Experte über Nürnberger Messerattacken: "Der Nachahmungseffekt ist sehr mächtig"
14.12.2018, 15:14 UhrEs kann durchaus einen Zusammenhang zwischen den Attacken geben, sagt Dr. Jens Hoffmann vom Darmstädter Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement. Denn: "Generell gibt es einen Nachahmungseffekt, und der ist sehr mächtig. Das wird meistens unterschätzt."
So gab es bis zum Schulmassaker an der US-amerikanischen Columbine High School im Jahr 1999 keine einzige solche Tat. Dann aber passierten eine ganze Reihe davon, in den Vereinigten Staaten, in Europa und auch in der Bundesrepublik.
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Für Jens Hoffmann ist das keine Überraschung: "Bei solchen Fällen wie jetzt auch in Straßburg kommt es immer wieder zu Nachahmern. Sie müssen nicht das gleiche Motiv haben, aber – wie es in der Fachsprache heißt – das Skript wird aufgegriffen." Motiv ist dann der Wunsch nach Berühmtheit: "Der Täter erhofft sich oftmals viel Aufmerksamkeit, wenn er so etwas macht."
Natürlich muss trotzdem über solche Taten berichtet werden, das sieht auch Jens Hoffmann so. Aber er macht ein paar Vorschläge dafür: "Um diesen Effekt zu vermeiden, dürfen Täter in der öffentlichen Berichterstattung nicht berühmt gemacht und nicht individualisiert werden. Zum Beispiel soll der Nachname nicht genannt und Fotos nur zu Fahndungszwecken veröffentlicht werden."
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Die Gründe für das Verhalten können in diesem Fall sehr unterschiedlich sein: Laut Hoffmann können sie von einer psychischen Erkrankung, hoher Aggressivität bis zum Hass auf Frauen wegen häufiger Zurückweisungen reichen. Für eine genaue Analyse gibt es derzeit jedoch noch zu wenige Informationen.
Die Karte zeigt, wo sich die Attacken in der Nacht auf Freitag ereigneten. Falls Ihnen die Karte nicht angezeigt wird, klicken Sie bitte hier.