute ist ein sehr wichtiger Baustein unserer Vereinsarbeit, denn wir sind auf die Unterstützung freiwilliger Helfer angewiesen“, betont Alex.
Wie funktioniert das Prinzip Stadtgarten eigentlich? „Die Kisten werden mit Karton ausgelegt, die unterste Schicht ist Laub, darauf kommt Kompost und zum Schluss Erde, in die die Pflanzen gesetzt werden“, berichtet Alex in seiner Eigenschaft als Hobbygärtner. So gedeihen Obst- und Gemüsepflanzen wie auch Kräuter und Bäume einfach in Kisten, die auf Holzpaletten stehen. Der Vorteil ist, dass der Stadtgarten durch das Baukastensystem auch an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden kann.
Mit dem Projekt möchte BluePingu etwas dazu beitragen, jedem Bürger eine gesunde Umwelt zu ermöglichen. Der mobile Baukasten-Garten bietet den Menschen ideale Möglichkeiten, zusammen- und sich näherzukommen und Interessantes und Wissenswertes über Kräuter und Nutzpflanzen erfahren zu können.
Lila Kartoffeln
Das Konzept scheint aufzugehen, denn die Leute scharen sich um die Töpfe mit den Stecklingen von grünen Tomaten bis zu violettfarbenen Kartoffelsorten. „Diese lila Kartoffeln sind einzigartig, die will ich unbedingt wieder in meinem Garten anpflanzen“, berichtet denn auch eine ältere Dame, die extra aus Altdorf in die Nürnberger Weststadt gefahren ist.
Neu ist in diesem Jahr, dass auch ein Bienenstock mitsamt Bevölkerung - etwa 40.000 Honigbienen - zum Stadtgarten gehört, um den sich Hobby-Imker Ian Bühler, im wirklichen Leben Erzieher, kümmert. Er berichtet, dass die Stadt für die nützlichen Insekten mittlerweile der bessere Lebensraum ist, weil sich ihnen durch Schrebergärten, Parks oder Wiesen ein vielfältigerer Speiseplan bietet.
„Auf dem Land gibt es zu viel Monokultur, dadurch finden die Tiere nicht mehr genügend Nahrung und verhungern“, berichtet Bühler. Zu schaffen macht den pelzigen Honigproduzenten auch die Varroamilbe, die in erschreckender Zahl ganze Bienenvölker dahinrafft, bedauert der Hobby-Imker - und wird prompt gestochen. „Ab dem zehnten Stich spüren Imker nichts mehr“, lacht er. Mehr Infos unter: www.stadtgarten-nuernberg.de
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